
Wir sind ziemlich aufgeregt. Gerade haben wir die Show der Ehrlich Brothers zum ersten Mal live auf der Bühne gesehen und sind ganz schön beeindruckt, was die alles können. Die beiden haben einen verschrotteten, roten Golf in einen goldenen Lamborghini und einen Fünfer in einen Hundert-Euro-Schein verwandelt. Mitten in der Show haben sie plötzlich ein riiiiieeesiges Süßigkeitenglas herbeigezaubert, aus dem sie mit einem mega- fetten Schlauch Naschis für alle Kinder ins Publikum gepustet haben. Und am Ende sind sie geflogen. Also so richtig! Ohne, dass da irgendwelche Schnüre oder sowas waren!
Jetzt sitzen wir backstage und dürfen die beiden interviewen. Was wir natürlich am liebsten wissen würden: wie sie das alles machen! Aber das werden sie uns bestimmt nicht sagen ... Na, gucken wir mal.
Wie seid ihr zum Zaubern gekommen und wann und vor wem habt ihr euren ersten Trick aufgeführt?
Andreas: Ich war derjenige, der angefangen hat, weil ich ja vier Jahre älter bin als Chris. Ich war 8 oder 9, also ungefähr so alt wie ihr beide, hatte einen Zauberkasten und habe die ersten Tricks im Wohnzimmer vor meiner Familie aufgeführt.
Chris: Und ich, damals noch ein Kindergartenkind, habe immer "Buuuhhh" gerufen und wollte ständig wissen, wie alles funktioniert.
Andreas: Ja: der kleine, nervige Bruder. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert ... (lacht)
Welcher ist euer Lieblingstrick? Und für welchen musstet ihr am längsten üben?
Chris: Die Lieblingstricks ändern sich natürlich, aber im Moment mag ich auf jeden Fall das Fliegen am liebsten. Das macht echt riesigen Spaß!
Andreas: Ja, das geht mir auch so. Und wir haben tatsächlich auch für keine Illusion länger trainiert, insgesamt waren es fünf Jahre.
... und wie macht ihr das?
Chris: Wir breiten die Arme aus, heben ab – und flattern einfach so wie die Schmetterlinge durch die Gegend!
Andreas: Manchmal pupst Chris beim Fliegen, dann ist er schneller. (lacht) Nein, im Ernst: Wenn ihr selbst einen Zauberkasten habt, wisst ihr ja, dass es nur aus Zuschauersicht echte Zauberei ist. In Wahrheit muss man sich richtig gut vorbereiten, und am Ende sieht es aus wie Magie. Wir sind sehr zufrieden mit dieser Illusion, auch wenn es nicht ganz ungefährlich ist, weil wir teils acht bis zehn Meter über dem Boden schweben ...

Wie müsst ihr eure Tricks denn üben?
Andreas: Also wir erfinden ja fast alle unsere Kunststücke selber. Und am Anfang klappen die natürlich nicht direkt. Das ist ganz normal. Wie beim Klavierspielen, das funktioniert ja auch nicht sofort. Also verbessert man sie immer wieder, führt sie irgendwann vor. Und je öfter man sie zeigt, desto besser klappt's! Wenn wir auf Tour sind, dann müssen wir gar nicht mehr üben, weil ja jede Show sozusagen auch ein Training für uns ist.
Wenn ihr gerade nicht auf der Bühne steht, was macht ihr dann?
Chris: Ich spiele gern Tischtennis, am liebsten natürlich mit meinem Bruder. Das haben wir schon gemacht, als ich in eurem Alter war.
Andreas: Und ich musiziere gern, spiele Klavier. Ansonsten bin ich ja Papa von drei Kindern, mit denen ich gerne zusammen bin. Und ich habe ein neues Hobby entdeckt, das heißt Nachhilfe. Habe ich mir nicht ausgesucht, das ist einfach da ...
Wollen deine Kinder später auch mal auf der Bühne stehen?
Andreas: Also der Große ist jetzt fast 17, der macht gerne Musik und würde, glaube ich, damit gern auf die Bühne. Die Kleine ist 11, die könnte sich auch vorstellen zu zaubern. Und der Mittlere macht eher Stunts und sowas. Aber nicht auf der Bühne.
Was muss man können, wenn man bei euch arbeiten will?
Chris: Wir haben auf unserer Tour immer rund hundert Leute dabei. Und die haben ganz verschiedene Berufe: Lichttechniker, Tontechniker, Kameraleute, Pyrotechniker und dann sind da noch die, die unsere Bühne und die Illusionen auf- und abbauen. Ohne all diese Helfer könnten wir hier gar nicht auftreten.

