
Erst einmal vorweg – bevor ich mir dann erlaube, meinem Frust Luft zu machen: Als berufstätige Frau und Mutter bin ich überaus dankbar, dass wir für unsere Kinder in der Schule das Mittagessen buchen können. Im Alltag spart das eine Menge Zeit, die wir sonst mit Einkaufen und Kochen zubringen müssten, wenn wir dem Kind jeden Tag zu Hause ein warmes Mittagessen anbieten wollten.
Essen in der Schule – an sich super
Dazu kommt, dass mein Sohn auf eine teilgebundene Ganztagsschule ging, das bedeutet, dass sie an zwei Tagen pro Woche verpflichtend bis 15.30 Uhr Unterricht hatten. An den anderen Nachmittagen gab es auf freiwilliger Basis ein Kursangebot. Für berufstätige Eltern natürlich super, wenn sie ihre Kinder während der eigenen Arbeitszeit gut betreut wissen. Außerdem ist es ja auch schön, zwischen Unterricht und Kurs mit den Schulfreunden zusammen Mittag zu essen.
"Das Essen hier schmeckt eigentlich allen Kindern gut", versicherte uns die Klassenlehrerin gleich auf dem ersten Elternabend. Und bat gleichzeitig um ein gesundes Frühstück für die Kinder in der Brotdose. Also kein Franzbrötchen (für die Nicht-Hamburger: ein süßes Gebäck mit Zimt und Zucker) und Co. So weit, so gut.
Doch eher früher als später wurde mir klar, warum die Kinder das Schulessen so gerne mögen: Jeden Freitag gab es Pfannkuchen (mit Zimt und Zucker), Kaiserschmarrn, Milchreis mit Kirschen oder ein anderes süßes Gericht, das für mein Empfinden eher ein Dessert als ein vollwertiges Mittagessen ist. An anderen Tagen gab es immer mal wieder Hot Dogs oder anderes "Kinderessen". "Ja, so ist das hier", sagte die Lehrerin auf Nachfrage. Hm. Dann muss ich das wohl so in Kauf nehmen, auch wenn ich unter ausgewogener Ernährung etwas anderes verstehe, dachte ich. Immerhin gab es jeden Tag Fingerfood in Form von rohen Gemüsesticks. (Ich würde gerne mal wissen, wie viel Prozent der Kinder das essen – hoffentlich viele.)
Andere Schule, ähnliches Phänomen
Inzwischen besucht mein Sohn die weiterführende Schule. Der Caterer hat sich auf die Fahne geschrieben, regionales und biologisch angebautes Essen anzubieten. Klingt erst mal gut. Bis mir klar wurde: Es gibt quasi jeden Tag Pasta ... Klar brauchen Kinder Kohlenhydrate, aber es müssen doch nicht jeden Tag Nudeln sein, oder? Zumal das auch zu Hause mein "Ausweich-Essen" ist, wenn ich mal nicht zum "richtigen" Kochen komme.
Wenn ich mir den Schul-Essensplan der Woche so anschaue, sieht er auf den ersten Blick ganz gut aus. Es gibt auch mal eine Gemüsesuppe, Gemüseragout, Gemüsefrikadellen, neben einem vegetarischen Gericht einmal die Woche Fisch, einmal Fleisch und jeden Tag Salatbuffet als Alternative. In zwei Wochen entdecke ich EINEN Tag, an dem keine Nudeln angeboten werden. Ich bespreche also mit meinem Sohn, dass er auch mal das Salatbuffet nimmt. Am Nachmittag erzählt er mir, er habe Nudelsalat gegessen. Na, herzlichen Glückwunsch!
Er hätte absolut nichts dagegen, jeden Tag Nudeln zu essen. Zumal er die Alternative oft nicht besonders lecker findet. Doch das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Vielleicht stehe ich mit meiner Einstellung alleine da. Doch dann bemühe ich mich künftig lieber, pünktlich Feierabend zu machen und dann eben doch noch etwas anderes als Nudeln zu kochen, damit mein Sohn etwas ausgewogener isst. Als Testmodell haben wir uns jetzt darauf geeinigt, dass er zwei bis drei Mal die Woche in der Schule isst (davon nur einmal Pasta) und die restlichen Tage zu Hause. Mal sehen, wie lange wir es schaffen, das durchzuziehen ...
Ach so: Als wir einmal kein Essen gebucht hatten, berichtete mein Sohn mir später, er habe sich eine Käselaugenstange und einen Donut am Schulkiosk geholt. 🙃
Schulessen: Offizielle Richtlinien
In einem Schreiben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) liest man Folgendes als Ziel bzw. Richtlinie, was Schulessen gewährleisten sollte:
"Eine gesundheitsfördernde Verpflegung, die eine bedarfsgerechte Menge an Energie und Nährstoffen bietet, fördert sowohl die körperliche als auch die geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Sie trägt ebenso zur Prävention von Krankheiten bei, insbesondere von ernährungsmitbedingten Krankheiten wie Adipositas oder Typ-2-Diabetes."
Und allgemein im Hinblick auf die Ernährung von Kindern und Jugendlichen:
"Die Ernährung hat von Anfang an einen großen Einfluss auf Wachstum, Entwicklung und Wohlbefinden des Säuglings. [...] Kinder und Jugendliche benötigen für ihre körperliche und geistige Entwicklung, ihre Konzentrations- und Leistungsfähigkeit sowie für die Stärkung ihrer Immunabwehr eine optimale Versorgung mit allen Nährstoffen. Eine ausgewogene Ernährung ist in der Wachstumsphase von besonderer Bedeutung."
Nun, ob das mit dem angebotenen Essen in der Schule tatsächlich gegeben ist, sei einmal dahingestellt ...