Ein Kinderfuss baumelt von einem Stuhle herunter.© iStock/Hasret Sonmez
Heruntergefallene Smarties – noch essen oder wegwerfen?

Für nicht wenige Eltern ist die "5-Sekunden-Regel", manche reden auch von der "3-Sekunden-Regel", fast schon lebensrettend. Zum Beispiel, wenn der allerletzte Lieblingskeks der Dreijährigen herunterfällt. Oder der einzige Schnuller vom übermüden Baby auf den Boden plumpst. Wer da der Hygiene die Priorität einräumt, hat die Rechnung ohne den eigenen Nachwuchs gemacht. Wir Mamas und Papas nehmen also gelegentlich lieber ein paar Keime in Kauf, statt Trotzanfall und Schreibaby.

Aber: Was ist eigentlich dran an der Idee, dass Lebensmittel nach nur wenigen Minuten ohne Sorgen noch fix vom Boden aufgehoben werden können, um weiterverzehrt werden zu können. Ist das ein Ammenmärchen oder echte Science? Zählen Bakterien wirklich bis fünf und hüpfen dann erst auf unser Essen? Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim hat auf ihrem beliebten Instagram-Kanal das Phänomen der "5-Sekunden-Regel" unter die Lupe genommen. 

In diesem Reel spricht Mai Thi Nguyen-Kim die entscheidenden Faktoren für die 5-Sekunden-Regel an: 

  1. Die Beschaffenheit des Bodens.
  2. Die Art des Lebensmittels und dessen Feuchtigkeitsgehalt.

Eine Studie verrät mehr über die 5-Sekunden-Regel

Grundsätzlich gilt tatsächlich: Je länger der Kontakt, desto mehr Bakterien! Aber: Die Beschaffenheit von Boden und Lebensmittel spielt eine noch entscheidendere Rolle als die Kontaktzeit.

In einer US-Studie der Rutgers University in New Jersey wurden 2016 Edelstahl, Fliese, Holz und Teppich verglichen plus Wassermelone, pures Brot, Brot mit Butter und Gummibärchen und – Überraschung! – bei der Kombi Teppichböden/Gummibärchen konnten die Forschenden den geringsten Bakterientransfer feststellen. 

Denn: Trockenere Lebensmittel wie Brot oder Weingummis wurden weniger stark von Keimen besiedelt als feuchte Nahrungsmittel wie Wassermelone, die diese regelrecht aufsaugten.

Übrigens: Viele Bakterien kontaminieren Lebensmittel sowieso sofort. Nicht erst nach drei oder fünf Sekunden. 

Ergo: "Die 5-Sekunden-Regel ist wissenschaftlich nicht haltbar", hält Mai Thi Nguyen-Kim fest. 

Und was nehmen wir daraus für den Alltag mit Kindern mit?

"In 99 Prozent der Fälle ist der Verzehr nach dem Aufheben ungefährlich", erklärt der Lebensmittelwissenschaftler und Studienleiter der oben angeführten Analyse Paul Dawson. Ein bisschen Staub oder Bodenbakterien können gesunden Menschen mit intaktem Immunsystem in der Regel nichts anhaben. Nur in Einrichtungen wie zum Beispiel Krankenhäusern sollte man darauf verzichten. Hier gilt die 0-Sekunden-Regel! Kein Aufheben und Verzehren von Essen! 

Wichtig: Im Alltag (mit Kindern) sollte man Böden und Oberflächen gut und regelmäßig reinigen und sie somit sauber halten. Und: Schuhe in der Wohnung bzw. im Haus immer ausziehen! Dann macht der eine vom Boden verspeiste Keks sowieso keinen Unterschied.