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11 Dinge, die schwedische Eltern in der Erziehung ein bisschen besser machen

Schwedische Eltern sind sooo entspannt – und das bei all dem Alltagsstress. Woran liegt das? Vielleicht an den folgenden Weisheiten, die die meisten Schweden in der Erziehung ihrer Kinder beherzigen. So werdet ihr als Familie vielleicht glücklich(er)!

Mutter und Tochter sitzen fröhlich am schwedischen Strand, trinken einen Smoothie und lachen. © iStock/Everste
Schwedische Eltern bleiben meistens locker und gelassen – das wirkt sich auch auf ihre Erziehung aus.

Ihr wart im Büro arbeiten, habt hinterher mit Hund an der Leine eingekauft, das Kind zum Fußballtraining gefahren, zusammen Hausaufgaben gemacht und Essen gekocht – und dennoch ist euer Mini unzufrieden und will am liebsten den ganzen Nachmittag nur TV glotzen? Wahrscheinlich fragt ihr euch, was ihr anders machen solltet. Und das tut ihr auch, wenn ihr wieder einmal mit schlechtem Gewissen auf dem Sofa sitzt, weil ihr euer Kind heute aus purer Verzweiflung angeschrien habt? Kennen wir. 

Ihr fragt euch sicher auch, was ihr falsch macht, wo doch schwedische Eltern in genau demselben Alltagschaos so einen kühlen Kopf bewahren. Davon hört man ja immer wieder. Von DEN Supereltern aus dem hohen Norden. Hier kommt die Auflösung. Ein Erklärungsversuch, warum in Schweden so glückliche Kinder (und Eltern) leben …

Eltern aus Schweden gelten als Supereltern

Schwedische Eltern haben einen bestimmten Ruf. Und der bezieht sich auf ihre entspannten und gleichzeitig effektiven Erziehungsmethoden. Schwedens Mamas und Papas haben es wohl einfach drauf! Ihnen scheint diese Bullerbü-Leichtigkeit in die Wiege gelegt worden zu sein. Beruf und Familie lassen sich vereinen, Stress und Leistungsdruck kennen sie nicht – und überhaupt scheint alles mega easy, wunderschön und harmonisch zu sein.

Ja, es stimmt, in den letzten Jahren haben viele Studien gezeigt, dass schwedische Kinder glücklicher und gesünder sind als ihre Altersgenossen in anderen Ländern (das zeigen zum Beispiel der World Happiness Report oder der Happiness-Index für Schweden, der sich daraus ergibt). Was also machen schwedische Eltern anders? Hier sind fünf Dinge, die sie in der Erziehung besser und einfach anders als wir machen.

11 Dinge, die schwedische Eltern in der Erziehung besser machen

Über allem, was die Schweden machen, scheint "Lagom" zu schweben. Bitte, was?! Das ist die Basis des schwedischen Lebens. Das heißt so viel wie "ruhig und locker bleiben" oder "nicht übertreiben". Oder auch "nicht zu viel und nicht zu wenig". Bescheidenheit statt Angeberei. Mit Ambitionen am Werk, nicht vom Ehrgeiz getrieben.

1. Gleichberechtigung und Elternzeit

In Schweden wird Gleichberechtigung sehr großgeschrieben. Und, ja, das spiegelt sich auch in der Kindererziehung wider. Eltern in Schweden finden es überaus wichtig, dass sowohl Väter als auch Mütter gleichermaßen Verantwortung in puncto Kindererziehung übernehmen. Beide Elternteile in Teilzeit arbeitend? In Schweden keine Seltenheit. Schließlich wollen beide mehr wertvolle Zeit mit ihren Kindern verbringen. Dies trägt wohl auch dazu bei, dass schwedische Kinder ein ausgewogenes Verständnis von Geschlechterrollen entwickeln. Und vor allem lernen sie, dass beide Elternteile gleichermaßen von Bedeutung sind. Ja, das macht auch ziemlich happy. Und zwar alle. 

Der Vater ist also von Anfang an dabei – und spielt nicht nur die Nebenrolle. Dafür sorgt auch der starke Sozialstaat. Schweden erlaubt 16 Monate Elternzeit. Und davon muss der Vater mehrere Monate nehmen. Schon einmal von den sogenannten "Latte Papas" gehört? Gemeint sind damit junge Väter mit Bart und Baby im Tragetuch. In Schweden ganz normal. Dort werden eher Männer schief angeschaut, die ihre Elternzeit nicht voll nutzen.

2. Nicht zu sehr einengen

Für Eltern ist es eine anspruchsvolle Aufgabe, das richtige Verhältnis von Nähe und Loslassen zu finden. Schließlich sollen die Minis selbstbewusst in die Welt treten und sie vor allem auch alleine erkunden können. Ohne Mama oder Papa am Rockzipfel, ständig in Alarmbereitschaft (Helikopter lässt grüßen). 

In Schweden lassen die Eltern ihren Kindern viel Freiheit. Sie sollen selbst alles ausprobieren, auch mal hinfallen und auch Niederlagen kassieren. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass sie ihre Kids in der Sandkiste selber Konflikte lösen lassen. Sie lassen ihre Kinder wissen, dass sie jederzeit zur Stelle sein können, verzichten aber bewusst auf Intervention. Auch eine Art der Leichtigkeit. 

