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Die Kita-Fundkiste ist mein persönlicher Schrein der Schande. Ein Mahnmal des Überflusses und des Konsumwahnsinns, dem ich mich als Mutter hingegeben habe. "Nur einen schnellen Blick" sollten wir Eltern in die große, graue Plastiktruhe werfen, bevor die Kita Corona-bedingt geschlossen wurde. Ich blickte schnell, ohne Erwartungen – schließlich vermissten wir nichts. Sieben Minuten später lagen vor mir drei Oberteile, eine Kapuzenjacke, zwei Hosen, ein paar Handschuhe und sogar eine Schneehose, die ich allesamt meiner Tochter zuordnen konnte. Nichts davon hatten wir in den vergangenen Wochen gebraucht. Um ehrlich zu sein: Manche Teile hätte ich ohne Namensschild nicht einmal wiedererkannt.
Krasser Konsum im Kinderzimmer
Ordnungs-Coach Sabine Nietmann überrascht meine Anekdote nicht. Die Gründerin des professionellen Aufräum-Service "The Organicer" schafft Ordnung in fremden Kinderzimmern – und in deren Kleiderschränken. "40 Prozent der Klamotten misten wir dabei im Schnitt aus", berichtet die Frankfurterin. "In Kinderzimmern herrscht einfach ein krasser Konsum. Die Kleinen werden regelrecht zugeschüttet." Das größte Problem dabei seien Geschenke, erklärt die Expertin: "Wenn Paten, Freunde, Oma und Opa regelmäßig ungefragt Bodys und Strumpfhosen mitbringen, weil die gerade im Angebot waren, haben Eltern kaum eine Chance gegen die textile Flut."
Der vollgestopfte Kinderkleiderschrank wirke sich dabei nicht nur negativ auf die Ordnung aus, sondern auch auf die tägliche Routine: "Mehr Auswahl ist nichts Gutes, dafür ist das menschliche Gehirn einfach nicht gemacht", erklärt Sabine Nietmann. "Das merken wir Erwachsenen doch auch, wenn wir uns auf Netflix mal wieder nicht entscheiden können." Auch einer Dreijährigen falle es laut der Expertin einfach leichter, sich ein Kita-Outfit auszusuchen, wenn der Kleiderschrank nur noch mit Lieblingsteilen gefüllt ist. "Je weniger Auswahl da ist, desto mehr Zeit sparen Familien morgens beim Anziehen", verspricht Sabine Nietmann.
Nicht nur besser, sondern weniger kaufen
Den Vorteil des Aussortierens haben seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 viele Familien erkannt. So viele, dass in einigen Städten die Altkleidercontainer abgebaut werden mussten: Die Menge der aussortierten Textilien nimmt schon seit Jahren zu, da immer mehr Kleidung gekauft wird. Gleichzeitig nimmt deren Qualität aber ab, da sie zunehmend aus minderwertigem Material hergestellt wird. Und das lässt sich schlechter recyceln. Das Aussortieren überflüssiger Kinderkleidung ist also nur ein erster Schritt: "Der Zufluss an neuen Dingen muss gestoppt werden", weiß Ordnungs-Coach Sabine Nietmann, "sonst geht alles wieder von vorne los." Dazu gehöre zum Beispiel ein Gespräch mit Personen, die immer wieder ungefragt Kleidung schenken. Aber auch ein Umdenken, wenn es um selbst gekaufte Anschaffungen geht. Denn: "Ohne Disziplin funktioniert es nicht", weiß die Expertin.
Nachhaltige Kindermode: Diese Unternehmen helfen, den Kinderkleiderschrank reduziert und nachhaltig zu befüllen
Catchup Studios: Secondhand-Designerstücke, einzigartig wie die Kinder selbst

