
Es tun einfach alle. Ob im Sport, im Job oder zu Hause mit den Kids. Ein High Five ist schnell gemacht und signalisiert: "Wir sind ein Team! Gut gemacht!" Das Abklatschen ist wohl eine der natürlichsten Formen des Jubels. Hier ein Patscher, hier ein Klatsch: Auch mit meinem zweijährigen Sohn feiere ich so regelmäßig unsere kleinen und großen Erfolge. Und er freut sich jedes Mal wie ein kleiner Schneekönig, wenn er mit seiner kleinen Patschehand einschlagen darf. Als ich davon hörte, dass ein Experte jetzt ausdrücklich davor warnt, seinem Kind ein High Five zu geben (oder gar regelmäßig), wusste ich nicht so recht, was ich davon halten sollte …
High-Five-Grinch verurteilt Eltern
Oha! John Rosemond hat etwas dagegen. Und das macht der Journalist für Elternthemen in seiner Kolumne der Zeitung Omaha World-Herald sehr deutlich. Dort schrieb er: "Arrrrrrggggggggghhhhhhh! Würden Sie bitte einfach damit aufhören, bitte? Jedes Mal, wenn ich das sehe, möchte ich schreien, und ich bin kein emotional hyperaktiver Mensch. Ich spreche von Erwachsenen, die Kindern ein High Five geben, und ja, ich bin hier wohl der Grinch, so scheint es zumindest …"
Eltern sollen ihm zufolge "endlich damit aufhören", mit ihren Kindern einzuschlagen. Als ihn kürzlich ein Elternteil fragte, was denn falsch daran wäre, wenn Erwachsene Kindern ein High Five geben, war er perplex. Dazu schreibt er: "Die Tatsache, dass jemand diese Frage überhaupt stellt, beweist, dass wir uns in Dantes dunklem Wald verirrt haben, wenn es um Kinder und ihre Erziehung geht."
Das Abklatschen sei zwischen Kindern und Erwachsenen NICHT angebracht
Das Abklatschen sei ihm zufolge eine Geste der Vertrautheit, die nur unter Gleichen ausgetauscht werde: "Ich gebe niemandem einen Schlag auf die erhobene Handfläche, der nicht mein Kumpel bzw. gleichaltrig, über 21 Jahre alt, emanzipiert und erwerbstätig ist – und für seinen Lebensunterhalt selbst aufkommt."
Das sind ja ganz schön viele Voraussetzungen für ein simples High Five. Aber Rosemond geht noch weiter: Der 74-Jährige findet ein High Five NICHT angebracht zwischen …
- Arzt und Patient
- Richter und Angeklagtem
- Arbeitgeber und Arbeitnehmer
- Eltern und Kind
- Großeltern und Enkel
Ooookay. Wir haben verstanden, lieber Herr Grinch – ähm, Rosemond.
Kinder sollen nicht denken, sie seien uns ebenbürtig
Der Journalist für Elternthemen ist der Ansicht, dass Respekt vor Erwachsenen wichtig für die Entwicklung des Charakters eines Kindes ist. Und das Abklatschen sei absolut nicht mit Respekt vereinbar. "Für Kinder ist es gut, verantwortungsbewusste Erwachsene als Menschen zu sehen, die auf einer höheren Ebene existieren." Dieses Nach-oben-Schauen führe dazu, dass Kinder danach streben, erwachsen zu werden. "Und das scheint heutzutage Mangelware zu sein", so Rosemond. "Das Kind, das einem Erwachsenen ein High Five geben darf, hat die stillschweigende Erlaubnis, mit diesem Erwachsenen wie mit einem Gleichaltrigen zu sprechen. Wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Kind danach mit Ihnen spricht, als wären Sie ihm ebenbürtig."
Grenzen setzen: Kinder sollen wissen, wo Schluss ist!
Der "Experte" führt weiter aus, dass Grenzen in Beziehungen für ihr reibungsloses Funktionieren unerlässlich sind. Kinder sollten …
- … ihre Eltern (oder andere Erwachsene) nicht mit ihrem Vornamen ansprechen.
- … nicht bei ihren Eltern schlafen.
- … keinen freien Zugang zum Geld ihrer Eltern haben.
- … bestimmte Filme, die ihre Eltern sehen, nicht sehen dürfen.
"Das ist die kurze Liste", sagt Rosemond. "Kinder sollten wissen, wo ihr Platz ist. Je mehr Erwachsene und Kinder sich vermischen, als wären sie gleichberechtigt, desto problematischer werden ihre Beziehungen. Warum sollte ein Kind einem Erwachsenen gehorchen, der ihm ein High Five gibt? Und täuschen Sie sich nicht, die glücklichsten Kinder sind auch die gehorsamsten. Das sagt nicht nur die Forschung, sondern auch der gesunde Menschenverstand."
ACHTUNG: Vergesst den Grinch, verteilt ruhig weiter High Fives!
So, jetzt mal Butter bei die Fische. Oder anders gesagt: Reden wir mal Tacheles! Die Ansichten dieses Journalisten sind doch etwas hart. Und eingestaubt. Ich möchte mein Kind nicht so autoritär erziehen, wie er es empfiehlt. Ich schätze, so ergeht es den meisten Eltern heutzutage. Auch ist die Annahme, dass ein High Five Kinder zu respektlosen Menschen macht, mehr als fragwürdig.
Das Abklatschen gehört für viele Familien da draußen (auf der ganzen Welt) einfach dazu. Und das ist auch okay so, finde ich. Da stimmen vermutlich auch sämtliche Kinderpsychiater zu. Schließlich funktioniert die Geste für viele Kinder und Erwachsene wie ein Lob. Was ist also so schlecht daran? Na ja, immerhin bezeichnet sich der Autor selbst als Grinch. Ist er auch. Und zwar in Person. Erklärt mal eurem Kind, dass ein High Five total schlecht ist. Dass ein paar High Fives aus ihm einen unerzogenen Bengel machen. Ähm, nein. Ich verzichte. Lieber Herr Kollege, wir machen weiter wie gehabt.
High Five – woher kommt eigentlich dieser Ausdruck?
Der Ursprung des High Hive, so wie wir es kennen, liegt im klassischen Händeschütteln. Und den Handschlag kannten schon die alten Römer. Ebenfalls wird er in der Bibel erwähnt. Früher signalisierte man sich dadurch, dass man unbewaffnet war. Doch die Herkunft des High Five von heute kommt aus dem Sport. Oder besser gesagt von den Athleten selbst:
- Und wer fing damit an? Als Urheber gelten die US-Baseball-Spieler Dusty Baker und Glenn Burke von den Los Angeles Dodgers.
- Baker schaffte am 2. Oktober 1977 ein Homerun. Hinterher lief er mit nach oben gestreckter Hand auf seinen Kollegen Burke zu. Und er? Schlug mit seiner Hand ein. Das High Five war geboren!
- Populär wurde das High Five in den USA dann aber eher durch die Basketballspieler der Louisville Universität.
Das Abklatschen ist für Athleten wirklich wichtig. Das haben auch wissenschaftliche Studien ergeben: Psychologen der Universität Berkeley fanden heraus, dass Mannschaften, die öfter High Fives austauschen, auch erfolgreicher sind.