Alleinerziehend reisen

Alleinerziehend reisen: Mit 3-Jährigem allein auf Weltreise: "Das Schönste ist die Freiheit"

Michelle ist 29 Jahre alt, ihr Sohn Marlon ist 3. Kurz nach der Geburt hat Marlons Papa die beiden verlassen. Doch Michelle machte das Beste aus ihrer neuen Freiheit: Gemeinsam mit ihrem Sohn bereist sie die Welt.

Ich bin Michelle, Mama seit Oktober 2018 und alleinerziehend von Anfang an. Der Papa ist nach drei Wochen abgehauen. Wir waren zusammen in eine andere Stadt gezogen. Doch er fuhr immer wieder in die Heimat zurück. Eines nachts war er komplett weg. Im Endeffekt war es besser, doch im ersten Moment war es ein Schock allein zu sein – mit einem Säugling in einer komplett fremden Stadt. 

Wir haben seit über zwei Jahren keinerlei Kontakt zum Kindsvater, mein Kleiner kennt ihn überhaupt nicht mehr. Was wahrscheinlich besser so ist. Der Kindsvater zahlt dementsprechend auch keinen Unterhalt.

Unser neues Leben auf Reisen ist wundervoll!

Der Plan vom Reisen kam tatsächlich schon, als Marlon ein halbes Jahr alt war. Genau da habe ich angefangen mich selbstständig zu machen, jedenfalls habe ich es versucht. Ich habe als virtuelle Assistentin gestartet. In der Zeit habe ich vieles ausprobiert und im Juli 2021 ein Krypto-Network für mich entdeckt, was sehr gut als Alleinerziehende funktioniert. So kann ich unseren Traum finanzieren.

Wir reisen seit Ende November allein durch Mexiko, Leben in Hostels, Hotels und Airbnbs. Finden schnell neue Kontakte, sind so oft es geht am Strand und genießen die Sonne und die frischen Kokosnüsse unter Palmen. 

Unser erstes Ziel war Belgien, von dort aus der Flug nach Mexiko. Ich mag die Vielseitigkeit des Landes. Und die Offenheit und Nettigkeit gegenüber Kindern. Alles ist entspannter. Wir haben bis jetzt einmal die Yucatan Halbinsel umrundet und sind jetzt nur noch wenige Tage hier, bis es weiter nach Chiapas und von dort aus weiter nach Guatamala geht. Wir wollen so viele Länder wie möglich hier in Mittel und Südamerika bereisen. Ich freue mich auf neue Abenteuer im Süden.

Und dann kam Tinder …

Auf die Frage, ob ich manchmal eine Partnerschaft vermisse, kann ich ganz klar mit Ja antworten. Auf jeden Fall. Kennt ihr den Spruch "Du kannst dich doch gar nicht einsam fühlen, du hast doch dein Kind! Da kannst du doch nur glücklich sein!"? Ja, hab ich, und ja, bin ich. Aber sein Kind an seiner Seite zu haben und sich trotzdem manchmal einsam fühlen, das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Es gibt immer wieder diese Tage, an denen ich am liebsten alles mit einem Partner teilen würde, ob Ereignisse, Erlebnisse, Sorgen oder auch einfach mal wieder kuscheln und zusammensitzen. Es gibt Tage, da könnte ich weinen. Lieben und geliebt werden. Gemeinsame Erinnerungen schaffen. Eine Schulter zum Anlehnen. Ich weiß aber auch, dass es auf Reisen eine nochmal andere Herausforderung ist jemanden zu finden. Ich hatte tatsächlich einen ganz tollen mexikanischen Mann kennengelernt. Wir hatten eine super schöne Zeit miteinander. Leider sollte es nicht sein. Manchmal reicht Liebe allein wohl doch nicht aus.

Und dann kam Tinder ... War eigentlich eher eine Ablenkung und wollte nur mal schauen. War einfach neugierig. Bei Tinder hier in Mexiko gibt es eine Menge hübsche Männer. Aber man wird nahezu bombardiert mit Likes und Nachrichten und alle wollen sich sofort treffen. Was ja generell nicht schlecht ist. Nur ist es super schwierig auf Reisen. Als ich die App runtergeladen habe, war ich nur noch wenige Tage am selben Ort. Was für ein Treffen natürlich wenig Sinn gemacht hätte. 

Manchmal ist es besser, einen Weg allein zu gehen

Ich werde immer wieder gefragt, wo denn der Papa sei und ob ich denn alleine reise. Meistens folgt dann großes Staunen und Respekt.

Das Schönste an unserem Leben ist die Freiheit, die Sonne, wir können selbst bestimmen wo und wann wir wo sind. Wir fahren weiter, wenn es uns nicht gefällt. Ich habe das alleinige Sorgerecht und brauche mir kein Einverständnis einholen, wo wir was machen. Wir können die Zeit zu zweit genießen. Hören auf unsere Bedürfnisse. Schaffen Abwechslung. Probieren neue Dinge aus. Lachen und essen das beste Essen. Ich denke, dass das auch alles möglich ist mit Partner als Familie. Und vielleicht haben wir auch irgendwann genau das. Aber all das geht auch ohne. Manchmal ist es besser den Weg alleine mit Kids zu gehen als in einer unglücklichen nicht funktionierenden Beziehung.

Neuer Tag, neues Ziel

Ich habe schon ein paar alleinerziehende Mamas inspirieren dürfen, die durch uns ihre erste eigene kleine Reise oder Urlaub gemacht haben. Ich bin so stolz darauf.

Mein Wunsch für mich und Marlon ist es, dass wir irgendwann eine Art Community finden, in der sich alle gegenseitig unterstützen. Aber bis dahin werden wir noch ein wenig zusammen die Welt entdecken. Sprachen und Menschen kennen lernen. Ruinen besichtigen. Oder wie morgen eine Lagunen Tour machen. 

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