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Es ist natürlich verständlich, dass wir das Liebste, das wir haben, – unsere Kinder – um jeden Preis beschützen wollen. Doch in einigen Fällen ist es lohnenswert, uns vorab zu fragen, ob ein bestimmter Kommentar den Lehrkräften unseres Kindes gegenüber wirklich angemessen ist und ob er tatsächlich dem Wohl unseres Kindes dient oder eine vielleicht ohnehin schon angespannte Situation womöglich noch verschlimmert.
Sätze, die Eltern mitunter zu Lehrern sagen
Wir haben uns umgehört und einige Sätze gesammelt, die Lehrer und Lehrerinnen in ihrem Berufsalltag zu hören bekommen haben. Diese haben wir ein wenig für euch kommentiert und teils hilfreichere Alternativen aufgezeigt.
- "Warum lassen Sie sich das von meinem Sohn überhaupt gefallen?"
Wie bitte? Eltern sollten bitte die Verantwortung für unangemessenes Verhalten ihrer Kinder selbst übernehmen. Schließlich sind sie die Erziehungsberechtigten. Gutes Benehmen beizubringen ist nicht Aufgabe der Lehrkräfte.
- "Alle Lehrer machen Ausflüge, nur Sie nicht!" Ob es dafür womöglich Gründe gibt? Man könnte ja auch fragen, ob man irgendwie unterstützen kann, damit auch die Klasse des eigenen Kindes mal einen Ausflug machen kann. Oder sich sogar aufrichtig freundlich nach den Hintergründen erkundigen, statt mit einem Vorwurf um die Ecke zu kommen.
- "Ich verstehe gar nicht, warum unser Sohn so große Probleme mit Ihnen hat. Normalerweise versteht er sich doch gut mit unserem Personal." Diesen Satz durfte sich ein Lehrer einer Stadtteilschule in einem reichen Hamburger Vorort sagen lassen. Puh. Lehrer = (Privat-)Personal?
- "Mein Sohn hat eine schlechte Note, weil er schwarze Haare hat. Und Sie haben etwas gegen Ausländer." Einen Rassismusvorwurf anzuführen, um ein gewünschtes Ziel zu erreichen, ist leider auch nicht selten.
- "Ich habe schwierige Gespräche mit Eltern geführt, wenn es um die Noten ging", berichtet eine Lehrerin aus Berlin. "Eine Freundin von mir war auch total genervt von dem Gefeilsche um Noten. Ihre Kollegen haben ihr geraten, sich weniger Stress zu machen und einfach den Eltern den Gefallen zu tun. Also, viele haben aufgegeben." Kann das sein? Die Kinder bekommen die Noten, die die Eltern sich wünschen? Das sagt doch einiges über unser Schulsystem aus.
- "Das Krasseste habe ich in einer Privatschule in Brandenburg erlebt. Einem Lehrer war das ständige abfällige Gerede über Schwule auf die Nerven gegangen, und er hat sich vor den Schülern deshalb geoutet. Daraufhin haben die Eltern ihn zu einer Versammlung bestellt, auf der er in Anwesenheit der Schulleitung zur Schnecke gemacht wurde", erzählt eine Lehrerin aus Berlin. So viel zu den Themen Toleranz, Freiheit, Mitgefühl und Vorbildsein.
- "Einem Schüler im Leistungskurs Deutsch hatte ich 'nur' zwei Punkte gegeben, obwohl es eigentlich null waren. Er hatte in der Klausur zwei Seiten geschrieben, und es war kein einziger Satz dabei, der inhaltlich oder formal korrekt gewesen wäre", sagt eine Lehrerin. "Die zwei Punkte habe ich gegeben, weil er überhaupt etwas geschrieben hatte. Dann haben die Eltern ein Zweitgutachten angefordert. Die Kollegin hat dann allerdings null Punkte gegeben und zu mir gesagt: 'Wie konntest du dem denn zwei Punkte geben?' Als der Schüler wieder in meinen Unterricht kam, sagte er wutentbrannt: 'Was ist denn das hier für ein jüdischer Betrieb'." Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, oder? Besonders sachlich ist die Reaktion des Schülers nicht. Ob er sich von seinen Eltern abgeschaut hat, dass man die Fehler erst mal beim anderen sucht? Leider zeigt sein Kommentar auch einen antisemitischen Hintergrund.
Umgang mit anmaßenden Äußerungen von Eltern
Die Grundschullehrerin Jessica Schmidt rückt das Ganze noch einmal für uns in Perspektive: "Es gibt im Schullalltag natürlich immer wieder Kommentare von Eltern, die zum Teil auch unpassend sind. Oft sagen diese Kommentare mehr über die Person selbst als über die Qualität unserer erzieherischen und schulischen Arbeit aus", stellt die Lehrerin fest. "Eltern kommentieren oft eher emotional und wir Lehrer*innen versuchen dann, professionell damit umzugehen und das Gesagte einzuordnen und entsprechend darauf zu reagieren. Ich bin seit fast zwanzig Jahren im Schuldienst und versuche, mir diese Sätze eben nicht zu merken."
Einblick ins Lehrer-Dasein – unser Buch-Tipp
Ihr wollt die Welt mal aus Lehreraugen sehen und ein bisschen verstehen, was in Schulen heutzutage so abläuft? Dann habt ihr vielleicht Freude an Wiana Wiesmanns Roman "Unterrichten in Pink" (Hansanord). Die Autorin ist selbst Lehrerin und hat über viele Jahre ihre Erfahrungen aus der Schule auf Papier gesammelt. Daraus ist nun ein Roman entstanden. Wiana Wiesmann sagt: "Ich bin keine Sozialarbeiterin, keine Deeskalationstrainierin, keine Detektivin und keine Polizistin. Das wollte ich nie."