Abschied nehmen

Wie man Kindern den Tod eines Haustieres erklärt

Wenn Kinder Tränen der Trauer vergießen, wissen Erwachsene oft nicht, wie sie reagieren sollen. Dabei können sie Vorbild sein und mit wenig Aufwand viel tun, um den Kleinen zu helfen, wenn das geliebte Haustier stirbt.

Abschied vom geliebten Haustier zu nehmen, fällt gerade Kindern besonders schwer. © Foto: Getty Images/Ryan McVay
Abschied vom geliebten Haustier zu nehmen, fällt gerade Kindern besonders schwer.

Es ist ein trüber Novembertag. Linus sitzt auf seinem Bett und starrt vor sich hin. Der Siebenjährige zieht sich in letzter Zeit häufiger zurück. Als sein Vater ihm liebevoll über den Kopf streicht, bricht der Junge in Tränen aus. "Wegen Luna", schluchzt er. Sein Papa kann das verstehen. Auch ihm ist es nahegegangen, als der Familiendackel vor drei Wochen eingeschläfert werden musste. Jetzt würde er seinen Sohn gerne trösten. Doch was hilft einem Kind, das trauert?

Das Kind in den Arm nehmen und die Tränen erlauben

  • Soll er Linus ablenken?
  • Den Jungen bitten, sich zusammenzureißen?
  • Hätte er besser ein Geheimnis aus Lunas Verschwinden gemacht?
  • Ist es hilfreich, bald nach einem neuen Hund zu suchen, damit das Kind schneller über den Schmerz hinwegkommt?


All diese Fragen schwirren in seinem Kopf herum, und es sind schwierige Fragen. Bevor Linus‘ Vater länger darüber nachdenkt, reagiert er erst einmal instinktiv – und macht dabei alles richtig: Er nimmt den Sohn in den Arm, lässt ihn weinen. Erklärt, dass ihm der Abschied von Luna auch schwer gefallen sei. Er zeigt damit, dass er die Trauer des Sohnes ernst nimmt. Er schlägt Linus vor, ein Bild von Luna zu malen und das auf den Luna-Gedächtnis-Tisch zu stellen. Den hat Linus selbst eingerichtet – mit dem, was an den Dackel erinnert: Fotos, Fressnapf und Hundeleine.

Selbstgewählte Rituale helfen Kindern, alles zu begreifen

Solche Rituale helfen, den Tod zu begreifen. Experten raten sogar dazu, dass die Kinder Briefe schreiben, Bilder malen, traurige Lieder singen, kindgerechte Bücher übers Sterben angucken oder lesen, sich Erinnerungs-Ecken einrichten, ein Grab besuchen oder eine Kerze zum Gedenken anzünden. Wenn die Eltern das Kind dabei unterstützen, zeigen sie ihm, dass auch sie trauern. So stärken sie die Kleinen und ihre Stärke, Emotionen zuzulassen und zu zeigen.

Auch der ehrliche Umgang mit dem Thema Tod ist für Kinder in Linus‘ Alter wichtig. Scheinbar tröstende Versprechen wie "Luna ist nur auf eine große Reise gegangen" wecken falsche Hoffnungen. Das Kind wartet dann darauf, dass der Hund zurückkommt. Oder es entwickelt Schuldgefühle ("Wenn ich mich besser gekümmert hätte, wäre Luna nicht verreist").

Am besten die Wahrheit sagen: Der Tod ist unwiderruflich

Zum Glück haben Linus‘ Eltern ihrem Sohn von Anfang an gesagt, dass der Tod endgültig ist. Dass niemand sich schuldig fühlen muss. Dass Luna ein schönes Leben hatte, das nun unwiderruflich zu Ende ist. Die Reaktionen darauf können heftig ausfallen: Das hängt insbesondere vom Alter des Kindes ab. Zwei- bis Fünfjährige haben möglicherweise plötzlich Angst vorm Alleinsein, wollen sich nicht von den Eltern trennen oder verfallen in Verhaltensweisen wie Daumenlutschen oder Bettnässen, die sie eigentlich schon abgelegt haben. 

"Ist unser Kind gefühllos?" Nein, auch Abwehren ist ganz normal

Jedes Kind reagiert anders. Manche lassen sich ihre Trauer kaum anmerken. Sie weinen nicht, selbst wenn ein Familienangehöriger gestorben ist. Sie gehen zum Alltag über, als wäre nichts gewesen. Und wenn Mutter oder Vater sie darauf ansprechen, blocken sie ab, reagieren sogar aggressiv. Das erschreckt Eltern. "Ist mein Kind gefühllos?", fragen sie sich. Keineswegs. Auch solche Reaktionen sind normal. Sie dienen dazu, die Eltern zu schützen. Wenn das Kind merkt, wie schlimm der Verlust für sie ist, will es helfen und nicht zusätzlich Stress verursachen. Trotzdem brauchen auch Kinder, die nicht weinen, Liebe und Trost statt Ablenkung oder Verdrängung. 

Autorin: Stephanie Albert

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