Kinofilm

Judith Rakers: "Der wilde Roboter" bringt wichtige Botschaften für Familien mit

Judith Rakers übers Synchronsprechen, KI und wichtige Botschaften des neuen Animationsfilms, zum Beispiel, warum es nicht schlimm ist, wenn man anders ist als andere.

Judith Rakers© privat
Judith Rakers leiht dem wilden Roboter in der deutschen Fassung ihre Stimme.

Judith Rakers hat vor einiger Zeit als Sprecherin Abschied von der Tagesschau genommen, lebt inzwischen auf einer Farm und hat nun ihre Stimme der Hauptrolle in einem Animationsfilm geliehen. Damit hat sie sich einen weiteren Traum verwirklicht. Wir haben mit ihr über den Film "Der wilde Roboter", der am 3. Oktober 2024 in die deutschen Kinos kommt, gesprochen. 

Animationsfilm "Der wilde Roboter"

© Universal

Die Roboterdame Roz landet durch einen Unfall auf einer Insel, auf der nur Tiere leben. Hier beginnt für sie eine ungewöhnliche Reise. Nach und nach freundet sie sich mit den Tieren an und entwickelt mit der Zeit sogar Gefühle. Vor allem für das Gänseküken Bright Bill, das Roz nach dem Schlüpfen als Erstes sieht und daher für seine Mutter hält. Die Handlung nimmt eine dramatische Wende, als Roz zurück ins Werk geholt werden soll ...

Emotionsgeladenes Kino für die ganze Familie, freigegeben ab sechs Jahren. 

Was ist für Sie die wichtigste Botschaft des Films "Der wilde Roboter", liebe Judith Rakers?

Der Film enthält sehr viele schöne Botschaften, die auf zauberhafte Art und Weise vermittelt werden, ohne erhobenen Zeigefinger. Sondern, indem man erlebt und miterlebt. Eine der wichtigsten Botschaften ist, dass man gemeinsam stärker ist als alleine. Die zweite Botschaft: Dass es wichtig ist, zu kommunizieren, um Unterschiede zu überwinden und festzustellen, dass man Gemeinsamkeiten hat.

Die dritte wichtige Botschaft: Es ist nicht schlimm, wenn du anders bist, zum Beispiel kleiner oder schwächer als die anderen. Die Stärke in deinem Herzen, dein Mut, hat damit gar nichts zu tun, und du kannst trotzdem zum Helden werden.

Vierte Botschaft: Du kannst über dich hinauswachsen, wenn du bereit bist, deine Programmierung zu überschreiben. Die Haltung "Ich bin halt so" hingegen bedeutet, dass man nicht mehr wachsen, nicht mehr leuchtender und bunter werden kann in seiner Persönlichkeit. 

Gerade in der heutigen Zeit, in der wir uns so sehr über Unterschiede – auch politisch – definieren, sind das sehr wichtige Botschaften. 

Was wünschen Sie allen Kindern?

Neben der Erfüllung der Grundbedürfnisse auch, dass sie wirklich Liebe erfahren und ein Zugehörigkeitsgefühl empfinden können. Sowie das Gefühl, wertgeschätzt zu werden. 

Wie kann man Kindern ein gutes Vorbild sein?

In dem man wichtige Learnings nicht mit dem erhobenen Zeigefinger vermittelt, da das eine gewisse Abwehr bewirken kann. Lieber mit positiven Beispielen verstärken und durch gemeinsames Erleben. Beim Vermitteln von Werten ist Augenhöhe wichtig, es sollte nicht von oben herab geschehen. Roz lernt ja auch von den Tieren, mal ist sie in der Position der Wissenden, mal in der der Lernenden.

Was hat Sie daran gereizt, einer Roboterdame Ihre Stimme zu leihen?

Ich hätte jedem Charakter in diesem Film meine Stimme leihen wollen! Es war nach der Stimme der Lehrerin im italientischen Film "Die Weihnachtshexe" meine zweite Synchronsprechrolle – ich habe immer davon geträumt  synchronzusprechen, nie vom Schauspielern. Bambi, Dumbo – ich liebe diese emotionalen Klassiker, und es ist toll, mir den Traum des Synchronsprechens nun mit einem so großartigen Film wie "Der wilde Roboter" erneut verwirklicht zu haben.

Allerdings musste auch ich mich neu öffnen, neue Facetten von mir selbst kennenlernen, und ich bin auch an meine Grenzen gekommen. Ich musste auch über mich hinauswachsen in einem neuen Bereich, in dem ich bei mir quasi "Updates installieren" musste. 

Macht es nicht auch Angst, wenn man sich vorstellt, dass KI vielleicht doch Gefühle und einen eigenen Willen entwickeln kann, wie Roz im Film?

Die KI kann keine Emotionen, keine Intuition, keine Kreativität entwickeln. Wenn sich KI emotional so entwickeln sollte wie Roz, müssten wir uns keine Sorgen machen. Doch alle KI-Experten, mit denen ich gesprochen habe, sagen, es wird nicht möglich sein, eine KI mit Emotionen zu programmieren. Anders als im Film, in dem Roz aus sich heraus Gefühle entwickelt. Aber das ist Fiktion.

SynchronsprecherInnen sehen KI durchaus als Gefahr, wie auch viele andere Berufsgruppen. Wir wissen nicht, ob zukünftig Avatare moderieren und "Chat GPT" Interviews führen wird. Das werden wir nicht aufhalten können, damit müssen wir umgehen lernen und uns auf das konzentrieren, was wir besser können – Emotionen und Kreativität. Das kann der Mensch besser als jede KI.

Judith Rakers hat auch ein Kinderbuch geschrieben. Mehr dazu lest ihr im folgenden Artikel: