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Es war schon lange ihr Traum, inzwischen haben sie ihn verwirklicht: Katrin Linke und ihr Mann Karsten Brensing (beide 56) sind Meeresbiologen, die schon immer mit dem Segelschiff die Welt bereisen wollten. Die Corona-Zeit hat ihnen dabei geholfen, das mit ihren Söhnen umzusetzen ...
Corona hatte auch etwas Gutes
"Das Homeschooling waren wir seit kurz nach Schulbeginn unserer beiden Jungs aufgrund der Coronazeit schon gewohnt", erzählt Katrin Linke. Das kam ihnen zugute, ihren lang gehegten Traum tatsächlich umzusetzen. "Am liebsten hätten wir das mithilfe der Schule getan, aber das gestaltete sich als schwierig." In Deutschland sei es rechtlich nicht möglich, auf einem Schiff zu leben und dort zu arbeiten, während man mit schulpflichtigen Kindern um die Welt reist. Daher ist die Familie im Jahr 2022 nach Zypern ausgewandert.
Die größten Herausforderungen auf dem Schiff
In Griechenland kauften sie sich ihr Segelschiff, auf dem sie nun leben und mit dem es seitdem über die Weltmeere geht. "Letztes Jahr haben wir in Portugal in der Werft überwintert, da unser Boot repariert werden musste", so Katrin Linke. Das sei überhaupt die größte Herausforderung der Reise: Ständig ginge etwas kaputt und müsse ersetzt oder repariert werden. Das führe zwangsläufig dazu, dass man sich in Geduld übe und einen entspannteren Umgang damit finde, wenn Pläne nicht aufgingen. "Man kann überhaupt nichts lange im Voraus planen, weil es eh immer anders kommt, als man denkt. Das haben wir schon gelernt", erzählt uns Katrin Linke.
Tipps für Segelfamilien
- Über die App "Noforeignland" lassen sich Kontakte knüpfen zu anderen Familien, die gerade unterwegs sind.
- Die Barfußroute für Weltumsegler ist ideal für Gut-Wetter-Freunde. Es werden den Jahreszeiten entsprechend Ziele gewählt, wo man die ganze Zeit barfuß unterwegs sein kann, weil es so warm ist.
Mit Kindern auf einem Boot leben
DIe erste Frage, die sich sicherlich vielen aufdrängt: Vermissen die Kinder nicht ihre Freunde? Klar, darüber haben sich Katrin und ihr Mann Karsten auch Gedanken gemacht. Aber bisher laufe das ziemlich gut. Auswärtige Hobbys hätten die Jungs aufgrund von Corona eh nicht gehabt. Die Familie steht immer wieder in Kontakt mit anderen Familien, die ebenfalls auf einem Boot unterwegs sind. Zum Teil reist man auch mal gemeinsam oder trifft sich in einem anderen Hafen wieder. Die Kinder lieben das und finden schnell Anschluss. Und auch von zu Hause kann immer mal ein Kind mit an Bord kommen. Ist die Familie zwischendurch in Deutschland, werden natürlich auch die Großeltern besucht. Ansonsten bleibt man über Video-Calls im Austausch.
Angewandtes Wissen statt Schulpflicht
Die oberste Priorität für Katrin Linke und ihren Mann: dass es den Kindern gut geht. Und dass sie in der Bildung nicht hinterherhinken. Dafür sorgen sie selbst. Sie haben sich Schulmaterial besorgt und Kontakt zu einer Schule in Deutschland aufgenommen. Hier haben sie das Material abgeglichen. Natürlich lernen die Zwillinge Veverin und Vitus zum Teil andere Dinge als in der Schule. Geht es im Sachunterricht zum Beispiel um heimische Hasen und Rehe, lernen die Brüder unterwegs ganz viel über Delfine und andere Meeresbewohner. Zum Beispiel auch, wie gefährlich Angelhaken und Angelschnüre für Vögel, Fische und andere Tiere sind. Unzählige davon schwimmen in den Meeren und verhedddern sich oft auch in Schiffsschrauben. Gar nicht so ungefährlich.
Und wann geht's wieder "richtig" zur Schule?
Im Heimatland Deutschland steht die Familie in Kontakt mit einer Schule in Erfurt, wo sie vor der Reise lebten. Diese Schule können die Jungs dann besuchen, wenn sie in etwa drei bis vier Jahren von der Reise zurückkehren. Einige Lehrer der Gesamtschule machten der Familie beim Abgleich der Materialien Mut und sagten, die Zwillinge seien gut dabei. Katrin träumt auch von gemeinsamen Projekten mit der Schule von unterwegs aus.
