Nach der Trennung

Parallel Parenting: Was das ist und wann es sinnvoll ist

Beim Parallel Parenting gibt es feste Absprachen, welche Tage das Kind bei welchem Elternteil verbringt. An diesen Tagen darf jedes Elternteil alleine entscheiden. Dieses Modell sorgt dafür, den Kontakt zwischen den getrennten Eltern zu minimieren.

Mutter zieht Kleinkind eine Hose an.© iStock/zoranm
Beim Parallel Parenting gibt es kaum Kontakt zwischen den Eltern.

Eine Trennung oder Scheidung ist in den meisten Fällen schwierig – vor allem, wenn Kinder im Spiel sind. Nun gilt es, aus der Situation vor allem für den Nachwuchs das Beste zu machen. Wie Parallel Parenting dabei helfen kann.

Angespannte Situation nach der Trennung oder Scheidung

Eine Trennung ist wohl in den meisten Fällen mit großen Gefühlen wie Frust, Trauer, Wut und Enttäuschung verbunden. So sehr man es sich vielleicht auch wünschen würde, auf erwachsene Art damit umzugehen und alles friedlich zu regeln, klappt es nicht immer so, wie man es sich vorstellt. Vor allem in der ersten Zeit, wenn die Gefühle noch sehr aufgewühlt sind, fällt es einigen Ex-Partnern schwer, sachlich miteinander umzugehen. Worum man allerdings nicht herumkommt, ist, eine Umgangsregelung für das gemeinsame Kind oder die Kinder zu finden. Wenn nötig, kann das auch über einen Anwalt laufen. 

In Fällen, in denen die Eltern nicht im Guten auseinandergehen, oder auch, um hochgekochten Gefühlen erst mal Zeit zu geben sich zu beruhigen, kann das sogenannte Parallel Parenting eine Lösung sein. Parallel Parenting kann man als Alternative zu oder als eine Art von Co-Parenting (gemeinsamer Elternschaft) sehen. Beide Modelle lassen sich in bestimmten Punkten voneinander abgrenzen.

Unterschiede zwischen Co- und Parallel Parenting

  • Während beim Co-Parenting gemeinsame Absprachen im Vordergrund stehen, ist die Kommunikation zwischen den getrennten Eltern beim Parallel Parenting auf das Nötigste reduziert.
  • Beim Co-Parenting werden die meisten Entscheidungen, die das Kind betreffen, gemeinsam getroffen. Beim Parallel Parenting ist das Kind an festgelegten Tagen beim einen und dann beim anderen Elternteil. Der jeweils zuständige Elternteil entscheidet selbst und führt alle an dem Tag anstehenden Dinge durch. 
  • Bei der "Übergabe" des Kindes vom einen zum anderen Elternteil begegnen sich die Ex-Partner beim Co-Parenting. Beim Parallel Parenting kommen die Eltern nicht in Kontakt miteinander, das Kind läuft bspw. eigenständig einige Meter vom Auto des einen zum Haus des anderen Elternteils. 
  • Es gibt nicht so viele festgelegte Regeln beim Co-Parenting, da die Eltern gemeinsam entscheiden können, wenn eine Situation auftaucht. Beim Parallel Parenting sind diverse Dinge im Voraus festgelegt und geregelt.

Was Parallel Parenting bringt und wann es sinnvoll ist – ein Überblick

Durch Klarheit und Regeln sorgt das Parallel-Parenting-Modell dafür, dass getrennte Eltern so wenig wie möglich Kontakt haben müssen und jeweils unabhängig an ihren Kinderbetreuungstagen agieren können. Beide Eltern sollen so ihren Teil zur Entwicklung des Kindes beitragen, wobei gleichzeitig das Konfliktpotenzial zwischen den Eltern minimiert ist. 

Parallel Parenting sorgt dafür, dass ...

  • ... das Kind weiterhin zu beiden Elternteilen Kontakt hat, auch wenn das Verhältnis zwischen den Eltern schwierig und konfliktbehaftet ist.
  • ... Kinder keinen Streit zwischen den Eltern mitbekommen.
  • ... das Stresslevel für Kinder und Eltern gesenkt wird.
  • ... beide Elternteile individuell und unabhängig voneinander Entscheidungen treffen können.

Für Eltern, die schnell in einen Konflikt miteinander geraten, kann dies eine gute langfristige Lösung sein. Für andere ist Parallel Parenting eine Übergangslösung für die erste Zeit, bevor sie in aufgeweichtere Formen übergehen, wenn sich die Wogen etwas geglättet haben. Vielleicht ist nach einiger Zeit wieder mehr Kontakt möglich und sie können zum Co-Parenting-Modell übergehen, wo wieder mehr Entscheidungen im Akutfall gemeinsam getroffen werden.

Was noch beim Parallel Parenting zu beachten ist

Wichtig ist, dass ihr euch in regelmäßigen Abständen Zeit nehmt, den aktuellen Plan zu reflektieren und zu schauen, ob die festgelegten Regeln nach wie vor den Bedürfnissen des Kindes entsprechen und zur Situation passen, oder ob ihr ggf. Anpassungen vornehmen solltet. Je nach Alter ist es durchaus wichtig, auch mit dem Kind/den Kindern darüber im Gespräch zu bleiben und nach seiner/ihrer Meinung zu fragen.

Getrennte/geschiedene Eltern sind für alle Kinder eine Herausforderung, die es zu bewältigen gilt und die viel Mitgefühl, Liebe und Gespräche erfordert. Versucht, besonders liebevoll mit den Kindern umzugehen und zeigt ihnen, dass es nicht ihre Schuld ist und dass die Trennung der Eltern nichts daran ändert, dass ihr beide eure Kinder liebt.