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Ein eingewachsener Zehennagel entsteht nicht von heute auf morgen und hat verschiedene Ursachen. Mit Abstand am häufigsten betroffen ist die Großzehe und das nicht ohne Grund: Durch das Tragen von falschen Schuhen kann Druck, insbesondere an der Großzehe, auf den Nagelwall entstehen und so das Einwachsen des Nagels begünstigt werden. Besorgt euren Kindern darum Schuhe, in denen die Zehen genug Platz haben!
Eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Unguis incarnatus – so nennen wir dieses Phänomen – spielt auch die richtige Nagelpflege. Dabei ist es absolut notwendig, den Nagel nicht abzurunden und die Seiten über den Nagelwall hinausstehen zu lassen! Wenn dem nicht so ist, passiert es mit der Zeit, dass das umliegende Gewebe gereizt wird und es zu einer Rötung kommt. Aufgrund einer dauerhaften Reizung kommt es anschließend zu einer überschießenden Reaktion des Gewebes, und es bildet sich das sogenannte "wilde Fleisch": Gewebe, welches selbst nicht mit Nerven versorgt wird und dementsprechend nicht schmerzt. Es sieht aber immer ein bisschen fies bis hin zu eklig aus. Eine häufige Komplikation ist in diesem Stadium eine Entzündung des Zehs. Das tut euren Kindern dann richtig doll weh.
Was könnt ihr bei einem eingewachsenen Zehnagel zu Hause tun?
Hat euer Kind einen eingewachsenen Zehennagel und akute Schmerzen, dann könnt ihr einige Dinge dazu beitragen, die Schmerzen zu lindern und den Befund zu verbessern. Bei akut auftretenden Beschwerden dürft ihr Schmerzmittel geben. Hochlagern und kühlen ist auch immer eine gute Idee und kann für Linderung der Beschwerden sorgen.
So, und jetzt erzählen wir euch, was ihr am Fuß selbst machen könnt: Fußbäder sind eine ganz wunderbare Sache. Am besten eignet sich dazu Kamille (es funktioniert auch mit Seife). Dazu kocht ihr einfach Kamillentee auf, lasst diesen abkühlen und badet den betroffenen Fuß für einige Minuten darin. Das weicht das Gewebe auf und hat gleichzeitig eine heilende Wirkung. Alternativ gibt es fertige Kamillenmischungen in der Apotheke.
Anschließend könnt ihr einen desinfizierenden Verband anlegen. Für die ganz Ambitionierten unter euch (und bei ausgeprägteren Fällen) lässt sich zum Beispiel mit einem Q-Tip oder einem sauberen Tuch das "wilde Fleisch" vom Nagel "wegmassieren". Man kann auch einen Pflasterverband anlegen oder einen Nagelclip aufsetzen. Wenn ihr an dieser Art der Behandlung Interesse habt, wendet euch an euren Hausarzt oder an einen Podologen. Die Kollegen sind auf Fußprobleme spezialisiert und kennen sich also bestens aus. Ziel ist es, dass der Nagel wieder frei liegt und so nach vorn herauswachsen kann. Tragt noch eine desinfizierende Salbe dort auf, wo ihr das wilde Fleisch vom Nagel entfernt habt, das lindert die Beschwerden und lässt das Gewebe eventuell etwas abschwellen, was zusätzliche Linderung verschafft.
Bitte aber keinen falschen Ehrgeiz! Ihr müsst nicht gleich beim ersten Mal den Nagel komplett freilegen. Das Prozedere ist für euer Kind nämlich nicht besonders angenehm. Führt ihr das aber regelmäßig durch, besteht die Chance, dass ihr den Nagel dadurch freigelegt bekommt und er von allein herauswachsen kann. Habt etwas Geduld. Ist der Nagel erst einmal weit genug herausgewachsen, verbessern sich die Beschwerden ganz von selbst.
Wann müsst ihr mit einem eingewachsenen Zehnagel in die Notaufnahme?
