
Nach rund sechseinhalb Flugstunden taucht sie plötzlich im Blau des Atlantiks auf: Die Insel Sal. Endlose Strände, türkisfarbenes Meer. Und unser Zuhause für die nächsten zwei Wochen. Wir sind dem Hamburger Winter entflohen. Sandalen statt Schneeanzug, Strand statt Schwimmhalle. Zugegeben: Der lange Flug ist mit unserem 17 Monate alten Sohn Levi kein Zuckerschlecken. Doch als uns am Flughafen die Sonne ins Gesicht scheint und der warme Wind unsere Haare streift, wissen wir, dass sich der Aufwand gelohnt hat.
Die Kapverden liegen westlich von Afrika, südlich von den Kanaren. Mitten im Atlantik. Sie bestehen aus 15 Inseln – nur neun davon sind bewohnt. Unsere Wahl fiel schnell auf Sal: 350 Tage Sonnenschein im Jahr und Temperaturen um die 27 Grad im Dezember und Januar. Dazu ein 24 Grad warmes Meer – die perfekten Bedingungen für einen Badeurlaub mit Kind.
Die Hauptstadt Espargos, wo sich auch der Flughafen befindet, liegt nur eine Viertelstunde Fahrtzeit von Santa Maria entfernt. Hier landen eigentlich alle Touristen: Der kilometerlange, feinsandige Sandstrand, der sich einmal um die komplette Südspitze der Insel zieht, hat das einstige Fischerdorf zum Touristen-Magnet werden lassen.
Das Zentrum ist noch recht überschaubar: In den hübschen pastellfarbenen Häusern findet man kleine Supermärkte, Souvenir-Läden, Restaurants, Cafés und Bars. Ein Stückchen weiter außerhalb reiht sich ein großes Hotel an das andere. Und die nicht zu übersehenden Kräne und Baustellen zeigen, dass der Tourismus gerade ordentlich an Fahrt aufnimmt. Wir haben uns bewusst für ein kleineres Hotel und gegen All-Inklusive-Verpflegung entschieden. Wir möchten raus und Land und Leute kennenlernen.

Frischer Fisch direkt auf den Tisch
Der Pier ist das Herzstück am Stadtstrand von Santa Maria. Am Ende befindet sich das historische Waaghaus, wo früher das Salz abgewogen wurde. Die Zeiten des Salzabbaus sind längst vorbei. Geblieben ist der Name "Ilha do Sal", übersetzt Insel des Salzes. Und der traditionelle Fischfang. Jeden Tag fahren die Fischer in ihren farbenfrohen Booten raus und kehren pünktlich zur Mittagszeit mit ihrem Fang zurück. Schnell füllt sich der hölzerne Steg mit großen und kleinen Fischen – und natürlich vielen Touristen mit ihren Kameras.
Die Fische werden noch vor Ort ausgenommen und dann per Schubkarre direkt in eines der umliegenden Restaurants gekarrt. Es ist ein kleines Spektakel im sonst so beschaulichen Santa Maria, das auch uns immer wieder anlockt. Wir bestaunen leuchtend bunte Papageifische und riesige Gelbflossenthunfische. Und freuen uns insgeheim schon auf den Abend: Denn so fangfrisch schmeckt der Thunfisch einfach nur fantastisch!
Sal - eine riesige Sandkiste
Nachdem der letzte Fisch den Pier verlassen hat, kehrt am Strand wieder Ruhe ein. Das Lebensmotto der Kapverdier "No stress" ist an allen Ecken spürbar. Und wir lassen uns gerne von dieser Gelassenheit einlullen. Einen Plan für den Tag brauchen wir nicht. Wir liegen am Strand, bauen Sandburgen, gehen baden und beobachten Surfer. Einen Tag gesellt sich sogar eine Schildkröte im Wasser zu uns, an einem anderen sorgt ein Stachelrochen direkt unter dem Pier für Aufregung.
Am Nachmittag zieht es uns meistens in eine Beach Bar direkt am Strand. Hier gibt es gute und günstige Caipis mit Blick auf den Sonnenuntergang. Für Unterhaltung ist immer gesorgt: Nebenan wird Beachvolleyball gespielt, mal trommeln und tanzen ein paar Musiker, mal bewundern wir einen Feuerschlucker. Das Beste aber ist, dass Levi einfach weiter im Sand spielen kann, ohne dass es jemanden stört. Für ihn ist dieser Urlaub wohl vor allem eins: Ein Ausflug in die wohl größte Sandkiste, die er bislang gesehen hat.

