Tröstende Worte

Tränen am 1. Schultag? Was Eltern sagen können, wenn Schulkinder nach den Ferien Abschiedsschmerz fühlen

Der erste Schultag nach den Ferien kann für so manches Kind eine emotionale Herausforderung sein. Welche Worte bei Abschiedsschmerz an der Schulpforte trösten können, weiß Erziehungsexpertin Dr. Siggie Cohen.

Ein Mädchen umarmt ihren Vater. © iStock/martin-dm
Wenn der erste Schultag nach den Ferien Kummer bereitet.

Die Sommerferien nähern sich dem Ende. In einigen Bundesländern gehen die Kinder bereits wieder zur Schule. Und nicht immer wird dieser Weg zurück in den Alltag von Leichtigkeit und Freude begleitet. Klar, viele Schüler und Schülerinnen müssen sich nach den freien Tagen voller Pommes, Planschen und Aufbleiben bis in die Puppen erst wieder an den Schulrhythmus gewöhnen, inklusive früh aufstehen und Hausaufgaben. (Wir Eltern übrigens auch!) Aber manche Kinder haben auch echten Kummer, wenn sie an den ersten Schultag denken. Vielleicht rollt auch mal das ein oder andere Tränchen bei den doch sonst schon so coolen Zweitklässlern? Was wir unseren Kindern in diesen Magenschmerz-Momenten sagen können, weiß Erziehungsexpertin und Autorin Dr. Siggie Cohen. 

Es ist alles okay! Nicht weinen! Du wirst ganz viel Spaß haben!

...auch wenn sie gut gemeint sind, diese Worte solltet ihr eurem Kind lieber nicht entgegnen, wenn es gerade mit Abschiedstränen am ersten Schulmorgen nach den Ferien zu kämpfen hat. Denn damit negieren wir die Gefühlsslage unserer Kleinen, die doch eigentlich immer schon die Großen sein wollen. Jetzt, in diesem Moment ist nun mal überhaupt nicht "alles okay"! Zugegeben: Am liebsten würden auch wir die Stopp-, nein, noch besser die Rückspultaste drücken. Noch mal mit dem Flieger zurück an den Mittelmeerstrand, wo die Abende länger waren als jeder Schultag. Was sollen wir unseren Kindern nun also sagen, das wirklich trösten kann? 

Die Amerikanerin Dr. Siggie Cohen ist seit über 35 Jahren Erziehungscoach für Familien mit Kindern. Außerdem hat sie selbst drei mittlerweile erwachsene Söhne. Ihre Mission: Eltern praktische, leicht verständliche Werkzeuge und Lösungen an die Hand geben, die Ihren Familienalltag einfacher und lohnender machen und – am wichtigsten – die Verbindung zwischen Eltern und Kind stärken. Auf ihrer Website bietet sie (Online-)Elternkurse an, aber auch viele kostenlose Infos und Tipps an. Für sie ist im Umgang mit Ängsten, vor allem im Zusammenhang mit der Schule klar: Ganz viel Sicherheit kann beruhigen.

Sie gibt Eltern die folgende Ansätze für den ersten Schultag mit. Vielleicht kann man sie auch schon am Abend zuvor besprechen, wenn der Kummer zum Beispiel kurz vorm Einschlafen aufkommt.

5 Ideen, wie ihr euer Kind am 1. Schultag trösten könnt:

  1. Es gibt neben Mama und Papa auch in der Schule Bezugspersonen: "Wer kümmert sich um dich zu Hause? Das mache ich. 🙂 Wir spielen zusammen ... wenn du eine Umarmung brauchst, gebe ich sie dir ... wenn du Durst hast, gebe ich dir Wasser. In der Schule, wird dein Lehrer dir helfen und sich um dich kümmern ... Wenn du du zum Beispiel ein bisschen traurig bist, kannst du das deinem Lehrer sagen und er wird deine Hand halten."
  2. Vermissen bedeutet Liebe: "Du weinst vielleicht und wirst mich vermissen, wenn wir uns verabschieden. Das ist in Ordnung, ich werde dich auch vermissen. Das ist so, weil wir uns lieben. Und das ist eine schöne Sache. 🙂"
  3. Perspektive für den Tag schaffen: "Wenn du dich beruhigt hast, was wirst du danach machen? Vielleicht spielst du auf dem Pausenhof mit ..."
  4. Veränderungen besprechen und gleichzeitig auf alles Gewohnte hinweisen: "Vielleicht sind einige Dinge in diesem Schuljahr neu, und das fühlt sich etwas beängstigend an. Das ist okay. Manchmal sind neue Dinge zuerst etwas beängstigend, bis wir uns an sie gewöhnen. Ja, du hast jetzt einen neuen Lehrer. Aber du sitzt immer noch im selben Klassenzimmer und meldest dich genau wie im letzten Jahr. Manche Kinder sind vielleicht neu. Und der Stundenplan. Aber du wirst auf dem Schulhof immer noch auf der selben Schaukel sitzen wie zuvor."
  5. An Errungenschaften erinnern: "Erinnerst du dich noch an deinen ersten Schultag im letzten Jahr? Das war auch am Anfang etwas beängstigend. Und was ist dann passiert? Ja, du hast es trotzdem geschafft!"

Neu in der Klasse? Tipp, um Freunde zu finden:

Gib deinem Kind folgenden Ratschlag mit: Halte Ausschau nach Ninjago/Elsa/Spiderman/... zum Beispiel auf dem Ranzen oder der Kleidung. Denn Freunde werden schließlich oft über ähnliche Interessen gefunden. Wer sich traut, das Gegenüber zum Beispiel mit "Ich sammel auch Pokémon Karten" anzusprechen, hat das erste Eis direkt gebrochen.