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Maria, wie kamt ihr auf die Idee von "Talking Hands"?
Laura und ich haben beide Kommunikationsdesign studiert. Für ihre Abschlussarbeit wollte sich Laura mit Trisomie 21 beschäftigen, weil ihre Schwester das Down-Syndrom hat. Kinder mit Behinderungen fangen häufig später an zu sprechen, lernen vorher aber auch mithilfe von Logopäden Gebärden und verständigen sich so. Allerdings lernt das Umfeld ja nicht automatisch mit. Deshalb ging es Laura darum, Gebärden spielerisch für alle Kinder erlernbar zu machen.
Welche Produkte bietet Ihr zurzeit an?
Zum einen stellen wir aktuell rund 120 Gebärden als Daumenkino dar. Auf diese Art lernen Kinder die Sprache spielerisch. Auch zeigt das Daumenkino die Bewegungsabläufe der Gebärde perfekt in analoger Form. Zum anderen entwickeln wir zurzeit eine App, die vor allem für Unterwegs gedacht ist oder für die Eltern zu Hause. Unser Wunsch ist schon, dass Kinder nicht vom Handy aus lernen, sondern analog mit den Daumenkinos spielen, um das haptische und visuelle Ergebnis zu haben.
Welche Voraussetzungen habt Ihr aus dem Studium für euer Unternehmen mitgebracht?
Unser Studium hatte wenig mit Gebärdensprache zu tun. Unser Wissen haben wir uns deshalb durch die Hilfe von Spezialisten angeeignet, mit denen wir sehr eng zusammengearbeitet haben. Unser erster Prototyp der Daumenkinos wurde ein Jahr lang in einer inklusiven Kita in Frankfurt erprobt, verbessert und verändert. Das pädagogische Fachpersonal dieser Kita arbeitete bereits mit Gebärden und konnte uns deshalb wunderbar helfen und beraten. Eine befreundete Muttersprachlerin hat uns zusätzlich geholfen und alle Darstellungen der Zeichen überprüft. Eine Kinderpsychologin half uns bei der Auswahl der Wörter.
100 Wörter werden auf Euren Karten erklärt. Welche sind das und wie habt Ihr die ausgesucht?

Es sind die Wörter, die wichtig sind, um Grundbedürfnisse auszudrücken. Zum Beispiel Mama, Papa, Essen, Schlafen, Toilette. Außerdem sind Tiere und Gefühle dabei. Auch hier haben wir mit Experten und dem pädagogischen Personal von Kindertagesstätten zusammengearbeitet. Unsere Produkte sind aufgeteilt in Daumenkinos in ”Gebärden unterstützter Kommunikation” (GUK), die vor allem für Kinder mit verspäteter Sprachentwicklung gedacht sind, wie zum Beispiel Kinder mit Down-Syndrom, und in Daumenkinos in der Deutschen Gebärdensprache für zum Beispiel gehörlose Kinder.
Ab und bis zu welcher Altersklasse sind Eure Produkte gedacht?
Vor allem Kindergartenalter bis hin zur Grundschule, weil es uns darum geht, dass die Kinder einen Grundschatz an Gebärden schon mit ins Leben nehmen. Außerdem werden Gebärden oft auch in der Logopädie eingesetzt, weil Kinder schneller sprechen lernen, wenn man sie mit Zeichen dabei unterstützt. Aus diesem Grund bieten wir auch unser Set für Babys an.
Wie genau funktioniert "Baby Hands"?
Es geht darum selbst den Kleinsten schon mit Häufigen Wiederholungen der Wörter in Kombination mit den Zeichen die Gebärden beizubringen. Das sind wirklich nur die einfachsten Wörter, wie Mama oder zum Beispiel Milch. Es wurde festgestellt, dass Säuglinge schneller Worte mit Bedeutungen verknüpfen, wenn sie dazu noch eine Bewegung haben. Generell sind die "Talking Hands" deshalb ein tolles Medium um sprechen zu lernen und Inklusion zu fördern.
Eure Daumenkinos werden zusätzlich auf sehr charmante Art anders als gedacht eingesetzt
Ja, wir haben festgestellt, dass viele sich die Daumenkinos für Worte wie "Danke" als Grußkarte bestellt haben. Diese Entwicklung haben wir aufgegriffen und Grüße weiter ausgearbeitet. Wir bieten jetzt auch "Herzlichen Glückwunsch", "Applaus" oder "Ich liebe dich" an.
Ihr wart in der TV-Show "Die Höhle der Löwen", habt zwar keinen Deal bekommen, aber Förderungen. Wie hat Euch das weitergeholfen?
Wir haben von allen Löwen die zugesagten 10.000 Euro-Bestellungen bekommen. So konnten wir natürlich ganz andere Mengen an Daumenkinos bestellen und vor allem Kitas ausstatten, die Budget-Probleme habe, aber trotzdem sehr gern mit unserem Material arbeiten möchten. Besser hätte es in der Show also eigentlich gar nicht laufen können.
Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft von "Talking Hands"?
Wir werden die Gebärdensammlung sicher ausbauen und bekommen diesbezüglich von Kitas auch immer wieder tolle Vorschläge. Außerdem soll die App insoweit weiterentwickelt werden, dass es zukünftig Spiele geben soll, die das Erlernen der Sprache erleichtern. In den nächsten Wochen werden wir eine erste kostenfreie App-Version auf den Markt bringen.
Konntet Ihr schon auf politischer Ebene Gehör finden?
Wir haben schon viele Gespräche geführt, sind aus unterschiedlichen und vor allem bürokratischen Gründen bisher aber noch nicht wirklich weiter gekommen. Dabei wäre es natürlich schön, wenn jede Kita die Möglichkeit hätte, bei Bedarf auf "Talking Hands" zurückzugreifen. Wir lassen deshalb auch in diesem Punkt nicht locker, haben zur Überbrückung der Wartezeit aber erstmal eine eigenen Initiative gegründet, die Spenden sammelt, um Kitas, denen die Geldmittel fehlen, ein Set der Daumenkinos zur Verfügung zu stellen. Die Initiative heißt "Helping Hands".
Autorin: Andrea Leim
Natürlich können auch Privatpersonen einzelne Flipbooks oder das gesamt Set mit 100 Begriffen kaufen. Ein einzelnes Daumenkino kostet 3,50 Euro, das Gesamt-Set 250 Euro.