Shark Point: Ein "Hailight" an der Nordostküste
Ganz faul sind wir am Ende dann aber doch nicht. Ein paar Vormittage gehen mein Mann und ich abwechselnd tauchen. Einen Tag spazieren wir durch alte Salinen zum benachbarten Kite Beach und bestaunen hunderte von bunten Drachen am Himmel. Und auch eine kleine Insel-Tour steht auf dem Programm. Nur haben wir keine Lust uns einer großen Touristen-Truppe anzuschließen.
Weil wir lieber auf eigene Faust erkunden und weil wir Levis Mittagsschlaf so besser planen können. Von einem anderen Pärchen erfahren wir, dass sie mit einem Taxifahrer einen Deal für eine individuelle Tour ausgehandelt haben. Und als wir am Neujahrstag einen Taxifahrer mit einem neuen Auto entdecken, der offensichtlich nicht gefeiert hat, obwohl gefühlt die halbe Insel noch im Bett liegt, wissen wir: Das ist unser Mann! Und so holt er uns am nächsten Morgen ab und macht sich mit uns auf den Weg zum Shark Point. Nach einem kurzen Abstecher in die Hauptstadt Espargos erreichen wir nach einer halbstündigen Fahrt unser Ziel im Nordosten der Insel.
Wir leihen uns für umgerechnet je drei Euro ein paar stinkende Gummischlappen und waten damit durch das knöcheltiefe Wasser. Nach rund zweihundert Metern wird das Meer tiefer und wir sehen sie: Die Rückenflossen von Zitronenhaien, die vor uns ihre Kreise ziehen. Von "Shark Boy", einem der Gummischlappen-Verleiher, erfahre ich, dass die Haie hier bis zu drei, vier Meter groß werden. Auf dem Rückweg schwimmen ein paar kleinere Baby-Haie im flachen Wasser direkt an unseren Füßen vorbei. Ein Wahnsinns-Gefühl!
Keine zehn Minuten später erreichen wir den kleinen Ort Pedra de Luma. Inmitten eines Vulkankraters liegt eine riesige Saline, die früher der wichtigste Ort der Insel war und bis heute ihr Namensgeber ist. Der Parkplatz liegt am Kraterrand. Von hier aus laufen wir durch einen schmalen, weggesprengten Weg, ehe sich die Saline zu unseren Füßen erstreckt. Was für eine Kulisse! Doch es wird noch besser: In einem der Seen kann man durch den hohen Salzgehalt baden wie im Toten Meer. Wir liegen auf der Wasseroberfläche und ganz gleich, wie wir uns drehen und wenden, wir gehen einfach nicht unter. Salzverkrustet und sehr glücklich über diesen Ausflug fahren wir schließlich zurück ins Hotel.
Eine wie keine
Der Abschied von Sal fällt uns schwer. Macht uns jedoch auch neugierig auf die anderen kapverdischen Inseln. Und wer weiß, vielleicht führt unsere nächste Reise ja auf die Insel Fogo, um die Kraterlandschaft rund um den noch aktiven Vulkan zu entdecken? Vielleicht verschlägt es uns aber auch nach Santo Antão oder Brava? Beide Inseln locken mit üppiger Vegetation und tollen Wanderrouten. Oder zieht es uns doch nach Santiago, um in der Hauptstadt Praia afrikanisches Flair zu erleben? Wir werden sehen!
Kapverden mit Kindern: Tipps für den Trip
Beste Reisezeit: Die Kapverden werden durch das vorherrschende milde ozeanische Klima auch die "Inseln des ewigen Sommers" genannt Die Temperaturen liegen das ganze Jahr über zwischen 20 und 30 Grad, das Wasser ist immer zwischen 22 und 27 Grad warm. Von Mitte August bis Mitte Oktober herrscht Regenzeit auf den Kapverdischen Inseln. Der Niederschlag fällt jedoch häufig sehr gering aus, dafür ist es in diesen Monaten am heißesten. Von Mitte Oktober bis Mitte Juli herrscht die "Zeit der Winde" – je nach Insel kann der Wind also durchaus auch mal ein wenig stärker sein.
