Große Empörung

Das soll Schulessen sein? Warum eine Kartoffel viral geht

"Die Kartoffel des Grauens" ist derzeit wohl in aller Munde – zumindest die Kommentare darüber. Eine Mutter postete ein Bild des mickrigen Schulessens ihrer Tochter und hätte nicht mit so viel Zuspruch gerechnet ...

Kartoffel als Schulessen. Das soll satt machen?© Sandra Scheuring/LinkedIn
Dieses Schulessen soll satt machen?

Dass das Essen in deutschen Schulkantinen zu wünschen übrig lässt, ist wohl schon lange kein Geheimnis mehr. Umso erstaunlicher, dass dieser Post offenbar den Nerv vieler Eltern getroffen hat – und innerhalb kürzester Zeit viral ging. Damit hatte auch die Autorin nicht gerechnet. 

Nahrhaftes Mittagessen sieht anders aus

Sandra Scheuring postete vor ein paar Tagen bei LinkedIn ein Foto, das ihre 13-jährige Tochter von ihrem Schulessen gemacht hatte: eine (halbe) Kartoffel, dazu ein Klecks Quark. Im Kommentar schreibt sie, dass es Gurkensalat in Wasser dazu geben sollte. 

Seit Monaten geht das Schulessen-Drama in #Frankfurt so. Hintergrund, so hört man, sei die Ausschreibungspraxis für Schul-Caterer, bei der es um Centbeträge pro Essen gehe.

Sandra Scheuring ist nicht "nur" Mutter, sondern auch regionale Pressesprecherin der DAK-Gesundheit und frühere ARD-Journalistin. Sie hat also ein gutes Gespür für Themen, doch dass dieser Post so durch die Decke gehen würde – damit hätte sie nicht gerechnet. 

In einem weiteren Post drückt sie ihre Überraschung aus und spricht schon nach zwei Tagen von fast 200.000 Impressions, Medienanfragen, über 900 Reaktionen und längst mehr als 650 Kommentaren. Inzwischen sind es 359.000 Impressions, 1.500 Reaktionen und 877 Kommentare.

Missstand in Deutschlands Schulkantinen

Dass es sich um keinen Einzelfall handelt, macht die Sache nicht besser. Und erklärt, warum so viele Menschen – Eltern, Lernende und Lehrende – mit auf den Zug aufspringen und Unglaubliches über ihr Schulessen berichten. Da zahlen wir als Eltern selbst mit Zuschuss locker drei bis fünf Euro (oder auch darüber) pro Tag für das Schulessen, weil wir es uns als berufstätige Eltern nicht leisten können, auch noch jeden Tag zu kochen (schon gar nicht mittags) und werden gnadenlos enttäuscht, wenn wir zu hoffen wagen, dass unsere Kinder in der Schule angemessen (kulinarisch) versorgt werden. 

Was also tun? Die Ökotrophologin Sarah Schocke greift den Post von Sandra Scheuring auf und rät unter anderem zu Folgendem – denn weniger arbeiten, um zu kochen, oder Mahlzeiten im Thermobehälter mitgeben, kann wohl kaum die Lösung sein:

  • Tut euch zusammen, vernetzt euch mit anderen Eltern und setzt euch gemeinsam für besseres Essen an eurer Schule ein. 
  • Organisiert einen runden Tisch mit SchülerInnen, Eltern, Catering-Anbietern, Schulleitungen. 
  • Ernährungsrat der Stadt oder Vernetzungsstelle Schulverpflegung des jeweiligen Bundeslandes einschalten. 
  • Ernährungsabend für Eltern organisieren: Ernährungsfachkraft einladen, allen Eltern den Zusammenhang zwischen Schulessen, Gesundheit und Leistungsfähigkeit aufzuzeigen.

Ja, es braucht Zeit und Mühe, aber wenn wir Eltern wollen, dass unsere Kinder in den Schulen vernünftig ernährt werden, müssen wir selbst etwas dafür tun. Und das gilt tatsächlich nicht nur fürs Essen, sondern auch für andere Missstände.

Seid ihr zufrieden mit dem Schulessen eurer Kinder?

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