
Während einige Eltern es lieben, mit ihren Kleinen eng an eng im Familienbett zu schlummern, ist es für andere ein echter Alptraum. Zu eng, zu warm, zu ungemütlich. Es ist aber auch von Kind zu Kind verschieden: Der eine Knirps verabschiedet sich problemlos Richtung Bett, der andere will auch nach dem dritten Märchenbuch nicht schlummern und steht immer wieder vor dem Elternbett. ...oder tapst jede Nacht im Dunkeln rüber, um sich zwischen Mama und Papa zu kuscheln. Wie aber können Eltern ihren Kindern nicht nur den Weg ins Traumland erleichtern, sondern auch durch die Nacht helfen – im eigenen Kinderbett?
Abendliche Routine und Rituale helfen
Schlafen will gelernt sein: Eine wiederkehrende abendliche Routine ist ein großer Schritt in Richtung sanfte Nachtruhe. Regelmäßige Abläufe zur gleichen Uhrzeit vermitteln den Sprösslingen ein Gefühl von Sicherheit und helfen ihnen, sich zu orientieren. Sie sind vorbereitet und wissen nach einigen Malen genau, was sie erwartet. Ein Beispiel: Bis zum Abendbrot wird gespielt, dann gemeinsam gegessen und anschließend werden Zähne geputzt. Im eigenen (!) Bett ist noch Zeit für eine Gute-Nacht-Geschichte und eine innige Umarmung.
Dr. med. Martin Lang, Kinder- und Jugendarzt aus Augsburg rät, neben einem festen Rhythmus dem Nachwuchs konkrete Zeitangaben mitzugeben – denn nichts ärgert mehr, als aus einem schönen Spiel gerissen zu werden. "Wenn der große Zeiger auf der zwölf steht, gibt es Abendbrot," oder "Noch eine Runde Memory, dann essen wir." Diese Hinweise geben Kindern einen konkreten Rahmen vor.
"Eine Stunde vor dem Schlafengehen sollten Kinder zudem nicht mehr fernsehen, keine spannenden Kassetten mehr hören oder wild toben. So kann ihr Körper nach und nach zur Ruhe kommen und sich auf die Schlafphase einstellen", weiß der Kinderarzt.
Guter Tag – gute Nacht
Der Schlaf ist immer nur so gut wie der vergangene Tag: Viel Bewegung an der frischen Luft sorgt dafür, dass Kinder am Abend ausgepowert sind und besser einschlafen können. Am besten spricht man mit dem Kind als Teil des Abendrituals gemeinsam die Erlebnisse des Tages durch: Was war schön heute und welche Probleme mussten gemeistert werden? Auf diese Weise kann man die Geschehnisse friedlich abschließen und dem Kind die Angst vor bestimmten Situationen nehmen. Erzählt es nichts von sich aus, kann man von seinem eigenen Tag berichten. Anhand der Schilderungen erfährt der Nachwuchs mehr über den Alltag der Eltern und erkennt, dass es ganz normal ist, sich auch mal zu ärgern und nicht jeden Tag schön zu finden.
Ein vertrauter Schlafplatz
Kinder brauchen ihren gewohnten Schlafplatz, an dem sie, wenn möglich, die ganze Nacht verbringen: Denn die meisten Kinder – und auch Erwachsenen – wachen nachts kurz auf und überprüfen intuitiv, ob die Situation noch genauso ist wie zum Zeitpunkt des Einschlafens. Die nächtliche unbewusste "Sicherheitsprüfung" bezieht sich auf die gesamte Schlafumgebung. Gewöhnt sich ein Kind zu sehr daran, neben einem Elternteil einzuschlummern, hat es Schwierigkeiten, nachts wieder alleine zur Ruhe zu kommen. Ist alles in Ordnung, entwickelt es mit der Zeit eigene Strategien, wieder einzuschlafen: Es nimmt sich zur Beruhigung sein Kuscheltier* oder stellt die Spieluhr* an.
Beim Aufwachen am nächsten Morgen ist alles noch so wie am Vorabend: Diese Gewissheit brauchen Kinder, um sich auf den Schlaf einzulassen. Das Abendritual kann der Trennungsangst vorbeugen. Die immer wiederkehrenden Abläufe zeigen dem Sprössling, dass er keine Furcht vor der Nacht haben muss. Er gewöhnt sich ganz nebenbei an das Schlafen und Aufwachen. Vor dem Schlafengehen sollte man dem Kind noch einmal ganz deutlich zeigen, wie wichtig es einem ist und was es einem bedeutet – schon eine feste Umarmung gibt Geborgenheit und schafft Vertrauen.
Wichtig: Sicherheit und Vertrauen schaffen!
Das Vertrauen auf die Hilfe der Eltern ist wichtig, um in der Nacht keine Angst zu empfinden und wieder ohne Hilfe einschlafen zu können. Nur ein Kind, das sich in schwierigen Situationen auf seine Eltern verlassen kann, findet wieder leicht in den Schlaf. Hat es sich einmal daran gewöhnt, ohne die Hilfe der Erwachsenen wieder einzuschlafen, wird es nicht ohne Grund nach den Eltern rufen. Es liegt dann an den Eltern, zu schauen, was der Grund dafür ist: Hatte das Kind einen schlechten Tag oder wird es krank? "Durch die liebevolle Begleitung in schwierigen Nächten weiß der Sprössling, dass jemand da ist, wenn er es braucht", erklärt Kinderarzt Dr. Lang. Denn schließlich bedeutet Schlaf immer Trennung – und die funktioniert nur gut, wenn das Kind auf seine Familie vertrauen kann.
Angst vor der Dunkelheit
Es gibt natürlich auch nicht selten Kinder, die einfach Angst vor der Dunkelheit haben. Die entwickelt sich sogar meist erst nach dem Baby- und Kleinkindalter. Hier können kleine Nachtlichter* im Zimmer, im Flur und auf dem Weg zur Toilette helfen. Sucht sie zusammen mit eurem Kind aus. Das kann helfen, das Schlafen im eigenen Zimmer wieder etwas attraktiver für den kleinen Menschen zu gestalten. Genau wie eine neue Bettwäsche, ein neues Kuschelkissen oder eine Bettschlange ... ein kleiner "Aufpasser in der Nacht", den das Kind stolz selbst ausgewählt hat.
Den Beschützerinstinkt wecken
"Wenn das Kind jede Nacht bei den Eltern aufschlägt und Probleme hat, sich von ihnen zu lösen, kann es helfen, die Rollen zu vertauschen", rät Dr. Lang. Das Lieblingskuscheltier des Sprösslings wird als Angsthase benannt und muss unbedingt beschützt werden – natürlich von seinem besten Freund, dem Kind. "Der Nachwuchs ist so mit einer verantwortungsvollen Aufgabe betraut, die ihn von seinen eigenen Ängsten ablenkt", erklärt der Experte. Eine andere Variante ist, das Lieblingskuscheltier als Mutterersatz zu bestimmen und ihm "aufzutragen", das Kind zu beschützen. Der Nachwuchs wird sich in der Nacht sicherer fühlen, wenn das geliebte Stofftier bei ihm ist und Wache hält.