Autorin Ildikó von Kürthy
Autorin Ildikó von Kürthy

Ildikó von Kürthy – zur Person

Ildikó von Kürthy (geboren 1968) wuchs in Aachen auf und besuchte die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg. Ihr Roman "Mondscheintarif" wurde fürs Kino verfilmt. In "Unter dem Herzen – Ansichten einer neugeborenen Mutter" berichtet von Kürthy in Tagebuchform über ihre Erlebnisse in der Schwangerschaft und der ersten Zeit mit Baby. Die freie Journalistin lebt mit ihrem Ehemann und ihren Söhnen Gábor (geboren 2006) und Leonard (geboren 2010) in Hamburg.

März 2013

Sie schreiben in Ihrem Buch "Unter dem Herzen" über Supermütter, die alles besser wissen. Warum machen sich Mütter gegenseitig das Leben schwer?

Wahrscheinlich aus Unsicherheit. Als Mutter hat man ja immer Angst, irgendwas Wesentliches falsch zu machen. Es geht schließlich ums Ganze: ums Kind. Und seit Eltern nicht mehr einfach nur mit Kindern, sondern für ihre Kinder leben, ist der Spaß vorbei. Und da wird jede Mutter, die es anders macht als man selbst, als Bedrohung für das Seelenheil des eigenen Kindes empfunden.

Viele Mütter wollen von Anfang an alles richtig machen. Woher kommt dieser Hang zum Perfektionismus?

Wer alles perfekt machen will, hat schon verloren! Besonders wenn Kinder im Spiel sind, läuft ja gar nichts mehr so, wie man es sich ursprünglich mal vorgestellt hat. Mütter verlassen sich nicht mehr auf ihre Intuition, sondern auf Erziehungsratgeber. Sie rennen zu jedem Frühförderungskurs, bombardieren ihre Brut mit absonderlichsten Nachmittagsprogrammen – statt sie einfach mal Kind sein und aus zwei Schuhkartons etwas Großartiges (Unperfektes aus Sicht der Erwachsenen) bauen zu lassen. Das nervt – und Eltern machen sich damit selbst das Leben unnötig schwer.

Ist das Muttersein heute mit zu hohen Erwartungen verbunden? Hatte es die Generation unserer Mütter leichter?

Nein, wir haben es leichter. Wir müssen Windeln nicht mehr waschen, es gibt Kitas und Tagesmütter, wir sind nicht mehr ausschließlich auf Heim, Herd und unsere Mutterrolle festgelegt. Aber wir haben die Qual der Wahl, empfinden die Verunsicherung, die mit mehr Freiheit einhergeht. Das ist der Preis, den man immer zahlen muss, wenn sich die Zeiten ändern – auch wenn sie sich zum Positiven ändern. Emanzipation bedeutet ja immer auch, etwas abgeben zu müssen. Das vergessen manche. Niemand kann alles haben. Man kann nicht als Frau Vollzeit arbeiten und dennoch eine 24-Stunden-Mutter sein.

Wie schaffen Sie es, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen?

Ich lebe in einer außergewöhnlich privilegierten Situation: Mein Mann und ich arbeiten freiberuflich, wir haben eine wunderbare Oma, engagierte Patenonkel – und wir hatten nie Hemmungen, unsere Söhne in gute Hände abzugeben. Das erleichtert einiges.

Lade weitere Inhalte ...