Medikationshinweise

12 Medikamentenfehler, die wir (bei Kindern) unbedingt vermeiden sollten

Damit es nicht zu unangenehmen oder sogar gefährlichen Nebenwirkungen kommt, sollten Eltern bei der Verabreichung von Medikamenten einiges bedenken. Denn vor allem für Kinder kann man bei der richtigen Medikation nicht genau genug sein.

Dem Kind die Medizin mit einem Esslöffel geben? Nicht ratsam.© Foto: iStock/ArtistGNDphotography
Dem Kind die Medizin mit einem Esslöffel geben? Nicht ratsam.

Klar, nicht bei jedem Wehwehchen brauchen unsere Kinder gleich ein Medikament. (Das gilt im Übrigen auch für Erwachsene.) Und dennoch können wir sehr froh sein über den medizinischen Fortschritt hierzulande, der uns in aller Regel auch auf medikamentöser Seite bestens versorgt. So können schwerwiegende Symptome und Schmerzen gelindert und viele gesundheitsgefährdende Krankheiten bekämpft werden. Doch gerade im alltäglichen Umgang mit Medikamenten können Eltern manchmal etwas zu locker sein. Bei Erkältungen und Co. denken wir Eltern genau zu wissen, wie der Hase läuft. Aber Achtung, diese Fehler bei der Gabe von Medikamenten sollten uns besser nicht passieren. Denn: Sie können mitunter schwerwiegende Folgen haben.

1. Die Dosis muss nach Gewicht und nicht nach Alter bemessen werden

Wie viel ein Kind in welchem Alter wiegt, kann vollkommen unterschiedlich sein. Deshalb ist es unglaublich wichtig, die Dosierung dem Gewicht anzupassen, damit es auch richtig wirkt bzw. damit es nicht überdosiert wird – und somit zu gefährlichen Vergiftungen führen kann.

2. Korrekten Zeitabstand zwischen einzelnen Dosen einhalten

Bitte haltet bei der Dosierung unbedingt die in der Packungsbeilage angegeben Abstände ein. Bei Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen kann es bei einer zu schnellen Einnahme ansonsten zu toxischen Überdosierungen kommen. Bei Arzneimitteln wie Antibiotikum kann bei einer zu großen Zeitspanne die komplette Wirkung flöten gehen. Wenn ihr eine Einnahme vergessen habt, nicht einfach autark die doppelte Menge einnehmen, sondern kurz Rücksprache mit dem Kinderarzt halten.

3. Lest den Beipackzettel, wirklich!

Auch wenn ihr denkt, ihr kennt das Medikament doch schon, lest ihn! Beipackzettel können sich ändern. Oder euer Kind ändert sich, ist gewachsen, nimmt plötzlich neue andere Medikamente ein, die Wechselwirkungen auslösen können. Gegebenheiten können sich ändern. Auch der Arzt bzw. die Apothekerin können sich mal vertun. Gibt es also Differenzen zwischen der Dosis, die in der Verpackung angegeben wird und der vom Arzt verschriebenen, scheut euch nicht vorsichtshalber nochmal nachzufragen. 

4. Nutzt die richtigen Messutensilien!

Für die Verabreichung von Medikamenten solltet ihr im Idealfall immer die mitgegebenen Messutensilien nutzen. Nur so könnt ihr gefährliche Dosierungsfehler vermeiden. Laut einer US-Studie kommen die übrigens häufiger mit Bechern vor als mit Pipetten, Dosierlöffeln oder Spritzen. Die beste Wahl für Genauigkeit seien demnach orale Spritzen. Noch ungenauer sind Haushaltslöffel, von denen Experten bei der Medikamentgabe gänzlich abraten. Mit ihnen passieren zu häufig Dosierungsfehler, da ihr Fassungs­vermögen zu unterschiedlich ist.

Tipp: Nachts unbedingt das Licht anschalten beim Dosieren, auch wenn die Müdigkeit groß ist. Denn sonst kann im Halbschlaf schnell mal die falsche Menge Fiebersaft in der Pipette hochgezogen werden. 

5. Medikamente teilen? Keine gute Idee!

In Zeiten der Medikamentenknappheit (Fiebersaft und Zäpfchen) stellen sich viele Eltern sicherlich die Frage, ob man Zäpfchen teilen darf. Die Antwort lautet: NEIN – Zäpfchen eignen sich nicht zum Teilen! Zum einen lassen sie sich geteilt schwer anwenden, zum anderen könnten sie aber auch kontaminiert werden oder zerbrechen. Außerdem könnte der Wirkstoff so ungleichmäßig verteilt sein. Dieser ist nämlich oft in der Spitze konzentrierter.

Besprecht solche Vorhaben immer mit eurem Kinderarzt. Vielleicht kennt dieser noch andere Medikamente, die ihr stattdessen verabreichen könnt.

