
Henry Maske – zur Person
Auch nach seiner Boxkarriere hält sich Henry Maske (geboren 1964) noch fit und treibt vier- bis fünfmal pro Woche Sport: Der Vater von drei Kindern läuft, trainiert in seinem Kraftraum und fährt Fahrrad. Weil er unabhängig sein will, ist es ihm wichtig, dass er seinen Sport alleine machen kann. So muss er sich an keine festen Termine halten. Mit der „Henry Maske Stiftung – A place for kids“ setzt er sich für benachteiligte Kinder ein.
Welche Bedeutung hat Bewegung für die Entwicklung von Kindern?
Henry Maske: Kinder bewegen und messen sich in der Regel gerne. Im Sport sind sie meistens bereit, Regeln zu akzeptieren. Dabei lernt ein Kind, dass Dinge nicht immer nur einfach sind, dass vermeintlich Schwächere besser sein können, dass man Fähigkeiten entwickeln kann, dass man sich anstrengen muss und es sich lohnt. Es ist kein Zufall, dass Sportbegeisterte und mit Sport Großgewordene später im alltäglichen Leben ihre Probleme deutlich besser und mit sehr viel mehr Durchhaltevermögen meistern. Ohne Sport geht nichts!
Haben Eltern eine Vorbildfunktion?
Sie spielen eine entscheidende Rolle. Ich empfinde es grundsätzlich als wichtig, Kinder zu begeistern, zu interessieren. Wofür konkret, das hängt von der eigenen Erfahrung der Erwachsenen ab. Ich konnte meinen Kindern natürlich nicht klarmachen, dass es toll wäre, Geige zu spielen, da ich es nicht vorleben kann. Ohne Frage hätte ich es niemals ausgebremst, wenn sie dafür Interesse gehabt hätten. Aber klar, bei uns war das nicht so naheliegend wie in manch anderen Familien. Das Bewegen, der Sport als Ausgleich stand bei uns sicherlich im Vordergrund.
Versuchen Ihre Kinder Ihnen nachzueifern?
Es ist nicht untypisch, dass Kinder einen gerne mal knuffen oder hauen wollen. Ich sage dann: „Stopp. Ohne Handschuhe nicht. Das tut mir weh.“ Wenn wir Sport treiben wollen, dann ziehen wir uns Handschuhe an. Sonst wird nicht geschlagen. Punkt. So kann man Kindern ganz einfach vermitteln, wie wichtig Respekt ist. Sport beginnt mit der Disziplin, sich mit gewissen Dingen auseinanderzusetzen. Im Sport steckt so viel drin: das Erfahren der eigenen Person, des eigenen Charakters, das Auseinandersetzen mit anderen. Das Sich-in-die-Augen-Schauen. Und: Stärken und Schwächen erkennen. Diese Dinge kann ich gerade aus meinem Sport sehr gut vermitteln. Ich habe meine Aggressionen im Griff. Und das habe ich durch den Sport gelernt.
Welche Rolle hat der Sport in Ihrer Kindheit gespielt?
Schon mit sechs Jahren hat er mein Leben mitbestimmt. Dass andere Freizeit hatten, während ich dreimal pro Woche zum Sport ging, habe ich überhaupt nicht als Belastung empfunden. Kindern muss ich Reize setzen, Kinder möchten miteinander rivalisieren – und das meine ich durchaus positiv. Sie wollen an ihre Grenzen gehen. Dazu hat man im Sport die Möglichkeit. Und ich muss sie auf der Strecke begleiten, ich muss sie unterstützen, sich zu entwickeln, sich kritisch miteinander auseinanderzusetzen. Also alle Facetten, die im Leben ständig eine Rolle spielen.
Fußball, Boxen, Ballett ... Welche Disziplinen sind für den Nachwuchs wohl besonders empfehlenswert?
Wichtig ist Koordination. Zum Beispiel beim Boxen. Judo finde ich auch eine tolle Sportart, in der man sich mit jemand anderem auseinandersetzt. Ausdauersportarten, bei denen man in der Natur ist, erachte ich als sehr förderungswürdig. Ich glaube, es gibt kaum einen Breitensport, der nicht gut für Kinder ist. Und man kann Kinder für alles begeistern.
Müssen Kinder auch durchhalten?
Unbedingt. Man muss Jungen und Mädchen von Anfang an vermitteln, dass sie im Leben mitunter auch mal verlieren. Diese Erfahrung müssen sie unbedingt machen. Dann werden sie im späteren Leben viel besser mit Niederlagen zurechtkommen. Ich finde es wichtig, dass Kinder auch etwas zu Ende bringen. Mit neun Jahren wollte ich aufhören zu boxen. Da meinte mein Vater: „Wer A sagt, muss auch B sagen.“ Also habe ich weitergemacht. Und heute weiß ich, dass es gut für mich war. Denn ich habe heute keine Schwierigkeiten, Dinge durchzustehen.