3. Freie Spielzeit

Schwedische Eltern lassen ihren Kindern viel Zeit fürs Freispiel. Sie glauben daran, dass Kinder durch selbstständiges Spielen ihre Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten bestmöglich entwickeln können. Anstatt ihre Kinder mit vollen Wochenplänen, Aktivitäten und organisierten Spielen zu überladen, geben schwedische Eltern ihnen Raum, um ihre eigenen Interessen zu entdecken. Und um ihre Fantasie richtig zu entfalten.

4. Naturverbundenheit und Wochenendplanung

Schweden hat eine atemberaubende Natur – und die ist häufig auch ein wichtiger Teil der schwedischen Erziehung. Ja, Natur erdet. Schwedische Eltern binden die Natur deshalb mit ein, wo es nur geht. Sei es zum Wandern, Campen oder einfach nur zum Spielen im Wald. Das ist nicht nur gut für die körperliche Gesundheit der Kinder, auch ihre Kreativität und ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Umwelt wird dadurch gestärkt.

Übrigens: Damit sich Wochenendausflüge in die Natur auch stressfrei umsetzen lassen, setzen Schweden auf eine besondere Planungsstrategie. Sie erledigen schon alles unter der Woche, gehen also auch dann einkaufen. Ohne lange Supermarkt-Schlagen, die alle nur unnötig stressen. Heißt auch: mehr Zeit für die Familie!

5. Gedrosselte Erwartungen und mehr Realismus

Schwedische Eltern schrauben ihre Erwartungen bereits während der Schwangerschaft immens zurück. Auch wenn das ein bisschen den Zauber nimmt, am Ende zahlt es sich wohl aus. Denn eins ist ja mal klar: Eine Geburt, nun, die ist kein Zuckerschlecken. Eher eine Art Grenzerfahrung, machbar, aber durchaus knifflig. Diesen Ansatz vermitteln auch Hebammen aus dem hohen Norden, die motivieren und stärken das Vertrauen in den eigenen Körper. Und dass die Wochenbettzeit nicht nur aus rosaroten Herzchen und Kuscheleinheiten besteht, das nehmen die meisten Schweden auch besser hin. Locker bleiben! Das gelingt besser, wenn man sich vorher schon darauf einstimmt und sich nicht alles schönredet.

6. Eine natürliche, offene Kommunikation

Schwedische Eltern legen außerdem großen Wert auf offene Kommunikation mit ihren Kindern. Sie ermutigen sie, über all ihre Gefühle zu sprechen und ihnen zuzuhören. Diese offene Kommunikation ermöglicht es, den Kindern, zu lernen, ihre Emotionen auszudrücken und Konflikte konstruktiv zu lösen. Schwedische Eltern nehmen sich Zeit, um mit ihren Kindern zu reden und sie in Entscheidungen einzubeziehen, was das Vertrauen zwischen Eltern und Kindern stärkt.

7. "FIKA" machen

Hin und her hetzen, schnell unterwegs ein Brötchen in den Mund schieben, Stress pur? Das vermeiden die Schweden. Die gönnen sich Pausen. Oder auch FIKA. Und zwar regelmäßig. Das steht für Pause, Kaffee und Kuchen. Das entschleunigt und kann vor allem als Eltern einiges bewirken. Mal wieder zu viel Mama-Taxi-Stress? Dann ab sofort erstmal ein Kaffee mit Kanelbulle (schwedische Zimtschnecke). Klingt nach einem guten Plan, oder?

8. In Schweden regiert das Bauchgefühl

Ob Schwiegermutter, Freundin oder Ratgeber: Alle wissen sie, wie man es besser macht mit dem Kind. "Pustekuchen, da pfeife ich drauf", denken sich die Schweden. Ungefragte Ratschläge werfen sie gleich in die gedankliche Mülltonne. Gut so! Schwedische Eltern vertrauen viel mehr auf ihr Bauchgefühl und ihren natürlichen Instinkt. Aber sie sagen auch ehrlich, wenn sie Hilfe benötigen.

9. Weniger Leistungsdruck ausüben

Eltern in Schweden setzen ihre Kinder nicht unter den gleichen Leistungsdruck wie in vielen anderen Ländern. Sie sind davon überzeugt, dass Kinder in ihrem eigenen Tempo lernen sollten. Und dass Erfolg nicht ausschließlich an akademische Leistungen gebunden ist. Stattdessen priorisieren sie die persönliche Entwicklung und das Wohlbefinden ihrer Kinder. Schwedische Kids können also ihre Interessen entdecken und ihre Talente entfalten – und zwar ohne sich ständig mit anderen vergleichen zu müssen.

10. Stillen oder Fläschchen – ist doch total egal! 

In vielen anderen Ländern drückt die Gesellschaft den Müttern noch den Glauben auf, dass Stillen um jeden Preis das Beste fürs Kind ist. Aber auch bei diesem Thema bleiben die Schweden locker. Hier wird gemacht, was für alle das Beste ist. Unter Hochdruck das Stillen erzwingen? Gibt es nicht. Dann eben die Flasche. Babybrei muss nicht immer selbst gekocht sein, auch ein Gläschen darf sein. Viel wichtiger für sie ist eine harmonische Stimmung.

11. Süßes, aber in Maßen

Schon einmal von der sogenannten "Schlicker-Strategie" gehört? In Schweden wird nämlich nur freitags und samstags genascht. Es handelt sich um eine Art allgemeine Richtlinie als Kariesschutz, an die sich viele schwedische Familien halten. 

Aber, psst, es gibt natürlich auch kleine Schlupflöcher. Zum Beispiel den "lilla lördag", den kleinen Samstag. Dieser findet am Mittwoch statt und erlaubt den Minis ein paar kleine Süßigkeiten. Der Lagom-Mentalität sei Dank!