
Sie sieht total harmlos aus – und doch hat es diese Pflanze in sich: Der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt, kann zu richtig schlimmen Verletzungen mit Blasenbildung führen. Und das schon bei kleinstem Kontakt! In Deutschland blüht der Bärenklau von Juni bis August. In dieser Zeit ist die Konzentration des Gifts in den Blüten des Riesenbärenklaus am höchsten – und somit richtig gefährlich!
Warum erleiden gerade Kinder so oft Verbrennungen von der Herkulesstaude?
Auf Kinder wirkt Riesenbärenklau oft anziehend – schließlich kann er zwischen zwei und fünf Meter groß werden. Und so ein imposantes Gewächs will natürlich erforscht werden. Zudem passiert es oft, dass Kinder sich hinter dem Bärenklau verstecken. Oder sie benutzen die Stiele, um Schwerter oder Blasrohre zu basteln.
Das Gemeine: Riesenbärenklau pikst und brennt nicht wie zum Beispiel eine Distel oder Brennnessel. Kinder merken also oft gar nicht, dass sie gerade eine giftige Pflanze angefasst haben. Das Problem ist die milchige Flüssigkeit der Herkulesstaude, die – sobald sie mit UV-Licht, also Sonne – in Kontakt kommt, zu Verbrennungen der Haut führt. Furocumarine heißt dieses Gift, das phototoxisch wirkt, also in Kontakt mit Sonnenlicht seine Wirkung entfaltet.
"Diese Pflanzen können in Kombination mit Sonneneinstrahlung sehr schwere Hautschäden verursachen, die Verbrennungen gleichen und auch so behandelt werden müssen", warnt Dr. Hermann Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). "Es ist jedoch nicht unbedingt eine direkte Sonneneinstrahlung nötig, um eine Reaktion auszulösen. Auch die Einwirkung von UV-A-Strahlung bei einer dünnen Wolkendecke kann ausreichen."
Der juckende und brennende Hautausschlag mit auffälliger Blasenbildung zeigt sich häufig vorrangig an den Beinen, an den Füßen, im Gesicht, am Hals und an den Unterarmen. Denn diese Körperpartien sind meistens nicht mit Kleidung bedeckt und somit sowohl dem Gift des Riesenbärenklaus als auch der UV-Strahlung schutzlos ausgesetzt.
Bilder von Verbrennungen mit Bärenklau
Ihr seid euch nicht sicher, ob euer Kind mit einer Herkulesstaude in Kontakt gekommen ist? Vielleicht helfen euch die folgenden Bilder weiter. Auffällig sind die großen Brandblasen, die an eine Verbrennung erinnern.
Wichtig zu wissen: Oft treten die Verletzungen erst zwei bis drei Tage später nach Kontakt mit dem Bärenklau auf. Wenn ihr also Brandblasen an euren Kind entdeckt und euch nicht erklären könnt, woher diese stammen, sprecht den Verdacht auf jeden Fall bei eurem Kinderarzt an.
Nach Kontakt mit Bärenklau: Blasen aufstechen?
"Wenn Kinder mit Pflanzensaftspritzern in Kontakt kommen, sollten Eltern die Hautstellen gründlich mit Wasser und Seife waschen", rät Dr. Kahl. "Betroffene Kinder sollten die Sonne für zwei Tage meiden und auch aufs Schwimmen verzichten. Die angegriffenen Hautareale sollten mit Sonnencreme geschützt werden. Schwellungen und Entzündungsreaktionen können Eisbeutel und feuchte Kompressen lindern." Die Blasen dürfen nicht aufgestochen werden – sie können sich dann entzünden. Zudem können Narben entstehen. Die Brandblasen sollten auch nicht mit Wund- und Heilsalbe eingeschmiert werden.
Falls ihr gerade unterwegs seid und die Stelle nicht abwaschen könnt, deckt sie unbedingt ab, sodass kein Sonnenlicht auf die Haut gelangt. Falls Pflanzensaft in die Augen gelangt sein sollte, müsst ihr diese umgehend gründlich mit Wasser ausspülen und sofort einen Arzt aufsuchen.

So könnt ihr Riesenbärenklau bzw. die Herkulesstaude erkennen
Die zwei bis fünf Meter hohe Pflanze wächst vorrangig an Flussufern, Waldwegen und Straßenrändern. Die Blätter sind stark gezackt, die Blüten weiß und der dicke Stängel rötlich gesprenkelt.
Bärenklau bitte melden!
Wenn ihr Bärenklau entdeckt, solltet ihr das unbedingt dem Ordnungsamt der jeweiligen Gemeinde mitteilen. Besonders, wenn sich die Herkulesstauden an Orten befindeen, die eine unmittelbare Gefährdung darstellen, z. B. auf Kinderspielplätzen, in Parks, auf Friedhöfen oder auf Wanderwegen.
Auch in eurem Garten können übrigens Pflanzen wachsen, die phototoxisch wirken. Dazu gehören unter anderem Petersilie, Dill, Anis, Echter Sellerie und Echter Koriander, manche Wiesengräser, Schierlingskraut, Knorpelmöhre und Zitrusgewächse (Zitrone, Limette), Feigen, Maulbeeren, Bergamotte und die Blätter der Karotte. Die Konzentration des Gifts (Urushiole oder Furocumarine) ist in diesen Pflanzen aber längst nicht so hoch wie im Riesenbärenklau.