Die Kinder lernen auf der Reise auch viel über Meeresströmungen, Gezeiten, Winde und natürlich über die jeweiligen Länder, die sie bereisen. Sie und ihre Mutter haben Länderhefte angelegt, in denen sie Reiserouten und interessante Dinge über die besuchten Länder oder die Menschen, denen sie unterwegs begegnen, festhalten. Wie eine Art Tagebuch. Auch Eintrittskarten können eingeklebt werden. Der Vulkanausbruch auf La Palma war eine große Besonderheit, über die ebenfalls im Länderheft berichtet wurde.
Während des halben Jahrs in Portugal haben die Jungs das Gitarrespielen für sich entdeckt. Den Gitarrenlehrer nehmen sie jetzt virtuell mit und erhalten einmal die Woche Unterricht auf dem Schiff.
Weitere Reiseziele mit dem Familienboot
Gerade ist die Familie auf La Gomera, gestern waren sie noch auf Teneriffa. Ende der Woche geht es weiter nach Kapverden, wo sie auch ein Schildkrötenprojekt besuchen wollen. Anfang Dezember – so der bisherige Plan – wollen sich die vier mithilfe der Passatwinde auf der Barfußroute (Info dazu siehe im Kasten oben) in die Karibik begeben und dort "überwintern". Die Sicherheit steht immer an erster Stelle, daher wollen sie abwarten, bis die Hurrikan-Saison wirklich vorbei ist.
Ökologisch unterwegs
Katrin Linke und Karsten Brensing wollen so umweltfreundlich wie möglich unterwegs sein und den Bezinmotor nur im Notfall nutzen. Daher haben sie sich auch Solarzellen aufs Dach gebaut und einen Elektromotor ausprobiert. Katrin Linke zeigt sich ernüchtert: "Die Technik ist offenbar noch nicht ausgereift genug, alles geht so schnell kaputt, wir haben uns Ersatzteile bestellt, die hergeflogen werden mussten. Der Schrotthaufen, den wir zurücklassen, tut mir in der Seele weh." Und zudem habe das jede Menge Geld gefressen. Da könne man auf jeden Fall noch dazu lernen.

Streit an Bord und Alltagspflichten
Natürlich streiten sich die Jungs und auch zwischen dem Ehepaar ist es nicht immer ganz einfach. Immer wieder gebe es Konflikte. Katrin Linke sieht das aber im Großen und Ganzen recht entspannt: "Überall kommt Streit vor. Wir sprechen dann offen über alles und versuchen, das zu klären." Zeit sei das Thema mit dem größten Streitpotenzial zwischen ihr und ihrem Mann. Beide lieben ihre Arbeit – sie ist Wissenschaftsjournalistin, er Sachbuchautor –, inzwischen schreiben sie beide zusammen Kinderbücher, in denen die Zwillinge die Hauptrolle spielen. Die Bücher sind angelehnt an Erlebnisse während des Lebens auf dem Meer. Katrin Linke und Karsten Brensing haben sich mit dem Schreiben von Kinderbüchern einen weiteren Traum erfüllt. Doch nicht immer können sie ihrer Arbeit so viel Zeit widmen, wie sie gerne würden.
"Nebenbei" muss immer jede Menge rund um das Schiff organisiert oder repariert werden. Und natürlich sollen die Jungs beschult werden. "Manche sagen uns, wir seien im Dauerurlaub, aber das ist absolut nicht so", sagt Katrin Linke. Es gebe immer mehr als genug zu tun und Langeweile käme nicht auf. Das Schiff ist Lebens- und Arbeitsraum zugleich. Das Geld, um sich über Wasser zu halten, verdient das Paar komplett von unterwegs aus.
Mehr zur Buchreihe seht ihr im folgenden Video und unten im Buch-Tipp:
Zweisamkeit in kleinen Portionen
Für Katrin Linke sind Bewegung und Landgänge essenziell wichtig. Bei dem kleinen Raum an Bord ist sie immer die Erste, die an Land springt und alle mitreißt. Vom Boot aus können die Jungs mit dem Stand-up-Paddle-Board fahren, schwimmen oder auch mal mit Papa schnorcheln gehen. Paarzeit gibt es eher wenig.
"Mein Mann und ich hatten schon vor den Kindern einige gemeinsame Jahre, und wir wissen auch, dass das wiederkommen wird", sagt Katrin Linke. In der Zwischenzeit nutzen sie jede Gelegenheit für einen gemeinsamem Spaziergang oder ein gemütliches Kaffeetrinken, wann immer sich die Chance ergibt und die Kinder gut betreut sind, zum Beispiel, wenn sie mit anderen Kindern im Hafen spielen und deren Eltern ein Auge auf sie haben. "Unser Beziehungskitt waren schon immer Spaziergänge, auf denen wir uns unterhalten und bei denen auch mal aufgelöst wird, was sich angestaut hat."
Das Leben auf dem Meer möchte Katrin Linke keinesfalls eintauschen. "Für mich ist es einfach das Größte, wenn der Horizont ringsum direkt in den Himmel übergeht und man nur das Meer und den Sternenhimmel sieht!"