
"Nicht so schnell laufen, Schatz! Pass auf, dass du nicht hinfällst!" Klar, wir Eltern möchten nicht, dass unseren kleinen Lieblingsmenschen etwas passiert. Dass sie scheitern. Sich wehtun. Oder in eine andere negativ belastete Situation kommen. Doch was wir dabei schnell vergessen: Auch negative Erfahrungen sind wichtig. Unsere Kinder wachsen an ihnen. Ansonsten riskieren wir, dass unser Kind unselbstständig bleibt. Und das wollen wir um Himmels willen ja wirklich nicht, oder? Diese Fehler, sollten wir deshalb lieber vermeiden …
1. Jedes (noch so kleine) Wagnis unterbinden
Eltern, die jedes Wagnis, das ihr Kind eingehen möchte, unterbinden, sollten einmal darüber nachdenken, was sie da genau tun. Denn ist es nicht so, dass das Risiko des Scheiterns oder das Wagnis der Höhe zu den ersten Entscheidungen im Leben eines kleinen Kindes gehören? Diese sollten wir sie treffen lassen. Im Falle des Falles sind wir ja zur Stelle. Natürlich. Unterscheidet bewusst zwischen Risiken, welche euer Kind bewusst eingeht und Gefahren, die es in seinem Alter noch nicht richtig einschätzen kann.
2. Eine reizarme Umgebung schaffen
In den Regalen: alles aufgeräumt, akkurat geordnet. Auf den Tischen: nichts zu sehen. Zumindest nichts, was zerbrechen könnte. Ist das wirklich gut? Klar, gerade im Baby- und Kleinkindalter sollte das Zuhause kindersicher gemacht werden. Aber heißt das auch wirklich, ALLES in den Keller zu schieben, was zum Risiko werden kann? So hab ich es anfangs auch gehandhabt. Was nicht da ist, kann auch nicht gefährlich werden. Aber: Bei uns ist schnell vieles wieder eingezogen. Zum Beispiel ein paar kleine Deko-Vasen auf einem Beistelltisch im Wohnzimmer. Mein Kleiner weiß, dass die tabu sind. Aber mal ganz abgesehen davon: Kinder brauchen ein gewisses Maß an Unordnung! Verschiedene Farben, Geräusche, Haptiken – all das fördert ihre Neugier und ihren Spieltrieb.
3. Immer nur ablenken statt trösten
"Schau mal, ein Eichhörnchen – wie süüüß!" Ja, ich gebe es zu, die Strategie der Ablenkung funktioniert in den allermeisten Fällen wirklich am besten. Förderlich ist sie aber nicht unbedingt. Lieber richtig trösten, sich mit dem Erlebten auseinandersetzen und die Gefühle verstehen. Sich einfühlen. Einfach da sein. Tröstet man sein Kind, so zeigt es ihm, dass seine Emotionen von einem wahrgenommen werden. Das ist viel besser, als mit Smarties oder anderem Zeug vom Schmerz abzulenken …
Mehr zum Thema: Warum ihr niemals "War doch nicht so schlimm" sagen solltet …
4. Bewusst jede Niederlage vermeiden
Lasst eure Kleinen ruhig auch mal verlieren. Auch Niederlagen bringen sie weiter. Das muss ja nicht das haushohe Verlieren beim Kicken sein, keineswegs! Lasst ihm ruhig eine Chance. Doch auch aus gelegentlichen Niederlagen lernen Kinder viel. Nur auf diese Weise können sie selbständig EIGENE Erfolge wirklich wertschätzen lernen. Und: richtigen Ehrgeiz entwickeln.
5. Schimpfen ohne anschließendes Handeln
Macht die Konsequenzen deutlich, die aus dem Handeln resultieren. Euer Kind spuckt ständig Essen auf den Boden? Erklärt ihm, dass das nicht geht und lasst es die Reste selber aufsammeln. Oder alles aufwischen. Alleiniges Schimpfen fruchtet nicht. Unsere Minis müssen wissen, dass sie die Konsequenzen ihres Tuns selbst tragen müssen. Selbstverständlich so, wie es in ihrem Alter überhaupt möglich ist.
6. Keine Grenzen setzen
Stopp, bis hierhin und nicht weiter! Grenzen geben Kindern Sicherheit. Ein klarer Rahmen gibt ihnen für ihre freie Entfaltung den nötigen Halt. Deshalb sollten klare Regeln aufgestellt werden. So kann euer Kind nach und nach lernen, selbst Verantwortung zu tragen.
7. Kein gutes Vorbild sein
Wir sind diejenigen, an denen sich unsere Kleinen orientieren. Vor allem in den allerersten Lebensjahren. Und wenn wir als Eltern eine gewisse Unselbstständigkeit vorleben, kann das kontraproduktiv sein. Wenn Mama ständig etwas nicht schafft und auf Papas Hilfe angewiesen ist. Wenn man bei Konflikten immer auf andere verweist. Oder wenn nicht mehr selbst gekocht wird. All das sind Beispiele aus dem Alltag, die sich schnell einschleichen können.
8. Kind im Haushalt nicht mithelfen lassen
Traut euren Kindern ruhig etwas zu! Gebt Ihnen kleine Aufgaben, sie freuen sich sogar meistens darüber. Heutzutage müssen Kinder immer seltener Aufgaben im Familienhaushalt übernehmen. Wir können nicht davon ausgehen, dass unsere Kinder diese Tätigkeiten irgendwann einfach so beherrschen. Ob Müll wegbringen, Spülmaschine ausräumen oder Tisch decken: Nur Übung macht den kleinen Meister!
Und ab welchem Alter geht was allein?
Okay, wir sollen unsere Kinder also mal machen lassen. Aber ab wann, können sie denn was allein schaffen? Nicht jedes Kind ist gleich (schnell), doch hier ein kleiner Leitfaden zur Orientierung:
- ab 3 Monaten: Nun kann sich euer Baby wahrscheinlich für zirka 15 Minuten allein beschäftigen und auch mal nur mit sich spielen. Behaltet es selbstverständlich immer im Blick!
- ab 1 Jahr: Kleine, simple Regeln befolgen (z.B. nicht an Steckdosen und Kabel gehen).
- ab 3 Jahren: Ihr könnt euer Kind nun etwa 15 bis 30 Minuten in einer vertrauten, sicheren Umgebung allein lassen, zum Beispiel im Zimmer nebenan. Auch das Übertragen von Mini-Aufgaben im Haushalt ist möglich.
- ab 6 Jahren: Mal ein bis zwei Stunden allein sein? Sollte kein Problem sein. Auch stellen kürzere Strecken zum Freund nebenan oder zur Schule wohl auch kein Hindernis dar.
- ab 7 Jahren: Mal beim besten Freund oder der besten Freundin übernachten. Was für ein Pyjama-Spaß!
- ab 8 Jahren: Ein Urlaub ohne die Eltern (z.B. Ferienlager oder mit den Großeltern) wird nun zum Abenteuer. Auch kleine Einkäufe in der Nähe (zum Beispiel Brötchen kaufen) sind kein Problem.
- ab 10 Jahre: Ins Freibad mit den besten Schulfreunden: Check! Regelmäßiges Müll rausbringen oder Gassigehen? Check.
Ihr wollt mehr wissen? Dann könnt ihr über Statista mehr darüber erfahren, ab wann welche Dinge allein möglich sind.