Einfach erklärt

Psychologin: Erstaunliche Gründe, wieso Kinder schüchtern sind – und was Eltern tun können

Kinder, die extrem schüchtern sind, stellen ihre Eltern oft vor große Herausforderungen. Doch mit einfühlsamer Unterstützung können sie aus ihrem Schneckenhaus herauskommen.

Mädchen versteckt sich hinter Baum.© iStock/miodrag ignjatovic
Für Schüchternheit gibt es bei kleinen Kindern viele Gründe.

Sie verstecken sich hinter Mamas Beinen, verbergen ihr Gesicht und verfallen in eine regelrechte Starre, wenn jemand sie anspricht. Gerade kleine Kinder sind oft extrem schüchtern. Auch wenn es für Außenstehende niedlich wirken kann, ist es für Eltern oft eine große Herausforderung, sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken.

Eine Umfrage von "Stokke" unter Eltern mit Kindern unter drei Jahren ergab, dass ein Drittel von ihnen besorgt über die Schüchternheit ihres Kindes ist. Die Umfrage besagt außerdem, dass sich 27 Prozent aller Eltern Sorgen machen, dass ihr Kind nicht für sich selbst einstehen könnte, und 25 Prozent befürchten, dass es wegen seiner Schüchternheit keine Freunde finden könnte.

Schüchernheit zum Teil erblich bedingt

Doch was ist der Grund dafür, dass so viele Kinder extrem schüchtern sind?

"Genau wie Erwachsene haben Kinder aufgrund ihrer Gene und anderer biologischer Faktoren unterschiedliche Persönlichkeiten und Temperamente", erklärt die Psychologin Laura Duester gegenüber "Huffpost". "Schüchterne Kinder haben oft einfach eine introvertiertere und vorsichtigere Persönlichkeit als extrovertiertere und geselligere Kinder." Schüchternheit kann jedoch auch eine Reaktion darauf sein, dass Kinder sich in bestimmten Situationen bedroht, überfordert oder verängstigt fühlen.

Bestimmte Ängste können die Schüchternheit verstärken, beispielsweise die Angst, keine Freunde zu finden, ausgelacht oder kritisiert zu werden. Generell gilt: Schüchternheit ist die Angst vor einem negativen Urteil.

Doch woher kommen die Ängste? Oftmals sind sie in der Erziehung zu suchen. "Einerseits ist es wichtig, unseren Kindern Manieren beizubringen und sie zu bitten, ruhig oder höflich zu sein. Bei manchen Kinder kann jedoch eine regelrechte Angst davor entstehen, sich mitzuteilen", so die Expertin. 

So können Eltern ihre Kinder stärken

Viele Kinder befürchten auch, ausgelacht oder verspottet zu werden, weshalb sie sich nicht trauen, etwas Neues auszuprobieren. 

Eltern können jedoch viel tun, um der Schüchternheit entgegenzuwirken. Zunächst einmal gilt es, die Ursache herauszufinden. "Wenn Kinder Angst vor einer negativen Bewertung haben, sollten Eltern einfühlsam reagieren und nachfragen, was ihre Angst auslöst."

Auf keinen Fall sollten sie ihre Kinder mit anderen vergleichen. Dies könne zu einem geringen Selbstwertgefühl führen, was die Schüchternheit eher noch erhöht.

Außerdem sollten Eltern mit gutem Beispiel vorangehen. Denn Kinder lernen durch unsere Taten mehr als durch unsere Worte. "Es ist sinnvoll, selbst die eigenen Komfortzone zu verlassen und Neues auszuprobieren", so die Psychologin. 

Ratsam ist auch, Kinder immer wieder liebevoll zu ermutigen, über ihre Ängste zu sprechen. "Eltern sollten gut zuhören, sich in ihre Kinder hineinversetzen und ihnen ihre Sorgen nehmen." Hilfreich kann dabei sein, aus der eigenen Erfahrung zu berichten. 

In kleinen Schritten zu mehr Selbstvertrauen

Auch die Art, wie Eltern ihre Kinder loben, kann Auswirkungen haben. Wichtig ist, darauf zu achten, auch die Bemühungen wertzuschätzen und nicht nur den Erfolg. Ergänzend dazu rät sie Eltern, dem Drang zu widerstehen, einzugreifen und zu helfen, wenn ihr Kind etwas Neues probiert – auch wenn es schwer fällt.

Um das Selbstvertrauen des Kindes zu stärken, ist es sinnvoll, sich kleine Ziele zu stecken. "Zu den erreichbaren ersten Schritten gehören möglicherweise Dinge, wie Hallo zu einer neuen Person zu sagen oder fünf Minuten lang an einer Aktivität mit anderen teilzunehmen", so die Psychologin. "Eltern sollten ihr Kind unbedingt dafür loben, wenn es Fortschritte gemacht hat oder sich traut, etwas Neues zu versuchen."