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Eingeklemmter Finger – mitunter wird der Nagel blau
Wir verraten euch, wie ihr mit Quetschverletzungen am Finger am besten umgehen könnt. Dazu vorab ein bisschen Basiswissen: Der Finger ist in drei Teile gegliedert: Grund-, Mittel- und Endglied. Einzig der Daumen besteht nur aus zwei Gliedern. Am Endglied befindet sich das Nagelorgan.
Quetschungen der Finger sind bei Kindern und Jugendlichen in jedem Alter eine häufige Verletzung. Meist wird "nur" das Endglied eines Fingers in einer Tür eingeklemmt. Ganz typisch sind auch Quetschungen durch Bowlingkugeln oder Skateboards. Dabei kommt es zu einer Verletzung des Nagels oder des Nagelbetts. Das kann dann schon mal ganz schön bluten. Nagelverletzungen sehen oft viel wilder aus als sie sind. Aber eines sind sie auf jeden Fall: echt unangenehm und schmerzhaft! Manchmal pocht es auch.
Was könnt ihr zu Hause tun, wenn sich euer Kind den Finger eingeklemmt hat?
Wir können es nicht oft genug betonen: Immer erst einmal Ruhe bewahren! An einer Fingerverletzung stirbt so schnell niemand. Schaut euch den Finger, soweit es geht, erst einmal genau an: Ist der Nagel verletzt? Dieser kann einreißen oder auch aus der Nageltasche herausrutschen. Oder ist nur die Haut verletzt? Ihr könnt in jedem Fall den Finger vorsichtig mit einem Wunddesinfektionsmittel reinigen und locker verbinden. Auch eine leichte Kühlung ist gut.
Eingeklemmte Finger sollten auf jeden Fall befreit werden! Manchmal ist die Verletzung trotz verschlossener Tür gar nicht so schlimm. Legt einfach einen schützenden Verband an. Am Finger verbluten die Kleinen nicht so schnell.
Achtung bei abgetrennten Fingern (oder Gliedern)!
Sollte tatsächlich die gesamte Fingerkuppe oder ein Fingerglied abgetrennt worden sein, bringt diese unbedingt mit ins Krankenhaus! Verständigt dann außerdem den Rettungsdienst. Das abgetrennte Glied sollte in einen möglichst sterilen, sauberen Beutel gelegt werden. Dieser wird in einem weiteren Beutel mit kaltem Wasser aufbewahrt, sodass der abgetrennte Finger nicht mit dem Eiswasser in Berührung kommt.
Wann ist ein eingeklemmter Finger ein Fall für die Notaufnahme?
Die Antwort lautet ganz klar: Das können wir gar nicht so pauschal sagen. Ist der Finger nur gequetscht, liegt keine Wunde vor und der Nagel ist heil, dann könnt ihr abwarten und beobachten. Sollte der Nagel unterblutet, also ganz blau unterlaufen oder aus der Nageltasche herausgesprungen sein, dann solltet ihr zeitnah, also bis zum nächsten Tag, einen Arzt aufsuchen. Das kann dann natürlich auch ein Handchirurg sein. Ist nur wenig Blut unter dem Nagel (so etwa bis zur Hälfte der Nagelfläche), sind die Schmerzen erträglich und sonst keine weitere Verletzung vorhanden, könnt ihr getrost auch erst einmal abwarten. Bei Zeichen einer Infektion im Laufe der nächsten Tage oder bei anhaltenden Beschwerden über Tage hinweg, ist ein Arztbesuch in einer Praxis angezeigt.
Was passiert in der Notaufname?
Die Behandlung richtet sich immer nach dem Ausmaß der Verletzung und wird individuell gestaltet. Ist der Nagel insgesamt intakt, kann ein kleines Löchlein in den Nagel gebohrt werden, um den Bluterguss zu entlasten. Kleinere Brüche an der Fingerspitze als Folge vom Klemmen, sogenannte Nagelkranzfrakturen, heilen in der Regel von allein gut aus, ohne dass wir tätig werden müssen. Man erkennt diese auf einem Röntgenbild. Bei Bedarf kann eine Schiene angelegt werden, um die Schmerzen zu lindern.
