
Letztes Jahr schwärmte mein Mann von seinem All-Time-Film-Favorite zu Weihnachten: "Kevin – Allein zu Haus". Den Klassiker mit Macaulay Culkin in der Hauptrolle hatte er selbst seit vielen Jahren nicht mehr geguckt. Und wollte das am liebsten zum Weihnachtsfest nachholen – zusammen mit unserem sechsjährigen Sohn. Warum wir uns am Ende klar dagegen entschieden haben, obwohl auch ich den Film früher geliebt habe, erzähle ich euch hier. (Und zwar nicht, weil der Film erst ab zwölf Jahren freigegeben ist ...)
Mit "Kevin – Allein zu Haus" ist es doch so: Wir Kinder der Neunziger kennen diesen Film rauf und runter und haben ihn ganz eventuell auch einen Hauch glorifiziert. Wenn der achtjährige Kevin McCallister daheim vergessen und von fiesen Einbrechern heimgesucht wird, die am Ende dann aber wieder von ihm höchstpersönlich ausgetrickst werden, während die gesamte Großfamilie das Weihnachtsfest in Florida feiern will, ja, dann ist das schon ziemlich amüsant. Aber wirklich für Groß und Klein?
"'Kevin – Allein zu Haus' mit Kindern gucken? Bitte nicht!"
Als ich meiner Freundin von den Plänen erzählte, den Film an Weihnachten zu gucken, riet sie mir inständig davon ab. "Oh, bitte nicht, wir haben es gewagt und seitdem schlafen meine Kinder jede Nacht in meinem Bett und haben ständig Angst, dass ich sie daheim vergesse." Die beiden waren vier und sechs, genau wie unsere Jungs zu diesem Zeitpunkt. Denen ich dann lieber andere Weihnachtsfilme zeigte.
Ja, "Kevin – Allein zu Haus" ist ab 12 Jahren!
Wir entschieden uns also (ersteinmal) gegen Kevin, nicht nur, weil meine Freundin mich davor warnte und auch nicht nur, weil der Film ja eigentlich laut FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) ab zwölf Jahren freigegeben ist, sondern weil ich meine Kinder kenne. Sie hätten Angst vor all diesen Szenen, die bei uns Erwachsenen und bei älteren Kindern für Unterhaltung sorgen:
- Huch, Kind wird vergessen! (Hallo Trennungsangst!)
- Einbrecher verkleidet sich als Polizist.
- Überhaupt: Einbrecher!!!
- Kind mit Gewehr.
- Bügeleisen im Gesicht.
- Vogelspinne im Gesicht.
- ...
Realitäts-Check
"Kinder müssen erst mal verstehen, dass all diese 'Fallen', die Kevin sich da ausdenkt, im echten Leben tödlich sein könnten", gibt Silke Schröckert zu bedenken. Sie ist Journalistin und Autorin aus Hamburg, hat selbst zwei Kinder und arbeitet als Moderatorin für das Film- und Serienformat "Kino oder Couch". Die Medien-Expertin will aber trotzdem nicht pauschal von Filmen wie "Kevin – Allein zu Haus" abraten:
Die FSK zu beachten ist wichtig und richtig. Auch bei Filmen, die man selbst schon kennt. Denn die Erinnerung spielt einem da oft einen Streich und Filme, die man selbst schon kennt und als vermeintlich harmlos einstuft, können bei Kindern Ängste auslösen, die man selbst (aus Erwachsenensicht) gar nicht mehr auf dem Zettel hat.
Die FSK ist kein Freifahrtschein!
Aber mindestens genau so wichtig ist es, sich nicht gänzlich auf die FSK zu verlassen. "Die FSK ist ja kein 'Ab diesem Alter kann dein Kind den Film auf jeden Fall sehen'-Freifahrtschein", so die Expertin. Es könnte also genau so gut Zwölfjährige geben, die mit Kevin noch völlig überfordert sind, während so manch Sechsjähriger den Film bereits locker wegbingt. Kurzum: Ihr kennt euer Kind am allerbesten. Jeder hat so seine eigenen Ängste, und die gilt es zu respektieren. Klar: Ein bisschen Nervenkitzel gehört bei Filmen dazu, findet auch Silke. "Denn die Erleichterung, die wir verspüren, wenn die Protagonist:innen eine Herausforderung überwältigt haben, ist mit der Grund, weshalb wir das Abtauchen in fremde Filmwelten so lieben. Ohne Spannungsbogen verlieren Filme also ihren Reiz." Aber wie weit dieser Bogen gespannt werden darf, das müssen die Eltern für ihr eigenes Kind bestimmen.
Wichtig: Unbekannte Filme und Sendungen immer erstmal zusammen gucken
Hinweis: Wenn das Kind einen Film oder auch eine Serie zum ersten Mal schaut, bleibt bitte immer dabei! Denn nur so können Fragen jederzeit beantwortet werden, es kann gekuschelt und direkt getröstet werden und natürlich auch die Pause- oder Stopp-Taste gedrückt werden. So kann man beispielsweise erklären, mit welchen Tricks bestimmte Szenen gedreht wurden. Und: "Man muss den Kindern erklären, dass das, was sie da sehen, nicht real ist. Das ist gerade dann eine Herausforderung, wenn es nicht mehr animierte oder gezeichnete Figuren sind, die auf dem Bildschirm erscheinen, sondern echte Schauspieler:innen", ergänzt Silke Schröckert. Wie bei "Kevin – Allein zu Haus", den mein Mann und ich dann im letzten Jahr erstmal zu zweit (vor)guckt haben.
Lustige Side Note: In einem Ranking eines Online-Sprachanbieters zu Weihnachtsfilmen, mit denen man am besten Englisch lernen kann, erreichte "Kevin – Allein zu Haus" den ersten Platz. "Er eignet sich in der Originalversion besonders gut für Englisch-Anfänger. Die Dialoge sind leicht zu verstehen, da nicht viele Vokabeln höherer Schwierigkeitsgrade verwendet werden", so in der Pressemitteilung on Lingoda.
Übrigens: "Kevin – Allein in New York" ist ab 6 Jahren freigegeben
Für alle die sich jetzt fragen: Und was ist mit dem zweiten Teil!? Ja, tatsächlich trägt "Kevin – Allein in New York" die Empfehlung FSK 6. Ob ihr in euch schon mit euren sechsjährigen Kindern anschauen möchtet, ist aber auch hier sehr individuell zu entscheiden. Nur ihr könnt beurteilen, ob euer Kind schon reif genug ist für den Handlungsstrang und den Humor des Filmklassiker. Es handelt sich auch hier lediglich um eine Orientierung der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK).
Wann läuft "Kevin – Allein zu Haus" im Fernsehen?
Heiligabend: Auf Sat.1 läuft "Kevin – Allein zu Haus" am Dienstag, 24.12.2024, um 20:15 Uhr.
Im Bezahlfernsehen könnt ihr in 2024 hier sehen:
- 22. November 2024, 10:40 Uhr, Warner TV Film
- 1. Dezember 2024, 20:15 Uhr, Sky Cinema Classics
- 2. Dezember 2024, 14:30 Uhr, Sky Cinema Classics
- 3. Dezember 2024, 09:20 Uhr, Sky Cinema Classics
- 6. Dezember 2024, 16:30 Uhr, Sky Cinema Family
Ihr könnt die Kevin-Klassiker auch bei vielen weiteren gängigen Anbietern streamen, wie zum Beispiel Apple TV, Amazon Video, YouTube oder Disney+, ggf. gegen einen Aufpreis.