Auf gut Glück der kleinen Schwester mit Ohrenschmerzen auch einen Schwups von dem Antibiotikum des an einer Mittelohrentzündung erkrankten Bruders geben? Auch das ist nicht empfehlenswert! Denn so eine Wohnzimmer-Diagnose kann schnell mal nach hinten losgehen, wenn Kind 1 nämlich eigentlich gar keine bakteriell bedingte Mittelohrentzündung hat wie Kind Nr. 2. Damit erhöht sich schnell mal das Risiko einer Antibiotikaresistenz. 

6. Antibiotikum unbedingt immer bis zum letzten Tag einnehmen

Der Arzt wird euch eine genaue Angabe mitgeben, wie lange das Antibiotikum eingenommen werden muss. Bitte setzt es nicht vorher ab, weil die Symptome ja schon verflogen sind. Oder weil das Kind sich gegen die Einnahme sträubt. Denn ansonsten könnten Bakterien zurückbleiben, wieder aufleben und sogar resistent werden. Dann muss erneut ein Antibiotikum her – ein anderes, das ggf. schwerwiegendere Nebenwirkungen hat.

7. Antibiotikum nicht mit Milchprodukten einnehmen

Morgens den Joghurt frühstücken und das Antibiotikum gleich hinterherschieben? Vorsicht, denn: Milchprodukte können die Aufnahme mancher Antibiotika (zum Beispiel mit den Wirkstoffen Tetra­zyklin, Doxy­zyklin, Mino­zyklin oder Cipro­floxazin und Norfloxazin) nachweislich im Körper hemmen. Die Folge: Es wirkt schlichtweg nicht so gut! Checkt also immer den Beipackzettel und lasst im Zweifelsfall zwei Stunden zwischen Einnahme des Antibiotikums und Milchprodukten verstreichen. 

Wichtig: Ob euer Medikament vor, zu oder nach einer Mahlzeit eingenommen wird, solltet ihr immer vorab checken.

8. Schmerzmittel für Neugeborene: Kein Ibuprofen!

Das Schmerzmittel für frischgeborene Babys sollte immer Paracetamol sein. Es darf schon ab der Geburt verabreicht werden. Ibuprofen (als Zäpfchen) darf erst ab drei Monaten gegeben werden. Und der Saft erst ab sechs Monaten. Acetylsalicylsäure (ASS), der Wirkstoff, der zum Beispiel in Aspirin enthalten ist, darf Kindern unter zwölf gar nicht gegeben werden. Es kann zu einer seltenen, aber sehr gefährlichen Hirn- und Lebererkrankung führen.

9. Nasentropfen dürfen maximal 7 Tage verabreicht werden

Abschwellende Nasentropfen bzw. Nasenspray darf maximal sieben Tage hintereinander benutzt werden. Sonst droht Abhängigkeit. Denn tatsächlich gewöhnt sich die Nasenschleimhaut an die Inhaltsstoffe und schwillt nach dem Absetzen wieder an. 

Mehr zu diesem Thema findet ihr in diesem Artikel: Nasentropfen für Säuglinge: Gefahr durch Überdosierung!

10. Achtung bei ätherischen Ölen!

Viele ätherische Öle sind für Babys und Kleinkinder nicht nur ungeeignet, sie sind sogar gefährlich. Beim Einatmen droht Atemnot und Erstickung! Menthol, Pfefferminzöl oder Eukalyptus sind beliebte Zusätze in frei verkäuflichen Erkältungshelfern, auch in der Drogerie. Für die Kleinsten solltet ihr aber unbedingt auf sie verzichten. Unbedenklich sind zum Beispiel Thymian oder Myrte.

Checkt für mehr Details zu diesem Thema unseren Artikel "Ätherische Öle sind gefährlich für Babys!"

11. Gefährliche Medikamentenmischung

Sollte euer Arzt eurem Kind ein Medikament verschreiben, klärt ihn immer über alle anderen einzunehmenden Medikamente oder auch Nahrungsergänzungsmittel auf. Ansonsten droht entweder eine geminderte Wirkung oder sogar gefährliche Wechselwirkungen. Auch bei rezeptfreien Medikamenten solltet ihr im Zweifel immer mit dem Apotheker oder der Apothekerin Wechselwirkungen zu anderen Medikamenten besprechen. 

12. Bei hohem Fieber: Ibuprofen und Paracetamol einfach abwechseln?

Bei sehr hohem Fieber verabreichen Ärzte manchmal Paracetamol und Ibuprofen abwechselnd. Somit kann die Einnahme-Spanne auf drei bis vier Stunden verringert werden. Aber bitte macht daraus keine Selbstmedikation. Diese Ausnahme darf ausschließlich auf ärztliches Anraten angewendet werden. 

Wichtig zu wissen:

Grundsätzlich solltet ihr auch bei der Verabreichung von rezeptfreien Medikamenten bei euren Kindern immer Rücksprache mit dem Kinderarzt halten. Es sei denn, ihr kennt das Medikament wirklich sehr gut und euer Kind hat es schon öfter zu sich genommen, wie zum Beispiel Fiebersaft. Bitte die Arzneimittel stets kindersicher aufbewahren! Sollte es zu einer Medikamentenvergiftung gekommen sein, ruft umgehend den Giftnotruf an.

Lade weitere Inhalte ...