Secondhand-Kleidung hat noch immer einen unmodischen Ruf. Doch wer die Kollektion von Catchup Studios sieht, wird diese Denkweise ablegen: Die Gründerin Nadja Gerstner patcht aussortierte Kleidungsstücke zu Designer-Unikaten zusammen. "Statt alles neu zu kaufen, arbeite ich mit dem Vorhandenen, um Emissionen zu sparen", erklärt die Leipzigerin. "Alle gut erhaltenen Teile verarbeite ich weiter, bis hin zum Reißverschluss." So treffen in der Kollektion von Catchup Studios zum Beispiel ein Band-Shirt auf eine Seidenbluse oder ein Basketball-Trikot auf Satin-Reste – und ergeben gemeinsam ein einzigartiges Designer-Stück. Auch Wunschanfertigungen aus abgenutzten Lieblings-Shirts oder zu klein gewordenen Kleidungsstücken bietet Nadja Gerstner an. Und wenn das Kind aus einem der Designerteile herausgewachsen ist? Dann nimmt sie auch dieses im Tausch gegen einen Gutschein wieder zurück.
Aktuelle Einzelstücke findet ihr unter catchupstudios.com
Manitober: Für mehr Liebe und weniger Wegwerfen in der Modeindustrie

Biobaumwolle ist nachhaltiger als herkömmlich angebaute. Doch häufig landen auch die Bio-Sachen großer Modeketten nach einer Saison auf dem Müll. Dabei kann ein Produkt nur dann nachhaltig sein, wenn auch seine Lebensdauer angemessen ist, so das Statement des Hamburger Modelabels Manitober. "Selbstverständlich hat Kinderkleidung eine kürzere Lebensdauer als Erwachsenen-Produkte", erklärt Manitober-Pressesprecherin Nina Lück. "Dennoch haben wir den Anspruch an unsere Produkte, dass sie mindestens zwei Kinder durch die Zeit, in der sie in die Größe passen, gut durchbringen können." Und danach? Bietet Manitober ein Rücknahmeversprechen: Bis zu 50 Prozent des Kaufpreises zahlt das Unternehmen für seine eigenen Produkte als Gutschein aus. Die Kleidungsstücke werden gereinigt und repariert und in den Kreislauf zurückgegeben – für die nächste Generation.
Die aktuelle Kollektion gibt's unter manitober.de
Räubersachen: Klamotten zum Mieten – und Workshops zum Reparieren

"Sachen zu reparieren, das macht etwas mit dir", sagt Ines Labedzki vom Miet-Service Räubersachen. Hier können Eltern ökologische und nachhaltige Kleidung ausleihen. Kommt ein Stück beschädigt zurück, wird es ausgebessert: "Unsere Kleidung ist aus Wolle, so hochwertige Sachen entsorgt man nicht direkt", erklärt Ines Labedzki. Stattdessen werden die Teile nicht einfach nur heile gemacht, sondern verschönert: Mit handgestickten Motiven werden Löcher gestopft, Knöpfe wieder angenäht. Die Techniken dafür vermittelt das Team in "Stopfkursen" (Corona-bedingt derzeit nur als Onlinevariante), mit denen man "selbst das schöne Gefühl erleben kann, etwas Kaputtes wiederherzustellen."
Mietsystem & Onlinekurse unter raeubersachen.de
Schaatzi: Besondere Teile für mehr Bewusstsein

Shoppt man bewusster, wenn ein Kleidungsstück nur zwei- anstatt zweihundertmal vorhanden ist? Ja, meinen Chrissi Meyer und Nadine Motiwalla – und bieten die Kleidungsstücke in ihrem Onlineshop schaatzi.com bewusst limitiert an: "Die geringe Stückzahl macht jedes Stück zu etwas ganz Besonderem," versprechen die Gründerinnen. Und mit so einem besonderen Stück geht man automatisch sorgsamer um – und vergisst es nicht in der Kita-Fundkiste. Zum Markenzeichen ihrer Kinderkleidung haben die beiden Kölnerinnen den Oversized-Look gemacht: "Das Gute daran ist, dass ein Sweater nicht nur ein bis drei Monate passt, sondern über einen längeren Zeitraum getragen werden kann. Da unsere Kleidung zum größten Teil aus Organic Cotton gefertigt ist, kann die Qualität der Dauer standhalten." Hergestellt werden die Kollektionsteile in kleinen Manufakturen.
Weitere Informationen und die aktuelle Kollektion seht ihr unter schaatzi.com
Autorin: Silke Schröckert