Viele Kinder werden größer als ihre Eltern.© Foto: Getty Images/pinstock
Viele Kinder werden größer als ihre Eltern.

Es kursieren allerlei Gerüchte oder Anleitungen, wie man angeblich schon früh herausfinden kann, wie groß das eigene Kind einmal wird. Ein Freund von mir sagte uns vor längerer Zeit, das Kind werde doppelt so groß, wie es mit vier Jahren ist. Ob das zählt, wenn das Kind gerade vier geworden ist oder zu einem anderen Zeitpunkt im Laufe des fünften Lebensjahres, konnte er uns aber auch nicht beantworten. Für unseren Sohn würde das bedeuten, dass er mindestens 2,10 Meter groß wird – an seinem vierten Geburtstag maß er 105 cm. Und das fällt mir ehrlich gesagt schwer zu glauben.

In der Redaktionskonferenz heute Morgen sagte meine liebe Kollegin Caudia, ihr Kinderarzt lege die Größe des Kindes am zweiten Geburtstag zugrunde. Diese werde dann verdoppelt und ergebe in etwa die voraussichtliche Größe, wenn das Kind ausgewachsen ist. Ihre Zwillinge würden demnach eher klein bleiben.

Tatsächlich wachsen Kinder in den ersten Lebensjahren am schnellsten, später durchschnittlich rund fünf Zentimeter im Jahr. Einige Kinder legen aber zwischendurch auch richtige Schübe an den Tag.

Formel, um die spätere Größe des Kindes zu berechnen

Eine weitere Formel besagt, man müsse einfach die Größe der Mutter in Zentimeter und die Größe des Vaters addieren, bei Mädchen 13 Zentimeter abziehen und bei Jungen 13 Zentimeter dazuzählen, das Ganze durch zwei teilen, schon habe man die zukünftige Größe des Kindes plus/minus fünf Zentimeter.

Doch noch einmal im Detail und an unserem Beispiel:

So berechnet ihr die zukünftige Größe eurer Tochter

Größe der Mutter (165 cm) plus Größe des Vaters (180 cm) minus 13 cm ergibt  332. Geteilt durch 2 ergibt 166 cm oder mathematisch ausgedrückt:
(165 + 180 - 13) : 2 = 166

Unsere Tochter würde demnach etwa 1,66 m groß werden.

So berechnet ihr die zukünftige Größe eures Sohnes

Größe der Mutter (165 cm) plus Größe des Vaters (180 cm) plus 13 cm ergibt 358. Geteilt durch 2 ergibt 179 cm
oder mathematisch:
(165 + 180 + 13) : 2 = 179

Unser Sohn würde demnach etwa 1,79 m groß werden.

Nach dieser Formel würde unser Sohn möglicherweise kleiner werden als mein Mann, was ich für untypisch halte. Zudem würde es bedeuten, dass alle Brüder und alle Schwestern jeweils (so ziemlich) gleich groß werden müssten. Auch hier kenne ich ganz andere Beispiele.

Wie wir sehen, können die genannten Faustregeln lediglich eine Tendenz darstellen, aber keine finale Antwort liefern.

Neben genetischen Faktoren sind auch Ernährung, Bewegung, Schlaf und Gesundheitszustand im Hinblick auf das Wachstum entscheidend. Ich frage mich: Ist es denn überhaupt wichtig, wie groß unser Kind später einmal wird? Eine viel größere Rolle spielen doch die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden. In diesem Sinne: Wir warten einfach ab, ob unser Sohn größer wird als sein Vater oder nicht. Ändern können wir es ohnehin nicht.

Perzentilenkurven

Auch wenn es nicht wirklich entscheidend ist, wie groß euer Kind wird, ist eine gute Entwicklung durchaus wichtig. Es geht also darum, dass euer Kind genug wächst. Und das erfahrt ihr bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt.

Ganz hinten im Untersuchungsheft eures Kindes finden sich die sogenannten Perzentilenkurven. Sie zeigen Durchschnittswerte und geben euch einen Überblick über die Entwicklung von Gewicht, Länge und Kopfumfang eures Kindes. Abweichungen sind dabei nicht ungewöhnlich und hängen von vielen Faktoren ab. Euer Kinder- und Jugendarzt ist bei allen Fragen rund um die Entwicklung eures Kindes ein guter Ansprechpartner.

Da die Perzentilenkurven nicht unbedingt auf den ersten Blick leicht verständlich sind, bekommt ihr hier einen kleinen Überblick, was die Werte bedeuten:

  • P 3: Lediglich drei Prozent der Kinder im selben Alter sind kleiner. Es könnte sein, dass das Kind eine Tendenz zum Kleinwuchs hat.
  • P 10: Nur zehn Prozent der gleichaltrigen Kinder sind kleiner. 90 Prozent sind größer.
  • P 25: 25 Prozent der Kinder im selben Alter sind kleiner.
  • P 50: Euer Kind ist genauso groß wie der Durchschnitt in seinem Alter. 50 Prozent der gleichaltrigen Kinder sind größer, 50 Prozent sind kleiner.
  • P 75: Euer Kind ist größer als der Durchschnitt. 75 Prozent der Kinder im gleichen Alter sind kleiner als eures.
  • P 90: Euer Kind ist ziemlich groß. Nur zehn Prozent der Kinder im selben Alter sind größer.
  • P 97: Nur drei Prozent der gleichaltrigen Kinder sind größer als euer Kind. Euer Kind ist überdurchschnittlich groß.

Knochenaltermessung beim Kinderarzt

Übrigens: Durch ein Röntgen- oder Ultraschallbild der linken Hand des Kindes kann der Arzt erkennen, ob eine Wachstumsstörung vorliegt. Dazu schaut sich der Arzt die Wachstumsfugen in der Hand an, die anfänglich aus Knorpeln bestehen und bis zum 20. Lebensjahr komplett verknöchern. Anhand des Fortschritts dieses Prozesses lässt sich das Knochenalter ermitteln. Dieses wird dann mit den Normwerten verglichen. Weicht das Knochenalter vom tatsächlichen Alter des Kindes ab, liegt möglicherweise eine Wachstumsstörung vor.

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