
Immer wieder zur Saison zwischen Juli und September, wenn das Jakobskreuzkraut an Straßenrändern und auf Feldern blüht, liest man vielerorts über die Gefahren, die von dieser Pflanze ausgehen sollen. Wir klären auf, was wirklich dran ist.
Wie giftig ist Jakobskreuzkraut wirklich?
Rückstände in Honig, Gift für Weidetiere, schon bei bloßem Hautkontakt Gefahr für Kinder? Ist Jakobskreuzkraut wirklich so giftig, wie es vielerorts heißt?
Fakt ist: Die Pflanze mit den 13-gliedrigen gelben Blütenblättern enthält wie alle Kreuzblütler giftige Pyrrolizidinalkaloide (PA), die in großer Menge verzehrt die Leber dauerhaft schädigen können. Und ja, in großen Mengen gefressen, kann dieses Gift tödlich wirken, das bestätigt der Nabu Schleswig-Holstein. Es gibt in der Natur einige Pflanzen, die bei Verzehr eine giftige Wirkung haben. Meistens ist das so, um sich Fressfeinde "vom Leib" zu halten. Oft kann man als Hinweis eine auffällige Farbe oder auch einen sehr bitteren Geschmack feststellen, der allein schon verhindert, dass man mehr davon essen will. Das gilt auch für Kinder, die aufgrund ihrer Unwissenheit tendenziell als mehr gefährdet gelten als Erwachsene. Fritz Heydemann, stellv. Vorsitzender des NABU Schleswig-Holstein, bestätigt uns, das Anfassen der Pflanze sei auch für Kinder "völlig unproblematisch, selbst das Abbrechen oder Herausreißen der Pflanze ist nicht gefährlich". Man solle die Pflanze nicht essen und die Blätter nicht durchkauen. Was man aufgrund des bitteren Geschmacks aber auch nicht tun würde.
Familien mit Kindern – besondere Vorsicht bei Jakobskreuzkraut?
Allgemein gut zu wissen: Wie giftig eine Pflanze oder ein Stoff auf einen Organismus wirkt, ist in den meisten Fällen abhängig von der Menge, der aktuellen Konstitution (Verfassung) und zum Teil auch genetischen Faktoren.
"Es gibt seit Langem auch keine nachgewiesenen Todesfälle oder Vergiftungsfälle, auch bei Tieren", sagt Fritz Heydemann. "Weidetiere fressen die Pflanze weitgehend nicht, weil sie sehr, sehr bitter schmeckt." Die Blühpflanze ist laut Nabu aber wichtiger Bestandteil unseres Ökosystem und sei gut für diverse Insekten. Allerdings fühlen sich Bienen offenbar nicht besonders angezogen, sie wählen die Blüten nur, wenn sie nichts anderes finden – was auch die Debatte darum, ob Honig mit Jakobskreuzkraut "vergiftet" ist, einigermaßen hinfällig macht. Es wurden zwar in einigen Honigen Pyrrolizidinalkaloide nachgewiesen. Doch der Gehalt unterschritt die als akzeptabel geltende Menge bei Weitem. In Honig mit Beimischungen aus Amerika oder Asien fand sich teils ein höherer PA-Gehalt als in rein deutschen Honigen. Einen rechtsverbindlichen Grenzwert gebe es laut Nabu allerdings nach wie vor nicht, das Bundesinstitut für Risikobewertung spricht in diesem Fall lediglich Empfehlungen aus. Auch spannend: Die "Honig-Saison" endet normalerweise vor der Blütezeit des Jakobskreuzkrauts. Viele Imker sind dazu übergegangen, den Honig also vor Mitte Juli zu schleudern und ihn anschließend den Bienen zu überlassen.
Jakobskreuzkraut: gut zu wissen
Übrigens ist die Debatte, wie giftig und schädlich die Pflanze nun wirklich ist, politischer als man anfangs glauben sollte. Laut Nabu ist der Bauernverband auf den öffentlichkeitswirksamen Medien-Hype zur Vernichtung des Jakobskreuzkrauts aufgesprungen. Selbst der Grünen-Politiker Robert Habeck habe sich mitreißen lassen, sodass nun großflächige Grünlandflächen gemäht und/oder gemulcht werden müssen. Dass man damit die Ausbreitung der Pflanze einschränken könnte, ist jedoch ein Irrglaube. Die eigentlich zweijährige Pflanze wird durchs Mähen vor der Blüte nicht etwa getötet, sondern überdauert umso länger, bis es zur Blüte kommt. Abgemähte Blüten entwickeln laut Nabu sogar eine Notreife ihrer Samen. Weitere Krux: Gelangen abgemähte Teile der Pflanzen getrocknet ins Viehfutter, haben sie nicht ihre Giftigkeit, wohl aber den bitteren Geschmack verloren. Fritz Heydemann: "Stark mit Jakobskreuzkraut durchsetztes Heu soll nicht verfüttert werden, das ist inzwischen allen Landwirten bekannt."
Fazit zum Jakobskreuzkraut
Wie dieses Thema zeigt, lohnt es sich immer wieder, genauer hinzuschauen, statt blind der Panikmache zu verfallen. Zum Glück erkennen dies inzwischen mehr und mehr Menschen, wie auch diverse User-Kommentare zu diesem Instagram-Post zeigen: