Als wir gestern mit der besten Freundin meines Sohnes unterwegs waren, zeigte sie mir plötzlich einen dicken, grünen Popel, den sie sich gerade aus der Nase gezogen hatte. Ihre Mama nahm schnell ein Taschentuch und wischte das schnoddrige Ding von ihrem Finger. "Iiihh, schnell weg damit", sagte sie dabei. Und schaute dann in meine Richtung: "Aber wusstest du, dass Popel essen gesund ist?"
Ich dachte, ich höre nicht richtig! Getrocknetes Nasensekret soll gut für die Gesundheit sein? Der Körper produziert diesen Schleim doch, um Bakterien und Viren aus dem Körper zu befördern ... Genau erklären konnte sie mir ihre Aussage nicht, also begann ich zu recherchieren. Und tatsächlich: So eklig und verrückt es auch klingen mag:
Popel essen ist gesund!
Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der "Harvard University" und des "Massachusetts Institute of Technology" – zwei der renommiertesten Unis der USA! In unterschiedlichen Studien haben sie Nasensekret genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass es gerade für Kinder besonders gesund ist.
Popel stärken das Immunsystem
Die körpereigene Abwehr nutzt die im Schleim enthaltenen Viren und Bakterien, um zwischen guten und schlechten Mikroorganismen zu unterscheiden. So wird das Immunsystem trainiert, was gerade für kleine Kinder enorm wichtig ist. Da die Nase und der Mund miteinander verbunden sind, nehmen wir ohnehin tagtäglich Nasensekret zu uns. Das System funktioniert auch ohne Popeln – ist dann halt nur nicht so offensichtlich.
Popel beugen Karies vor
Aber nicht nur das Immunsystem profitiert vom Nasenschleim: Die darin enthaltenen sogenannten Mucine bilden laut Forschern eine Barriere gegen Karies-Bakterien. Derzeit werde sogar daran gearbeitet, künstliche Mucine zu entwickeln, die dann in Zahnpasta oder Zahnpflegekaugummis zum Einsatz kommen sollen.
Gesunde Popel vs. ungesundes Popeln
So gut die Popel auch für die Gesundheit sein können, Eltern sollten trotzdem darauf achten, dass Kinder nicht exzessiv in der Nase bohren. Denn: Dabei können Verletzungen an den empfindlichen Schleimhäuten entstehen – Bakterien, die zum Beispiel durch dreckige Finger in der Nase landen, können dann zu Entzündungen führen. Und: Keinem Kind muss das Popeln beigebracht werden, logisch. Wenn zwischendurch aber mal ein kleiner Popel verspeist wird, dürfen Eltern ruhig ein Auge zudrücken (und sich insgeheim ekeln).
Warum essen Kinder Popel?
Popelessen, auch Mukophagie genannt, ist bei kleinen Kindern ein weit verbreitetes Phänomen.
Es gibt verschiedene Gründe, warum Kinder Popel essen:
- Neugierde und Entdeckerdrang: Kleine Kinder erkunden die Welt mit allen Sinnen, dazu gehört auch der Mund. Sie stecken alles Mögliche in den Mund, um es zu erforschen, und dazu gehören auch Popel.
- Sinnliche Wahrnehmung: Popel haben einen salzigen Geschmack, der für manche Kinder durchaus lecker schmeckt.
- Praktischer Grund: Kinder haben noch nicht gelernt, sich die Nase auf hygienische Weise zu putzen. Popelessen ist für sie eine einfache Möglichkeit, die Nase zu reinigen.
Eltern sollten nicht mit ihren Kindern schimpfen, wenn diese Popel essen, sondern stattdessen altersgemäß erklären, warum sie es lieber lassen sollten. Mit zunehmendem Alter und der Entwicklung des Ekelgefühls werden die meisten Kinder ohnehin von selbst aufhören, Popel zu essen.