
Was hat sich in Ihrem Leben verändert, seitdem Sie Mutter sind?
Panagiota Petridou: Die Prioritäten. Alles verschiebt sich. Vor allem dein Alltag ist ein anderer. Auf einmal hat ein noch nie da gewesener Mensch die Hauptrolle in deinem Leben eingenommen und stellt von Liebe bis Ängste einfach alles auf den Kopf. Es beginnt ein neuer, wunderschöner Teil in deinem Leben, der sich stetig weiterentwickelt, immer wieder herausfordert und auf wunderbare Weise wahnsinnig erfüllend ist.
Panagiota Petridou - Zur Person

Panagiota Petridou ist erfolgreiche TV-Moderatorin, Automobilverkäuferin und Mutter. Vom 11. Mai 2024 bis 7. Februar 2025 ist sie mit ihrer Comedy-Live-Tour "Wer bremst, verliert!" in den deutschen Städten unterwegs.
Was bedeutet "Stillen" für Sie? Welches Gefühl verleiht es Ihnen?
Ich habe keinen Vergleich, wie es ist, nicht zu stillen. Für mich macht es mein Leben einfach. Keine Vorbereitung. Kein Einkaufen. Keine Zubereitung. Es ist wie ein Restaurant, ein Retter, ein Pflaster, ein Bettchen, ein Ratschlag - einfach ein Allrounder, der 24/7 für dein Kind verfügbar ist. Eine Allzweckwaffe und das Universum für mein Kind. Auch wenn es seine Anstrengungen hat.
Traten Schwierigkeiten auf, als Sie zu stillen anfingen?
Es war so vieles. Es klappte einfach nicht. Die Geburt hatte mich gefordert und dann klappte das Stillen nicht. Ich dachte, Kind an die Brust ran und fertig. Aber es brauchte eine gewisse Technik und es war schwieriger, als ich dachte. Das Baby trank nicht gut von alleine und ich war unsicher und extrem überfordert, weil ich mich so in das Thema einlas und wusste, es ist das Beste und ich per se nicht ein Typ bin, der schnell aufgibt. Ich holte mir Rat von einer professionellen IBCLC-Stillberaterin. Die kam auf ein zu kurzes Zungenbändchen … ein kleiner schmerzfreier Schnitt und es klappte besser und dann waren wir im Flow … übrigens ist der Kinderarzt bei Stillproblemen wirklich nicht direkt zu empfehlen. Das sind einfach oft Mediziner, die nicht von der Stillberatung kommen. Du gehst bei Zahnschmerzen ja auch nicht zum Orthopäden.
Sein eigenes Kind zu stillen, ist das Natürlichste auf der Welt, dennoch meinen viele Außenstehende auch, dass sie sich in diese Thematik einmischen dürfen. Wie stehen Sie dazu? Und was meinen Sie, warum ist vor allem das Langzeitstillen so umstritten?
Viele Menschen sind uninformiert. Kennen das Bild aus der TV-Werbung, bei dem vermittelt wird, dass nach sechs Monaten zugefüttert werden muss oder man direkt mit Pulvermilch beginnt, weil DAS das Nonplusultra sei oder man glaubt, dass die Muttermilch danach nicht mehr ausreicht, dass das Kind etwas anderes braucht usw. Alles Mythen und Sachverhalte, die einfach so nie gestimmt haben! Dann hört man natürlich auch von den meisten, dass es nicht gut klappen würde oder wie einfach es sei, einfach eine Milch anzurühren und der Vater dann auch die Mutter ja damit entlasten könnte. Diese bekannten sechs Monate sind in der westlichen Welt erfunden und angetrieben von der Werbeindustrie. Jedes Kind hat andere Bedürfnisse und eine andere Entwicklung bzw. Tempo. Die WHO empfiehlt z.B. zwei Jahre zu stillen. Die Gesellschaft kennt aus der Werbung auch fast nur das Bild des neugeborenen Säuglings an der Brust. Das ist vor allem in der westlichen Welt sehr verankert. In anderen Ländern ist das nicht so stark verbreitet und schon gar nicht verpönt. Sondern eher normal.
Sie stillen Ihr Kind mit über 26 Monaten noch. Da stecken viele intime Momente und Erinnerungen hinter. Ernten Sie dafür nur Kritik oder erfahren Sie auch viel Zuspruch?
Nachdem ich an die Öffentlichkeit mit dem Thema gegangen bin, bekam ich Tausende von Kommentaren und Nachrichten, die mir alle zugesprochen haben und mir ihre Geschichte geschrieben haben und auch ihre Probleme mit mir geteilt haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich wusste gar nicht, in was für ein Wespennest ich da gestochen habe, dass es ein so verbreitetes Thema in der Gesellschaft ist und dass ich nicht alleine bin damit, mir kritische Blicke oder auch haltlose Sprüche anhören zu müssen. Natürlich gab es dann auch Kritik, die das mit "viel zu lange", "unnatürlich" oder gar "krank" kommentiert haben. Allerdings hat mir die hauptsächlich positive Resonanz gutgetan. Vor allem, dass sich viele Mütter bestätigt gefühlt haben, indem ich als öffentliche Person auch einfach dazu stehe, diesen natürlichen Prozess in der Gesellschaft auch als normal etablieren zu wollen. Wir stillende Muttis sind nicht das Problem, die Gesellschaft ist es.
Haben Sie einen Tipp für alle Mütter da draußen, die es leid sind, sich ständig fürs Stillen oder auch fürs Nicht-Stillen rechtfertigen zu müssen? Und was können wir Mütter vielleicht grundsätzlich tun, damit das Thema Stillen an sich und auch das Langzeitstillen nicht mehr so heiß diskutiert werden?
Je mehr Menschen es einfach öffentlich machen und in der Gesellschaft dazu stehen, umso gesellschaftsfähiger wird es. Es ist nichts, für das sich eine Mutter rechtfertigen muss, sondern es ist eine Sache, für die man sich entschieden hat. Es ist eine individuelle Entscheidung, es zu tun oder es auch nicht zu tun. Ich habe mich mal auf einen Wasserkasten im Getränkemarkt gesetzt, um zu stillen. Fast alle Menschen haben mir den Daumen hoch gezeigt oder gelächelt. Ich fand es okay, aber noch schöner wäre es, wenn es keinem auffällt und sie einfach vorbeigegangen wären und es nicht gewertet hätten. Fakt ist, es ist das Natürlichste der Welt und übrigens der einzige Grund, warum Gott uns Brüste gegeben hat: um unsere Kinder zu ernähren.
Dasselbe gilt im Übrigen auch für das Hirn einschalten, wenn sich Menschen einbilden, sie dürfen darüber urteilen.
Lasst es alle Mamas selbst entscheiden, ob und wie sie stillen. Denn auch wenn man sich dagegen entscheidet, egal aus welchem Grund, ist das auch zu 100 Prozent zu akzeptieren, von allen Menschen dieser Welt. Ich finde auch, dass sich die Mütter mit dem Stillen nicht unter Druck setzen lassen müssen von der Gesellschaft oder dem Umfeld. Es ist eine individuelle Entscheidung, die jede Mutti für sich selbst trifft!