
Mit Facebook, Instagram und Co. kommt ihr noch einigermaßen klar, aber bei Snapchat seht ihr nichts als ein großes Fragezeichen vor dem inneren Auge? Kein Problem, das muss nicht so bleiben ...
Wenn Kinder sich für Snapchat interessieren
Wahrscheinlich sehen sich die meisten Eltern irgendwann mit dieser Situation konfrontiert: Das Kind, das nun gar nicht mehr so klein ist, und als digital native aufgewachsen ist, weiß über digitale Spiele, soziale Netzwerke etc. mehr als die Großen. Und wenn es dann ankommt und sagt, "Mama, Papa, ich will mir Snapchat herunterladen", wisst ihr erst mal nicht, wie ihr reagieren sollt?
In solchen Situationen ist es ratsam, sich zunächst Zeit rauszuschlagen. Also ganz offen zu kommunizieren, dass ihr euch erst einmal selbst damit beschäftigen wollt, bevor ihr es eurem Kind erlaubt oder verbietet.
Was genau ist also Snapchat?
Snapchat ist eine visuelle Messaging-App, die ab einem Alter von 13 Jahren erlaubt ist und in erster Linie zur Kommunikation zwischen Freunden und Familie genutzt wird. Laut Hersteller wurde sie von Anfang an als Gegenentwurf zu traditionellen Social-Media-Plattformen designt. Der Name kann in die zwei englischen Begriffe "snap" und "chat" unterteilt werden. "Snap" kann man sinngemäß mit Häppchen/Happen übersetzen, es bedeutet in diesem Fall, dass kurze (Video-)Nachrichten – kleine Happen – in der App produziert werden können. Fotos und Videos kann man mit einem Filter, sogenannten AR Lenses, bearbeiten und mit Text und/oder Emojis versehen versenden. "Chat" ist die Unterhaltung/das Gespräch.
Anders als andere Messenger-Apps ist der Startbildschirm bei der Snapchat-App die Kamerafunktion und kein Feed mit Nachrichten. Sie ruft dazu auf, kurze Ausschnitte aus dem eigenen Leben mit anderen zu teilen. Das Besondere: Foto- oder Videobotschaften, sogenannte Snaps, löschen sich standardmäßig, nachdem sie von den Empfängern angeschaut wurden. Chat-Nachrichten löschen sich nach 24 Stunden. Die Vergänglichkeit der Nachrichten soll ein reales Gespräch imitieren.
Generell legen die Macher dieser App Wert darauf, so nah, wie als digitale Plattform möglich, an echter Kommunikation zu bleiben. Dabei können Jugendliche, für die es spezielle Sicherheitseinstellungen gibt, nur mit Snapchat-Freunden oder Kontakten aus dem eigenen Adressbuch chatten.
Womit wir auch gleich bei den wichtigen Sicherheits-Features wären.
Wie Snapchat für Sicherheit und Jugendschutz sorgt
Um von den Sicherheitsmaßnahmen speziell für Teenager zu profitieren, die kürzlich noch einmal ausgeweitet wurden, ist es wichtig, dass sich euer Nachwuchs mit seinem tatsächlichen Geburtsdatum anmeldet. Um dauerhaft von den Sicherheitsfunktionen zu profitieren, erlaubt es Snapchat Nutzern zwischen 13 und 17 Jahren nicht, ein einmal angelegtes Konto händisch auf ein Alter von über 18 Jahren umzustellen. Tipp: Wählt mit eurem Nachwuchs einen Benutzernamen, der nicht auf persönliche Daten (bspw. das Geburtsdatum oder den Wohnort) schließen lässt.
Innerhalb der App gibt es zwei Plattformen für öffentliche Inhalte: "Storys" und "Spotlight". Stellt man eigene Videos oder Bilder in die Story, bleiben sie für bis zu 24 Stunden standardmäßig nur für Freunde sichtbar. Für Jugendliche stellt die App sicher, dass nur altersgerechte Inhalte verfügbar sind und angezeigt werden. Auch der KI-basierte Chatbot "My AI" berücksichtigt das Alter der Nutzer und ist programmiert nach den Community Richtlinien von Snapchat, um schädliche Antworten zu vermeiden.
Aktuelle Snapchat-Sicherheitsfunktionen für Teens im Überblick
Speziell junge Menschen müssen im unübersichtlichen und durchaus auch potenziell gefährlichen Internet geschützt werden. Die Hersteller der Snapchat-App haben sich dafür bestimmte Features einfallen lassen, die kürzlich noch verbessert wurden. Auf diese Funktionen könnt ihr euch verlassen:
- Die Standortfreigabe ist standardmäßig deaktiviert und kann nur mit bestehenden Snapchat-Freunden geteilt werden.
- Neuerdings gibt es regelmäßige Erinnerungen daran, mit wem seiner Kontakte man auf der "Snap-Map" den Standort teilt. Grundsätzlich kann der Standort nur mit bestehenden Freunden geteilt werden, er ist nicht für die Öffentlichkeit einsehbar.
- Minderjährige können keine Freundschaftsanfragen erhalten oder versenden, wenn keine gemeinsamen Freunde vorhanden sind und das vergangene Verhalten der Person verdächtig ist.
- Teenager bekommen eine Warnung, wenn sie von jemandem kontaktiert werden, den sie im echten Leben nicht kennen könnten, oder wenn diese Person bereits gemeldet wurde. So hat man direkte Kontrolle darüber, mit wem man in einen Austausch tritt und mit wem nicht.
- Jugendliche tauchen nicht in den Suchergebnissen auf, es sei denn, sie haben mit der Person mehrere gemeinsame Freunde.
- Ganz einfach kann man einen verdächtig erscheinenden Kontakt blockieren. Ab sofort werden daraufhin auch Freundschaftsanfragen von anderen Konten blockiert, die auf demselben Gerät erstellt wurden.
- Regelmäßige, automatisierte Erinnerungen, die Privatsphäre- und Sicherheitseinstellungen zu überprüfen.
- Über das Family Center können Eltern bestimmte Aktionen ihrer Kinder mitverfolgen, ohne dabei deren Privatsphäre zu verletzen. So können sie zwar keine Chats mitlesen, aber beispielsweise sehen, mit wem der Nachwuchs in den letzten sieben Tagen gechattet hat und mit wem er befreundet ist.
Ist Snapchat für Teenager also okay?
Alles in allem zeigt sich auch hier wie so oft, dass vor allem Aufklärung und offene Kommunikation wichtig sind. Ist beides gewährleistet, können Jugendliche recht sicher auf Snapchat unterwegs sein. Wichtig ist, dass ihr als Eltern mit ihnen im Gespräch bleibt, sie verständnisvoll begleitet und ihnen keine Vorwürfe macht. Wenn Teens merken, dass man ihnen entgegenkommt, sind sie oft erstaunlich kooperativ und ihr könnt eure eigenen Regeln zur Mediennutzung gemeinsam festlegen.