
Ein unauffälliges, schwarzes Käferchen – da würde man wohl kaum vermuten, dass sein Gift tödlich sein kann ...
Giftig und bedroht
Es gibt in Europa wohl etwa 20 verschiedene Arten des Ölkäfers, der schwarzblaue ist die bei uns am häufigsten vorkommende Art. Die Käfer schlüpfen zwischen März und Mai und sind dann besonders für Naturfreunde sehr spannend. Denn das Auftauchen des Ölkäfers deutet auf einen wildbienenfreundlichen Garten hin. Warum das so ist? Seine Larven krabbeln auf Blüten und warten dort auf Wildbienen, an deren Pelz sie sich dann festklammern, damit die Wildbienen sie in ihre Nester transportieren. Hier ernähren sich die Ölkäfer-Larven von Bieneneiern und vom Pollenvorrat, bevor sie dann nach dem Winter schlüpfen. Obwohl er sich an sich gut vermehren kann, steht der Schwarzblaue Ölkäfer in Deutschland inzwischen auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere, was hauptsächlich am Verlust seines Lebensraumes liegt. Für das Jahr 2020 wurde er sogar zum Insekt des Jahres gekürt.
Wie erkennt man den Ölkäfer?
Seine Farbe reicht von violett bis schwarzblau. Der Kopf hat eine quer-ovale Form, der Käfer ist etwa ein bis drei Zentimeter lang. Er hat einen länglichen Hinterleib und wird auch als Maiwurm bezeichnet. Seinen Namen erhielt er vermutlich, weil ölartiges Gift aus seinen Kniegelenken austritt. Doch womöglich auch aufgrund seiner Farbe, die man als ölig-glänzend wahrnimmt.
Heilkräfte, Liebestrank und Giftmord: Dafür nutzte man den Ölkäfer
Der Schwarzblaue Ölkäfer ist in unserer Kultur seit mindestens 4000 Jahren bekannt. An seinen Beinen bildet er den giftigen Stoff Cantharidin, mit dem er sich vor Fressfeinden schützt und der bei Verschlucken tödlich sein kann. Dennoch wurde schon um 1550 vor Christus von einem Ölkäferpflaster berichtet, das möglicherweise verwendet wurde, um Wehen anzuregen, wie man auf der Seite des Naturschutzbundes Deutschland e. V. (NABU) lesen kann. Später sollten die Pflaster dabei helfen, Blasen zu ziehen. Sein Gift wurde auch (ohne Erfolg) gegen diverse Krankheiten wie Tollwut eingesetzt. Im Griechenland der Antike wurde sein Gift sogar zur Hinrichtung von Menschen genutzt (das waren wahrscheinlich Ölkäfer-Arten, die bei uns nicht vorkommen) und von Giftmorden wurde bis in die Neuzeit hinein berichtet. Allerdings soll sein Gift mit Honig vermischt als Liebestrank zur Steigerung der Potenz eingesetzt worden sein – teils mit fatalen Folgen.
Den Ölkäfer bitte nicht anfassen – und wenn doch?
Fassen wir den Käfer an, kann unsere Haut auf das Gift mit Rötungen und Blasen reagieren. Solltet ihr oder eure Kinder den Käfer (versehentlich) angefasst haben, wascht euch schnellstmöglich die Hände und kühlt die entsprechende Stelle. Das Verschlucken des Käfers bzw. seines Giftes kann für einen erwachsenen Menschen tödlich sein. Wurde ein Käfer verschluckt, ruft am besten schnellstmöglich den für eure Region zuständigen Giftnotruf an. Für Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist das die Nummer 0551/19240. Symptome nach Verschlucken können sein: Kopfschmerz, beschleunigter Puls, Atemnot, Schwindel, Zittern, Koma. Doch den Notruf solltet ihr auch ohne diese Symptome wählen.
Quellen:
nabu.de
oekotest.de
senckenberg.de