G-L-U-E-C-K

8 grundlegende Dinge, die dänische Eltern in der Erziehung anders machen

Dänische Eltern machen vieles anders als wir. Ja, sie verfolgen einen einzigartigen Erziehungsstil, der auf Selbstständigkeit, Gleichberechtigung und Gemeinschaftssinn basiert. Sind dänische Kinder deshalb so glücklich?

Eine fröhliche Familie© iStock/pixdeluxe
Dänische Eltern lassen auch ihren Hygge-Lebensstil in die Erziehung einfließen.

Klar, wir sind alle Super-Eltern. Doch in Dänemark leben sie, die Super-Duper-Eltern. Jap. Ist so. Es handelt sich hier nicht bloß um ein schnödes Skandinavien-Klischee. Es steckt tatsächlich eine deftige Portion Wahrheit dahinter. Wie kommt es, dass die Dänen regelmäßig zu den glücklichsten Menschen Europas erklärt werden? Nun, dänische Eltern verfolgen auch in der Erziehung ihrer Kinder einen etwas anderen Ansatz.

In Dänemark leben die glücklichsten Kinder

Dänemark ist bekannt für sein fortschrittliches Bildungssystem und seine hohe Lebensqualität. Und laut dem "World Happiness Report" gehört die dänische Bevölkerung zu den glücklichsten Menschen in Europa. Doch warum ist das denn nun wirklich so? 

Jessica Joelle Alexander (amerikanische Kolumnistin und Mutter mit dänischem Ehemann) und Iben Dissing Sandahl (in Kopenhagen lebende Psychotherapeutin und Familienberaterin) sind der Ansicht, dass der Grund dafür mit der Kindererziehung der Dänen zusammenhängt. Diese unterscheide sich nämlich in einigen Dingen sehr von der Erziehung in den übrigen europäischen Ländern. In ihrem Buch "Warum dänische Kinder glücklicher und ausgeglichener sind" behandeln sie eben genau dieses Thema – und das ist ziemlich fesselnd …

Diese Prinzipien verfolgen dänische Eltern

Die Lösung des Rätsels fassen die zwei Autorinnen durch die sogenannte "G-L-U-E-C-K"-Formel zusammen – sechs Prinzipien, die dänische Erziehung ausmachen: 

  • Gutes Spiel
  • Lernorientierung
  • Umdeuten
  • Empathie
  • Coolbleiben und
  • Kuscheliges Zusammensein.

1. G wie "Gutes, freies Spielen"

Was das bedeuten soll? Freies Spielen. Dabei sind Kindern weitestgehend sich selbst überlassen. Das sei überaus wichtig für ihre Entwicklung. 

Viele Eltern verfolgen einen strikten Wochenplan. Playdates, Hobbys und Co – alles ist grob vorgegeben. Von uns Eltern. Doch in Dänemark läuft das etwas anders. Dort spielen die Kinder noch "altmodisch": in Gruppen mit Kindern unterschiedlichen Alters. Kreatives Spielen ist dann angesagt! Jessica Joelle Alexander und Iben Dissing Sandahl sagen in ihrem Buch: "Wir meinen ein 'Spielen', bei dem die Kinder – allein oder mit einem Freund – sich selbst überlassen sind und genau so spielen, wie sie es wollen und so lange sie wollen."

Jetzt mal Klartext: Dänische Eltern mischen sich nicht ins Spiel ihrer Kids ein. Außerdem drängen sie ihre Kleinen nicht zu einem Hobby oder verabreden sie nicht eigenmächtig mit einem "Freund". Sie sollen vielmehr ihre eigenen Erfahrungen leben. Also: Ihr könnt euch getrost von eurem schlechten Gewissen verabschieden. Ihr müsst eure Kinder nicht rund um die Uhr bespaßen und durchplanen. Mischt euch so wenig wie möglich ein und vertraut euren Weltentdeckern. 

Mehr zum Thema "freies Spiel" lest ihr in diesem Artikel: 

2. L wie "Lernorientierung"

Ehrlichkeit spielt in der dänischen Erziehung eine zentrale Rolle. Vor allem emotionale Ehrlichkeit. Eltern sollten ihren Kindern viel öfter mal Geschichten aus der eigenen Kindheit erzählen und ihnen somit zeigen, wie sie sich mal in derselben Situation gefühlt haben. Eltern müssen authentisch sein und ihren Kindern beibringen, ihre eigenen Emotionen wahrzunehmen. 

