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Es waren schwere Vorwürfe: In evangelischen Kitas in Hamburg und Berlin soll es Eltern zufolge zu sexueller Gewalt im Zusammenhang mit der Spielmethode "Original Play" gekommen sein. Die ARD-Sendung "Kontraste" (den Beitrag könn ihr hier nochmal anschauen) berichtete bereits im Oktober 2019. Die Staatsanwaltschaften haben die Ermittlungen eingestellt, weil sich der Verdacht nicht bestätigen ließ. Doch die Kritik an Methode und Anbieter bleibt. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Elternfragen.
Was ist "Original Play"?
Bei "Original Play", frei übersetzt "ursprüngliches Spiel", kommen fremde Erwachsene in Kitas und Kindergärten, um dort mit Kindern zu spielen und zu balgen. Dadurch soll eine neues Körperbewusstsein und das Selbstwertgefühl der Kleinen gefördert werden. Unter anderem sollen sie lernen, zwischen guten und schlechten Berührungen zu unterscheiden. Das Konzept wurde von Fred Donaldson bereits in den Siebzigern erfunden. Und wird bis heute weltweit praktiziert – vermisst aber jegliche empirische Grundlage, die den Nutzen und Vorteil für Kinder wirklich belegen kann.
Eine Einladung für Kinderschänder?
Wer Trainer von "Original Play" werden will, braucht keine pädagogische Ausbildung – ein zweitägiger Workshop (Kostenpunkt 250 Euro) reicht, um als "Trainer" zu agieren. Ein polizeiliches Führungszeugnis? Danach wird laut "Kontraste"-Recherche nicht gefragt. Eine Einladung für Pädophile, die unlauteren Körperkontakt zu kleinen Kindern suchen, nennen Experten das.
Auf der offiziellen Website von "Original Play" distanzieren sich die Betreiber von der extremen Kritik und erklären, dass sie von keinen Missbrauchsvorfällen im Zusammenhang mit dem Konzept wüssten. "Original Play gründet auf der Sicherheit von Kindern und dem Respekt vor dem Kind."
Feststeht: Erwachsene sind bei den Kursen im engen und intensiven Körperkontakt mit Kindern. Die Kinder kennen diese Personen nicht. Zum Teil wussten die betroffenen Eltern nicht einmal von diesen fragwürdigen Angeboten in ihren Kitas.
Und die Konsequenzen?
Wegen möglicher Gefährdung des Kindeswohls hat der Berliner Senat ein Verbot ausgesprochen. Niemand darf Kinder mehr in "Original Play" unterweisen. "Wir warnen, die Methode 'Original Play' zu praktizieren, da es zu Grenzüberschreitungen im Umgang mit Nähe und Distanz kommen könnte", schrieben die Evangelische Kirche Deutschland und die Diakonie in einer gemeinsamen Erklärung. Der Deutsche Kinderschutzbund unterstützt Forderungen nach einem bundesweiten Verbot. "Jedes pädagogische Handeln sollte die Rechte, Interessen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Zentrum haben", heißt es in einer Stellungnahme. "Dass dies bei 'Original Play' der Fall ist, daran bestehen berechtigte Zweifel." Zur Beruhigung: Bei "Original Play" handelt es sich nicht um ein Massenphänomen. Nur wenige Kitas haben das Programm gebucht. Auch das Familienministerium in Bayern äußerte sich scharf: "Das so genannte 'Original Play' öffnet dem Missbrauch Tür und Tor. In Kitas hat das nichts verloren. Wir behalten uns vor, die Förderung für Einrichtungen einzustellen, die diese Methode anwenden oder dafür ihre Räume zur Verfügung stellen."
Aktuell ist Original Play in Bayern, Rheinland-Pfalz, Hamburg, Bremen, Berlin und Brandenburg verboten. Ein bundesweites Verbot gibt es nicht.