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Wenn sich das Kind hartnäckig weigert, trotz Regenwetter eine Jacke anzuziehen. Wenn es zum x-ten Mal mit den verschmierten Händen an die weiße Wand patscht. Wenn es trotz unzähliger Ermahnungen die anderen Kinder auf dem Spielplatz mit Sand bewirft. Dann könnten Eltern manchmal platzen vor Wut. Sie fühlen sich – wie man so schön sagt – getriggert.
So sehr wir unsere Kinder lieben, genauso können sie uns zur Weißglut treiben. Und manchmal ist es eine Frage der Tagesform, ob wir in herausfordernden Situationen gelassen bleiben – oder dann doch mal wieder schimpfen. Obwohl wir es doch eigentlich gar nicht wollen.
Viele Eltern fühlen sich von ihren Kindern getriggert. Der Ausdruck hat sich zu einem wahren Modewort entwickelt und wird nahezu inflationär benutzt. Doch was ist eigentlich ein Trigger? "Es ist wichtig, den Unterschied zwischen der Verwendung dieses Begriffs in der Psychologie und im Alltag zu verstehen", erklärt Maren Tromm, Familientherapeutin und Autorin ("Erziehungsratgeber Schluss mit Schimpfen für Dummies"). "In der Traumapsychologie bezieht sich ein Trigger auf einen Reiz, der bewusst oder unbewusst Erinnerungen an ein vergangenes Trauma hervorruft. Der Umgang mit Triggern, denen ein traumatisches Ereignis zugrunde liegt, erfordert Kompetenz, Sensibilität und Verständnis vonseiten der Menschen in der Umgebung."
Warum sich Eltern von ihren Kindern getriggert fühlen
Doch im Alltag hat der Ausdruck oft eine andere Bedeutung. "Im Umgangssprachlichen wird der Begriff 'Trigger' oft auch außerhalb des Kontexts von Trauma verwendet", weiß die Expertin. "Zum Beispiel, indem jemand sagt, dass bestimmte Bilder oder Verhaltensweisen 'Trigger' für ihn sind, um auszudrücken, dass diese Dinge starke emotionale Reaktionen bei ihm auslösen, auch wenn er keine traumatischen Erfahrungen gemacht hat."
Wenn Kinder also mal wieder ihre Grenzen austesten oder genau das Gegenteil von dem tun, worum wir sie bitten, bringt Eltern dieses Verhalten mitunter ziemlich auf die Palme. Es triggert sie.
"Eltern nutzen das Wort 'Trigger' überwiegend umgangssprachlich, da das Verhalten von Kindern ihre Eltern in emotionale Zustände versetzen kann, die sie selber nicht verstehen", erklärt Maren Tromm. "Es könnte also ein traumatisches Erlebnis zugrunde liegen, muss aber nicht."
Oftmals lohnt es sich, genau hinzusehen und herauszufinden, in welchen Situationen wir besonders dünnhäutig auf das Verhalten unserer Kinder reagieren. "Eltern, die echte Trigger bei sich selbst oder ihren Kindern erkennen möchten, sollten aufmerksam auf wiederkehrende Muster von emotionalen Reaktionen oder Verhaltensweisen achten, die durch bestimmte Auslöser hervorgerufen werden. Ein echter Trigger ist oft eng mit früheren traumatischen Erfahrungen oder belastenden Ereignissen verbunden und kann starke emotionale Reaktionen wie Angst, Wut, Traurigkeit oder Panik auslösen."
An diesen Anzeichen erkennen Eltern echte Trigger
Wiederkehrende Muster
Bestimmte Situationen, Worte oder Handlungen führen regelmäßig zu übermäßigen emotionalen Reaktionen, die über das hinausgehen, was angemessen erscheint.
Körperliche Reaktionen
Echte Trigger können auch körperliche Symptome wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern oder Übelkeit auslösen.
Flashbacks oder Erinnerungen
Der Auslöser kann auch Flashbacks oder belastende Erinnerungen an vergangene Ereignisse hervorrufen.
Vermeidungsverhalten
Betroffene können bestimmte Situationen oder Orte meiden, um den Trigger zu vermeiden.
"Es ist wichtig zu verstehen, dass das Überwinden von Triggern oft ein langwieriger Prozess ist, der Geduld und Selbstreflexion erfordert. Manche Menschen können ihre Trigger alleine bewältigen, indem sie sich mit ihnen auseinandersetzen, ihre Gedanken und Gefühle reflektieren und gesunde Bewältigungsstrategien entwickeln, wie z.B. Meditation, Atemübungen oder Gespräche mit vertrauten Personen", so Maren Tromm.
Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist
Jedoch gibt es auch Fälle, in denen professionelle Hilfe von außen notwendig ist. "Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Trigger schwerwiegende Auswirkungen auf das tägliche Leben haben, zu starken emotionalen oder psychischen Belastungen führen oder bereits ungesundes Verhalten wie Selbstverletzung oder Suchtmittelmissbrauch auslösen. In solchen Fällen ist es ratsam, sich an einen Psychologen, Psychiater oder Therapeuten zu wenden, der professionelle Unterstützung und Therapiemöglichkeiten anbieten kann."