Außerdem sei es gar nicht so gut, zu viel zu loben. Dänen loben ihre Kinder wenig. Kommt das Kind mit einer 1 in Mathe nach Hause, wird nicht die Intelligenz gelobt ("Du bist so schlau, mein Kind", sondern vielmehr die Arbeit dahinter ("Ich finde es toll, wie du dir das erarbeitet hast"). 

3. U wie "Umdeuten"

Wir brauchen als Eltern mehr realistischen Optimismus. Was das bedeuten soll? Etwa das Umdeuten von Situationen – und zwar in die positive Richtung. "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung" oder "Das Glas ist halb voll, nicht halb leer" sind gute Beispiele. Alles eine Sache der (richtigen) Perspektive. Das wissen die Dänen und leben es ihren Kindern vor. Das habe nichts mit Schönrednerei zu tun. Auch die realistische (eher negative) Seite werde beleuchtet, doch nicht weiter thematisiert. Was wir noch daraus lernen können: Weniger negativ denken und aussprechen. Damit helfen wir auch unseren Minis dabei, besser mit Niederschlägen und Erfolgen klarzukommen. 

4. E wie "Empathie"

Die Fähigkeit, die Gefühle anderer wahrzunehmen und zu verstehen und sich quasi in andere Menschen hineinzuversetzen, das ist eine wertvolle Gabe. Und die kann man laut der Dänen sogar etwas erlernen. Deshalb ist auf dänischen Stundenplänen auch "Empathie" als Fach vermerkt. Mega, oder? Je nach Altersstufe gibt es unterschiedliche Ansätze, mit denen den Kids vermittelt wird, wie man die eigenen Gefühle und die der anderen Menschen erkennt und in Worte fasst. Eine wichtige Sache, die sie lernen sollen, ist: Die Gefühle anderer beurteilen wir nicht, sondern akzeptieren sie. Und da wir die Vorbilder unserer Minis sind, heißt es, dass wir ihnen genau das vorleben können. Geht mit gutem Beispiel voran.

5. C wie "Cool bleiben"

Klingt schön einfach, oder? Aber ist es natürlich nicht immer. Da sprechen wir aus Erfahrung. Doch es lohnt sich! Ein Geheimnis der Dänen sei ihr demokratischer, respektvoller Erziehungsstil ohne viel Platz für Machtkämpfe, Brüllen und Schreien. Autorin Sandahl sagt sogar: "Ein Haushalt, in dem viel herumgebrüllt wird, ist in Dänemark eher selten". Ein demokratisch geprägter Erziehungsstil fördere das Vertrauen und die Resilienz. In dänischen Schulen wird demnach auch viel mehr Zeit und Energie dafür verwendet, sich zu überlegen, wie man Konflikte vermeiden kann. Und nicht, wie man die Kinder am besten bestrafen kann. 

Also: Weniger herumschreien, cool bleiben und respektvoll miteinander umgehen.

6. K wie "kuscheliges Zusammensein"

Hygge. Dieser Begriff musste hier natürlich irgendwann auftauchen. Der Hygge-Lebensstil gehört für die Dänen nun einmal einfach zu ihrem Way of Life dazu. Das gemütliche Beisammensein mit der Familie und Freunden, sich mit einer Tasse Tee vorm Kamin einkuscheln, gut zusammen essen, warm eingemummelt spazieren gehen – all das gehört dazu und ist in Dänemark überaus wichtig für die Familien. Innerhalb einer Familie sollte man als Team so viel schöne Zeit miteinander verbringen, wie nur möglich. Klingt schön. Ist schön. Sollten wir alle mehr leben. 

7. Geschichten mit Happy End? In Dänemark eher selten.

Ebenso sei es laut der Autorinnen wichtig, nicht immer nur Geschichten mit Happy End vorzulesen. Wo wir auch wieder beim Punkt der Authentizität wären. Ist euch schon einmal aufgefallen, dass dänische Filme oder Märchen selten ein Happy End haben? In Dänemark geht man eher den realistischen Weg. Und da wird eben häufig am Ende nicht immer alles gut. Und diese Sichtweise bringen die Dänen auch ihren Kindern bei. 

8. Dänische Eltern kennen keine Ultimaten

Bedingungslose Hörigkeit? Das erwarten dänische Eltern niemals von ihrem Nachwuchs. Sie fordern vielmehr von ihm, dass er Verantwortung übernimmt und reichen ihm dazu auch mal die helfende Hand. Und: Dieser Respekt herrscht in Dänemark von beiden Seiten. Eltern respektieren ihre Kinder so, wie sie von ihren Kindern auch respektiert werden wollen. Sätze wie "Ich zähle jetzt bis drei,…" kennen dänische Eltern nicht. Sie verfolgen eher aufrichtige Hilfsbereitschaft und Geduld.