
Elterntypen gibt es viele: Doch von den sogenannten Schneepflug-Eltern hatten wir vorher noch nichts gehört. Sie haben ein paar Ansichten mit den besser bekannten Helikopter-Eltern gemeinsam – doch es gibt noch einen feinen Unterschied!
Was sind Schneepflug-Eltern?
Schneepflug-Eltern sind ein Phänomen, das vor allem in den letzten Jahren vermehrt in der Erziehungsdiskussion aufgetaucht ist. Dieser Begriff bezieht sich auf einen Schneepflug, der den Schnee beiseiteschiebt und somit den Weg frei macht. Was das in Bezug auf Eltern bedeutet? Sie räumen ihren Kindern alle Hindernisse aus dem Weg und ebnen ihnen sozusagen den Weg. Die Kinder müssen nichts tun.
Es handelt sich bei den "Schneepflug-Eltern" somit um eine extreme Form der besser bekannten Helikopter-Eltern. Und ähnlich wie die "Curling-Eltern" versuchen sie ihre Kids vor potenziellen Gefahren zu schützen. Aber: Curling-Eltern sind bestrebt, ihrem Nachwuchs einen reibungslosen und ungehinderten Lebensweg zu ermöglichen. Und darin besteht der Unterschied: Schneepflug-Mütter und -Väter räumen absolut alles aus dem Weg, das sich ihren Kleinen MÖGLICHERWEISE entgegenstellen könnte.
Sei es ein Streit mit einem Freund, eine schlechte Note in der Schule oder, oder, oder. Da wird der Konflikt für das Kind geklärt und bei einer 4 in Mathematik dem Lehrer die Schuld gegeben. Kommen Probleme auf, stehen Schneepflug-Eltern sofort auf der Matte.
Schneepflug-Eltern: So verhalten sie sich
Schneepflug-Eltern zeichnen sich vor allem durch ein überfürsorgliches Verhalten aus. Sie probieren, ihre Kids vor jeder Art von Schwierigkeit und Herausforderung zu beschützen. Und: Sie beginnen schnell mit der Intervention, wenn ihr Kind mit Problemen konfrontiert ist. Aber SIE und nicht ihr Kind übernehmen dann die Verantwortung für die Lösung. Schneepflug-Eltern zeichnet also eine extreme Überfürsorge aus.
Die Motivation hinter dem Schneepflug-Verhalten
Die Motivation der Schneepflug-Eltern ist die große Sorge um das Wohlbefinden und die Sicherheit ihrer Kinder. Sie möchten in jedem Fall verhindern, dass ihr Nachwuchs scheitert oder womöglich unangenehme Erfahrungen machen muss. Die Ermöglichung einer weitestgehend sorgenfreien Kindheit steht im Fokus. ABER: Dabei vergessen sie häufig, dass ihre Kinder auch aus Fehlern lernen und Herausforderungen bewältigen müssen, um sich weiterzuentwickeln.
Die (negativen) Auswirkungen der Schneepflug-Erziehung auf die Kinder
Fürsorge ist super, aber man kann es auch übertreiben. Das überfürsorgliche Verhalten der Schneepflug-Eltern kann negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben. Wenn Eltern ihren Kindern alle Hindernisse aus dem Weg räumen, lernen diese nicht, mit Schwierigkeiten umzugehen, Konflikte zu lösen bzw. selbstständig Lösungen zu finden. Weitere Folgen können sein: ein geringes Selbstvertrauen und Unselbstständigkeit. Diese Kinder können schlecht eigenständig Entscheidungen treffen und mit Rückschlägen umgehen. Schneepflug-Eltern tun ihrem Nachwuchs also keinen Gefallen mit ihrer Extraportion Schutz.
Kinder müssen ihre eigenen(!) Erfahrungen sammeln
Schneepflug-Eltern möchten nur das Beste für ihre Kinder. Klar. Doch weil sie versuchen, ihnen alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, führt das zu negativen Auswirkungen auf ihre Entwicklung. Es ist wichtig, dass Eltern ihren Kindern (Frei-)Raum geben; sie müssen ihre eigenen Erfahrungen machen und lernen, selbst Herausforderungen zu meistern. Sie sollten ihre Kids lieber unterstützen und ihnen die Möglichkeit geben, selbstständig zu handeln, ihnen dabei helfen, Selbstvertrauen aufzubauen und extrem wichtige Fähigkeiten für das Leben zu entwickeln.
Sind die Medien am Phänomen der Schneepflug-Erziehung schuld?
Woher kommt der "Trend" zur Überfürsorge eigentlich? Sozialarbeiterin und Buchautorin Dr. Carla Naumburg gibt auf der amerikanischen Plattform Parents.com zu bedenken, dass Mütter und Väter heutzutage den Medien und vor allem den sozialen Netzwerken förmlich ausgeliefert sind: "Diese Generation von Eltern – ob wir sie nun Schneepflug, Helikopter oder Rasenmäher nennen wollen – erlebt als Eltern eine Zeit der Angst. Es gibt den 24-Stunden-Nachrichtenzyklus und die sozialen Medien, die uns an alles Schreckliche erinnern, das auf der Welt passiert." Man könnte fast glauben, unsere Kinder wären dauerhaft Gefahren ausgesetzt.
Ein weiterer Faktor: das digitale Zeitalter, allem voran die Smartphones. Mal eben kurz der Klassenlehrerin eine E-Mail schreiben, um die Schulproblemchen anzusprechen, der Mama vom Kumpel "whatsappen", um einen Streit zu schlichten oder sich beim Fußball-Trainer via App beschweren, weil Filius nicht genügend Turnier-Einsätze hatte ... Kommunikation leicht gemacht. Aber so nehmen Eltern ihren Kindern auch gern mal zu viele Herausforderungen ab, die sie ab einem gewissen Alter durchaus selbst lösen könnten und sollten.
Denn: Im späteren Leben wird keiner mehr den Gang zum Chef für uns übernehmen, um die Gehaltserhöhung zu verhandeln oder die Kündigung vorzulegen. Je früher Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen, desto gesünder ist es für ihre Persönlichkeitsentwicklung.