Dominic Miller, Gitarist von Sting, hat sechs Kinder.
Dominic Miller, Gitarist von Sting, hat sechs Kinder.

Dominic Miller – zur Person

Der Gitarrist wuchs als Sohn einer Irin und eines Amerikaners mit seinen drei älteren Schwestern in Argentinien auf. Später zog die Familie in die USA, anschließend nach England. Dominic Miller (geboren 1960) ist Vater von sechs Kindern und lebt heute mit seiner zweiten Frau und den beiden jüngsten Kindern in der Provence. In der Vergangenheit arbeitete er mit Künstlern wie Sting und Phil Collins zusammen. Mit seiner eigenen Band veröffentlichte er sein Solo-Album "5th House" (dominicmiller.com).

Kommen Sie oft nach Köln?

Dominic Miller: Ja, ich bin mehrmals im Jahr für Aufnahmen oder Konzerte hier. Da mein Manager in Köln sitzt, ist dies quasi unser Hauptstandort, obwohl ich in Frankreich lebe. Aber ich bin es gewohnt, durch die ganze Welt zu reisen.

Inwiefern ist Musik für Kinder wichtig?

Sie ist wichtig für die Vorstellungskraft. Man kann Musik nicht sehen, das ist wie eine einheitliche Sprache, die über Emotionen abläuft. Schon als Kind ist mir aufgefallen, dass es fröhliche und traurige Musik gibt. Interessanterweise führt traurige Musik oft dazu, dass es einem besser geht. Kinder sind für so etwas sehr empfänglich, ohne dass es ihnen bewusst ist. Sie können sich auf einer emotionalen Ebene mit Musik identifizieren. Besonders Mozart ist für Kinder gut geeignet.

Welche Rolle spielt Musik für Sie und Ihre Kinder privat?

Ich mag es, mit meinen Kindern über Musik zu sprechen. Zum Beispiel, wenn wir im Auto sitzen. Dann frage ich sie, ob ihnen ein bestimmtes Lied gefällt und warum. Meine Tochter antwortet dann zum Beispiel, dass sie ein Lied mag, weil es sie zum Lachen bringt. Die Gefühle sind wie ein Schlüssel zur Sprache der Musik. Wie kann es sein, dass Musik eine bestimmte Stimmung weckt? Darüber mache ich mir dann Gedanken.

Spielen Sie auch zu Hause Gitarre? Gibt es in Ihrer Familie eine Musik-Tradition?

Ja, ich bin in einer musikalischen Familie aufgewachsen – mein Vater spielt ebenfalls Gitarre und meine Mutter singt. In Argentinien, wo ich aufgewachsen bin, haben wir oft Folk-Musik gehört, aber zum Beispiel auch die Beatles. Ich finde es wichtig, dass man sich nicht festlegt, sondern verschiedene Musikarten hört. Meine drei Schwestern machen auch Musik und wenn ich zu Hause Gitarre spiele, singen meine Kinder manchmal mit.

Haben Sie trotz Ihrer Karriere ein gutes Verhältnis zu Ihren Kindern?

Oh ja, ich lege viel Wert darauf, sie regelmäßig zu sehen. Manchmal besuchen sie mich, wenn ich auf Tour bin. Manchmal ist es schwierig, sie zu sehen, einige von ihnen sind ja selbst schon erwachsen. Aber es ist mir wichtig, dass wir eine Verbindung zueinander haben. Und wenn ich zu Hause bin, habe ich alle Zeit der Welt. Dann zeichne ich mit ihnen, wir gehen raus oder wir spielen Spiele. Das finde ich sehr wichtig, weil man dabei nachdenken und Entscheidungen treffen muss. Ich beschäftige mich gerne mit meinen Kindern und möchte wissen, was sie interessiert.

Vermissen Sie sie, wenn Sie unterwegs sind?

Sehr! Es bricht mir jedes Mal das Herz. Aber ich glaube, ich vermisse sie mehr als sie mich. Als Erwachsener ist man da sensibler, denke ich. Manchmal fühle ich mich auch schuldig. Ich mache leidenschaftlich Musik, aber gleichzeitig führt mich das von meiner Familie weg. Das tut mir weh, und es ist ein hoher Preis, den ich zahle. 

Sind Sie ein guter Vater?

Ich versuche es auf jeden Fall. Einerseits habe ich es sehr gut, denn wenn ich zu Hause bin, bin ich 100-prozentig dort und kann mich voll und ganz auf meine Familie konzentrieren. Dann zeichne ich mit ihnen oder wir spielen zusammen, gerne auch draußen. Spiele sind gut und wichtig, weil man dabei nachdenken und Entscheidungen treffen muss. Ich möchte gerne teilhaben am Leben meiner Kinder. Aber wenn ich weg bin, sehe ich sie teilweise wochenlang nicht.

Ihre Tochter Misty ist inzwischen auch Musikerin ...

So lange sie macht, was sie will, finde ich das gut. Sie ist talentiert, und Ihre Laufbahn scheint für sie das Natürlichste der Welt zu sein. Schließlich war sie von klein auf von Musik umgeben. Ich freue mich, dass sie die Musik für sich entdeckt hat. Ich bin sehr stolz auf sie, mache mir aber auch ein wenig Sorgen, weil es ein hartes Geschäft mit vielen Höhen und Tiefen ist. Ich möchte sie vor schlechten Einflüssen beschützen, aber gleichzeitig muss man die Kinder frei lassen. Inzwischen weiß ich, dass meine Eltern es richtig gemacht haben, wenn sie mir Grenzen gesetzt haben.

Wie sind Sie Musiker geworden?

Als ich acht war, brachte mir meine große Schwester Julie das Gitarrespielen bei. Jahrelang spielten wir in derselben Band. Eigentlich wusste ich schon mit 15, dass ich Gitarrist werden will. Man sagt, man „spielt“ Gitarre. Und genauso ist es: Das fühlt sich nicht an wie Arbeit, denn ich spiele ja. Wie ein Kind.

Ihr größtes Vorbild?

Da fallen mir zwei Menschen ein: Jimi Hendrix und Johann Sebastian Bach. Jimi Hendrix ist der wohl wichtigste moderne Gitarrist. Und Bach ist als Komponist einfach unschlagbar. Seine Stücke sind so einfach, so klar strukturiert und dennoch so unglaublich schön. Diese Schönheit ist unzerstörbar, selbst wenn jemand nicht gut spielen kann.

Arbeiten Sie lieber alleine oder für Sänger wie Sting?

Beides ist toll! Wenn ich für andere arbeite, kann ich mich voll und ganz auf meine Gitarre konzentrieren, da ich nicht das große Ganze im Blick haben muss. Damit verdiene ich mein Geld, um im Anschluss frei und unabhängig mein eigenes Ding zu machen, ohne darauf achten zu müssen, ob es jemandem gefällt.

Was wünschen Sie Ihren Kindern?

Dass sie glücklich sind – mit den Menschen, die sie umgeben und mit dem, was sie tun.

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