Die häufigste Komplikation bei einem eingewachsenen Zehennagel ist eine Begleitinfektion. Das merkt ihr daran, dass die Schmerzen eures Kindes plötzlich stärker werden und es zu einer zunehmenden Rötung und Schwellung des betroffenen Zehs kommt. Oft tritt dann noch Eiter auf. In diesen Fällen solltet ihr bitte einen Arzt aufsuchen, gern aber zu den regulären Öffnungszeiten!
Was passiert in der Notaufnahme?
Wenn ihr mit einem "normalen" eingewachsenen Zehennagel zu uns kommt, bucht euer Kind als erste Behandlung ein desinfizierendes Fußbad. Danach schauen wir uns an, wie ausgeprägt der Befund ist. Wenn sich die Situation in Grenzen hält, führen wir auch nichts anderes durch als die oben genannten Maßnahmen, legen einen desinfizierenden Verband an und geben euch mit auf den Weg, was ihr zu Hause weiter tun könnt.
Bei ausgeprägten Befunden haben wir die Möglichkeit, das wilde Fleisch mit einem Höllensteinstift (eine Art Q-Tip mit Silbernitrat an der Spitze) wegzuätzen. Wie bereits erwähnt, hat das wilde Fleisch keine Nerven, sodass euer Kind dabei keine Schmerzen verspürt. Durch das Silbernitrat verfärbt sich zunächst die Haut schwarz, aber keine Sorge, die Verfärbung verschwindet nach einiger Zeit wieder. Danach wird ein trockener Verband angelegt und fünf bis sieben Tage abgewartet. Mit ein bisschen Glück ist das wilde Fleisch dann abgefallen. Man kann diesen Vorgang auch wiederholen. Hilft das alles nichts, wird eine Operation (nicht als Notfall!) geplant und durchgeführt. Dabei wird das wilde Fleisch und ein Teil des Nagels entfernt. Die Nachbehandlung dieser OP ist häufig allerdings recht langwierig, sie ist also kein Allheilmittel. Zudem kommt der eingewachsene Zehennagel häufig wieder! Man sollte zunächst lieber die konservativen Maßnahmen ausprobieren.
Sollte es bereits zu einer Begleitinfektion gekommen sein, desinfizieren wir lokal und verschreiben im Zweifel ein Antibiotikum gegen die Infektion.
Zum Weiterlesen: Kinderunfälle – was ihr zu Hause tun könnt und wann ihr in die Klinik solltet

Das Kleinkind steckt sich eine Murmel in die Nase. Die Tochter kriegt beim Spielen im Wald einen Ast ins Auge. Der Sohn knallt auf dem Trampolin mit seinem Kumpel zusammen … Kinder tun sich ständig weh, manchmal ziemlich übel. Der erste Impuls vieler Eltern: Ab in die Klinik! Dabei sind die meisten Verletzungen gar keine echten Notfälle. Die Folge: überlastete Notaufnahmen und auf allen Seiten zum Zerreißen angespannte Nerven.
Genau das wollen die Kinder-Docs Benedict-Douglas Sannwaldt und Till Rausch mit ihrem neuen Buch ändern. Es soll Eltern eine Orientierungshilfe für die häufigsten Arten von Verletzungen und Unfällen bieten, um den Ernst der Lage besser einzuschätzen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Ein Buch zum vorsorglichen Drin-Schmökern, aber auch Schnell-mal-Nachschlagen. Mal hoch emotional, mal extrem dramatisch, zwischendurch sogar urkomisch. In jedem Fall aber immer mit viel Herz und Verständnis für alle Eltern, die sich Sorgen um ihren Nachwuchs machen.
"Verknackst, verschluckt, verbrannt: Wie ihr euren Kids zu Hause helft – und wann ihr in die Klinik solltet" von Till Rausch und Dr. Benedict-Douglas Sannwaldt (191 Seiten, Junior Medien, 18,95 Euro).