Wann ist das letzte Mal auf der Bühne etwas so richtig schief gegangen? Und was macht ihr, wenn das passiert?
Andreas: Das war heute. Seine Frisur! (zeigt auf Chris und lacht laut)
Chris: Einmal, nur einen einzigen Tag keinen Quatsch erzählen! Das würde ich mir wünschen von meinem Bruder. Und jetzt ernsthaft: Ich hatte auf der Bühne mal einen Unfall, da bin mit dem Motorrad auf die Seite gefallen und habe mir eine Rippe gebrochen. Und ein anderes Mal haben meine Haare angefangen zu brennen. Feuer, Fehler – puff. Einmal bin ich sogar beim Fliegen abgestürzt. Sowas passiert. Aber zum Glück total selten. Eine Live-Show ist nun mal live, da kann man nicht einfach Pause machen, zurückspulen und nochmal neu anfangen. Aber in den meisten Fällen läuft die Show zum Glück ganz glatt durch. Und wenn nicht, haben wir tolle Leute im Hintergrund, die blitzschnell reagieren, so dass das Publikum es im Optimalfall gar nicht merkt.
Ihr esst doch so gern Pommes, oder? Könnt ihr die auch herbeizaubern?
Chris: Nein, aber Andreas kann meine Pommes sehr gut verschwinden lassen! Er hält dann seine Hand vor den Mund und dann ist plötzlich eine Pommes nach der anderen einfach weg ... (lacht)
Andreas: Aber grundsätzlich können wir natürlich SCHON leckere Dinge herbeizaubern, wenn wir uns ganz doll anstrengen. Zum Beispiel dieses weltweit größte Süßigkeitenglas, das wir in unserer Show erscheinen lassen, davon habt ihr doch auch vorhin ganz viel abgekriegt, oder?
Ja, das war cool! Wo schlaft ihr eigentlich, wenn ihr unterwegs seid?
Andreas: Wir haben früher immer in unserem Tourbus geschlafen. Sechs oder sieben Jahre lang. Also nicht am Stück – aber immer, wenn wir unterwegs waren. Das ist toll, man hört nur immer den Nachbarn in der Kabine nebenan schnarchen. Hier in Hamburg schlafe ich da heute auch wieder! Aber inzwischen gehen wir auch häufig ins Hotel. Und dann arbeiten wir am nächsten Tag auf der Fahrt im Bus.
Habt ihr Zaubererfreunde oder Zauberervorbilder? Und wie findet ihr Harry Potter?
Andreas: Harry Potter ist toll, habe die Bücher natürlich gelesen und kann sie nur jedem empfehlen. Lesen ist eh gut.
Chris: Und Zaubererfreunde haben wir tatsächlich auch! Einmal in der Woche treffen wir uns mit ihnen, schalten uns meist per Videokonferenz zusammen, um über Trickprinzipien zu sprechen und neue Illusionen zu entwickeln.

Was glaubt ihr, wieso Kinder Magie so mögen und wieso uns Tricks so faszinieren, auch wenn wir schon wissen, dass es nur Tricks sind?
Chris: ... weil mit Magie Träume wahr werden! Und zwar mitunter unsere eigenen: Die Bonbonkanone zum Beispiel ist ja wohl super, oder? Mit der die Süßigkeiten durch die ganze Halle fliegen und sogar die Kinder in den letzten Reihen mit kleinen Fallschirmen erreichen. Sowas ist einfach cool.
Andreas: Aber auch die andere Seite ist super für euch Kids: Wenn ihr euch in etwas so richtig reinfuchst und andere mit Tricks begeistern könnt. So lernt ihr, euch richtig gut zu konzentrieren und dann vor anderen selbstbewusst aufzutreten und zu sprechen, ganz nebenbei fördert ihr übrigens noch eure motorischen Fähigkeiten. Und wenn das Gegenüber dann auch noch so richtig perplex ist und die Welt nicht mehr versteht, ist das ein richtig gutes Erfolgserlebnis, das man immer wieder haben will. Außerdem hat mein Bruder recht: Magie zeigt, dass das, wovon wir träumen, Realität werden kann. Manche unserer Illusionen könnten tatsächlich irgendwann möglich sein. Wer weiß: Vielleicht fliegt ihr beiden ja eines Tages zur Arbeit ...?
