Katja Kessler – zur Person

Zahnärztin, Kolumnistin und  Autorin Dr. Katja Kessler (geboren 1969) ist seit 2002 mit dem ehemaligen Bild-Chef Kai Diekmann (geboren 1964) verheiratet. Sie haben vier gemeinsame Kinder: Yella, Casper , Kolja und Lilly und leben in Potsdam.

Ich lasse mich auch mal um den Finger wickeln

Also Kolja weiß, wie's geht! Mit "Du, Mama, ich hab Dich lieb!" und einem Schnell-Kuss harpuniert er zielsicher mein Mutterherz. Um dann schnell nachzuschieben: „Darf ich Dein Handy haben?“ Sieben Mal sage ich nein und das achte Mal doch ja. Und während ich zusehe, wie sein kleiner Zeigefinger blitzgeschwind über das Display des Mobiltelefons gleitet, frage ich mich ratlos, wie das meine Eltern wohl mit meinen Geschwistern und mir gemacht haben, als es noch nicht diese allgegenwärtigen kleinen Bimmelautomaten gab.

Die Antwort ist:

Mein Vater hat immer die Nibelungengeschichte vorgelesen. Und jeden Samstag nach der Schule, Punkt 14 Uhr, haben wir zusammen „Edgar Wallace“ auf Video geguckt. Edgar Wallace und Siegfried sind vielleicht nicht die klassische Kinderkost – aber sie waren ein Ritual über Jahre. Als junger Mensch brauchst du Rituale. Warum? Weil sie dir Sicherheit vermitteln. Weil sie das „Wir"-Gefühl – Mama, Papa, ich – stärken. Weil sie dem Alltag Wärme geben.

Zuhause dürfen Rituale nicht fehlen

Ich pflege mehrere Rituale mit meinen Kindern – das Spielen auf dem „iPhone“ zähle ich definitiv nicht dazu. Aber abends vor dem Einschlafen den Kindern vorzulesen, da bin ich hinterher! Ob „Das kleine Hotzpotsch", „Lenni, das Lämmchen" oder „Flusi, das Sockenmonster" – die Lieblingsbücher meiner Kleinen könnte ich nach gefühlten zehntausend Mal Vorlesen wahrscheinlich schon auswendig rückwärts aufsagen.  Und jetzt habe ich durch das Schreiben meiner eigenen kleinen Gute-Nacht-Geschichte sogar die Chance, mein eigener kleiner Ohrwurm zu werden. Wie großartig!

Die Mama für sich alleine haben

Dann ist da natürlich auch noch unser „Quality time“-Ritual: Mit jedem Kind verbringe ich ganz bewusst mal Zeit alleine –  ohne das die anderen dabei sind. In diesen Momenten ist Mama Komparsin und mein kleiner Mitstreiter der Star. Davon konnte ich als Kind übrigens nur träumen: Meine Schwester und ich waren wie siamesische Zwillinge,  haben alles zusammen gemacht: Reiten, Kindergeburtstage...

Eigentlich ist jedes Ritual Qualitätszeit. Außer Zähneputzen!

Lade weitere Inhalte ...