Bei manchen Verletzungen, wenn der Nagel stärker beschädigt ist, ist es auch sinnvoll, den gesamten Nagel in einer kleinen Operation zu entfernen und das Nagelbett darunter zu nähen. Denn bleibt im Nagelbett eine klaffende Verletzung bestehen, könnte es zu Wucherungen von wildem Fleisch kommen, die das Wachstum des neuen Nagels behindern könnten. Auf das vernähte Nagelbett kann anschließend ein Kunstnagel oder der alte gereinigte Nagel in die Nageltasche gesetzt werden. Diese kann dann nicht verkleben, und der neue Nagel hat es leichter herauszuwachsen. Diese Art der Behandlung wird natürlich immer mit einer ordentlichen Betäubung oder in Narkose gemacht. Aber keine Sorge, einmal vernünftig versorgt, heilen solche Verletzungen meistens gut wieder aus.
Sollte die ganze Fingerkuppe abgetrennt sein, gibt es zwei Möglichkeiten: Wenn der abgetrennte Teil ausreichend groß und intakt ist, kann man ihn manchmal wieder annähen. Sollte der abgetrennte Teil zu doll gequetscht oder gar nicht mehr vorhanden sein, wird in der Regel ein Folienverband um die verletzte Stelle angelegt. Unter diesem Verband bildet sich ein feuchtes Milieu, welches das Wachstum des Gewebes anregt. Kaum vorstellbar, aber die Fingerkuppe kann so tatsächlich wieder gut nachwachsen!
Wie pflegt man einen eingeklemmten Finger nach der Behandlung zu Hause weiter?
Nach einer ärztlichen Behandlung sollten regelmäßig Kontrollen erfolgen, um eine entstehende Infektion des eingeklemmten Fingers zu erkennen. Traut ihr euch das selbst nicht zu, kann euer Kinder- oder Hausarzt das übernehmen. Wurde ein Kunstnagel eingesetzt und eine Wunde genäht, so bekommt ihr Bescheid, wann der künstliche Nagel oder die Fäden entfernt werden können.
Je nach Ausmaß der Verletzung, kann es zu Störungen des Nagelwachstums kommen. Manchmal sind diese trotz Behandlung leider unvermeidlich. In den meisten Fällen wird aber alles gut, es kann nur einige Monate dauern, bis sich so ein Nagel erneuert und ganz erholt hat. Korrekturoperationen am Nagel sind nur sehr selten erforderlich.
Zum Weiterlesen: Kinderunfälle – was ihr zu Hause tun könnt und wann ihr in die Klinik solltet

Das Kleinkind steckt sich eine Murmel in die Nase. Die Tochter kriegt beim Spielen im Wald einen Ast ins Auge. Der Sohn knallt auf dem Trampolin mit seinem Kumpel zusammen … Kinder tun sich ständig weh, manchmal ziemlich übel. Der erste Impuls vieler Eltern: Ab in die Klinik! Dabei sind die meisten Verletzungen gar keine echten Notfälle. Die Folge: überlastete Notaufnahmen und auf allen Seiten zum Zerreißen angespannte Nerven.
Genau das wollen die Kinder-Docs Benedict-Douglas Sannwaldt und Till Rausch mit ihrem neuen Buch ändern. Es soll Eltern eine Orientierungshilfe für die häufigsten Arten von Verletzungen und Unfällen bieten, um den Ernst der Lage besser einzuschätzen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Ein Buch zum vorsorglichen Drin-Schmökern, aber auch Schnell-mal-Nachschlagen. Mal hoch emotional, mal extrem dramatisch, zwischendurch sogar urkomisch. In jedem Fall aber immer mit viel Herz und Verständnis für alle Eltern, die sich Sorgen um ihren Nachwuchs machen.
"Verknackst, verschluckt, verbrannt: Wie ihr euren Kids zu Hause helft – und wann ihr in die Klinik solltet" von Till Rausch und Dr. Benedict-Douglas Sannwaldt (191 Seiten, Junior Medien, 18,95 Euro).