Zeitunterschied: Der Zeitunterschied zwischen Deutschland und Kap Verde beträgt im Winter nur zwei Stunden, im Sommer drei Stunden. Traumhafte Temperaturen und trotzdem kein Jetlag!
Visum: Seit dem 1. Januar 2019 benötigen Mitglieder der Europäischen Union für touristische Aufenthalte bis zu 30 Tage kein Visum mehr. Allerdings muss man sich bis zu fünf Tage vor Reiseantritt auf der Webseite www.ease.gov.cv registrieren und eine Flughafensicherheitsgebühr in Höhe von 3400 Escudos (ca. 30 Euro) überweisen. Bei der Einreise müssen Pass und Einreisebestimmung vorgelegt werden. Kinder benötigen einen Kinderreisepass.
Zahlungsmittel: Die Landeswährung ist der Kapverdische Escudo. In vielen Hotels, Geschäften und Restaurants kann jedoch auch mit Euro oder per Kreditkarte gezahlt werden. Banken gibt es in allen größeren Städten.
Impfungen: Das Auswärtige Amt empfiehlt die Standardimpfungen laut aktuellem Impfkalender des Robert-Koch-Instituts (www.rki.de) zu prüfen und gegebenenfalls zu vervollständigen. Eine Reiseimpfung gegen Hepatitis A wird empfohlen. Alle Inseln sind frei von Malaria und Dengue. Ausnahme: Praia auf der Insel Santiago. Das Tropeninstitut berät, ob eine Malaria-Prophylaxe sinnvoll ist. Obwohl es viele streunende Hunde gibt, sind die Kapverdischen Inseln frei von Tollwut.
Medizinische Versorgung: Große Krankenhäuser mit Fachärzten gibt es nur in Praia auf der Insel Santiago und in Mindelo auf der Insel São Vicente. Auf Sal und Boa Vista gibt es kleinere Kliniken und private Ärzte. Zum Zeitpunkt der Reise wurde in Santa Maria gerade ein neues, großes Krankenhaus gebaut. Bei schwerwiegenden Erkrankungen oder Unfällen kann es sein, dass ein Flug nach Europa bzw. auf die Kanaren oder nach Dakar notwendig wird. Apotheken gibt es in allen größeren Orten.
Anreise: Tuifly bietet von vielen deutschen Städten Direktflüge nach Boa Vista und Sal an. TAP Portugal fliegt mit Zwischenstopp über Lissabon auf die Kapverden. Die Flugzeit beträgt – je nach Abflugsort und Zielinsel ca. 6 bis 7 Stunden.
Ausflüge: Ein halber Tag mit persönlichem Taxifahrer kostet ca. 50 Euro – je nach Verhandlungsgeschick. Ansonsten werden allerlei geführte Halb- und Ganztagestouren zu unterschiedlichen Zielen auf der Insel angeboten. Alternativ kann man sich auch Roller, Quads oder E-Bikes mit extra dicken Reifen für den Strand ausleihen, um die Umgebung auf eigene Faust zu entdecken. Von Juli bis Mitte September kann man auf Sal und Boa Vista Schildkröten beobachten, die zur Eiablage an Land kommen.
Warum Kapverden mit Kind: Familie und Kinder haben auf den Kapverden einen hohen Stellenwert. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Kapverdier ist an vielen Orten zu spüren. Der Flug nach Kap Verde ist nur zwei Stunden weiter als auf die Kanaren. Dafür hat man ganzjährig die Garantie baden gehen zu können. Und mit sechs Flugstunden sind die Kapverdischen Inseln gerade in den Wintermonaten ein relativ leicht zu erreichendes Badeurlaub-Ziel. Und: Noch sind die Inseln nicht vom Massentourismus heimgesucht und bieten dennoch genügend touristische Infrastruktur.
Gut zu wissen: Der Wind täuscht häufig darüber hinweg, wie warm es wirklich ist. Daher unbedingt auf guten Sonnenschutz achten (hoher Lichtschutzfaktor, Sonnenhut und bei Kindern ggf. auch UV-Schutzkleidung). Viele Straßen bestehen aus Kopfsteinpflaster oder sind schlichtweg Schotterpisten. Mit Buggy und Kinderwagen kommt man manchmal nicht sehr weit. Für kleine Kinder ist eine Trage daher sehr praktisch. In Taxen, Mietwagen und Collectivos (Sammeltaxis) gibt es keine Kindersitze.