
Immer dieser Termindruck! Reicht es nicht, dass viele Kinder bis nachmittags in der Schule sind, wo sie zum Teil auch tolle Kurse belegen können? Müssen dann wirklich noch nachmittags weiter "ihre Talente gefördert" werden? Wo bleibt denn da die Spontaneität? Das Reinfühlen, wie es einem wirklich geht, wonach einem ist? Mit wem man sich gerne mal wieder verabreden möchte? Worauf man ganz spontan Lust hat!
Früher war alles besser – oder nicht?
Ich will nicht sagen, dass früher alles besser war! Aber in diesem Fall trifft es aus meiner Sicht schon zu. Ich erinnere mich an entspannte Nachmittage in meiner Grundschulzeit, an denen man kurz zu den Freunden rüberlief und einfach fragte, ob sie Zeit hätten. Oder mal eben anrief, um ebendas herauszufinden. Und in den meisten Fällen stand einem spontanen Treffen nichts im Weg – es sei denn, es mussten noch schnell die Hausaufgaben erledigt werden. Was man aber auch gemeinsam tun konnte.
"Alle sind schon verplant"
Und heute? Erst letzte Woche klagte mein Sohn (10) darüber, dass keiner seiner Freunde spontan Zeit habe. Der eine musste noch zum Basketballtraining, der andere war beim Schwimmkurs, der dritte war beim Gitarrenunterricht ... Alles legitim und schöne Dinge, aber es kann schon frustrierend sein, wenn Kinder ihre Playdates bereits im Voraus planen müssen, weil es spontan sonst einfach nichts wird. Und oftmals bietet es sich einfach nicht an, so etwas im Voraus zu planen, da man noch gar nicht weiß, wie es einem an dem und dem Nachmittag gehen wird. Und ob man dann immer noch Lust hat, sich gerade mit DIESEM anderen Kind zu treffen.
Es kann auch mal Nachmittage geben, an denen man einfach kaputt ist und keine Lust mehr auf eine Verabredung hat und es sich einfach nur zu Hause gemütlich machen will. Aber das weiß man doch nicht vorher! Oder umgekehrt, wie bei meinem Sohn letzte Woche: Gerade heute fühlt man sich unternehmungslustig und möchte sich gerne mit einem Freund treffen, aber niemand hat Zeit.
Den Kindern die Regie überlassen
Meine Kollegin berichtete, dass sie keine Playdates mehr für ihre fünfjährige Tochter mit den Eltern vereinbaren würde. So fiele auch das "Problem" weg, einen Termin wieder absagen zu müssen, wenn das Kind dann doch keine Lust dazu hat. Bei ihrer Tochter klappe es ganz wunderbar, dass die Kinder sich tagsüber in der Kita eigenständig für den Nachmittag verabreden. Die Eltern werden dann einfach beim Abholen kurz gefragt. Auch eine Idee.
So oder so möchte ich dafür plädieren, den Kindern genug Freiraum und vor allem Zeit zu lassen für spontane Verabredungen. Natürlich kann man auch mal einen festen Termin haben, aber vielleicht nicht jeden Nachmittag in der Woche, oder?