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Nora Imlau – zur Person
Nora Imlau (geboren 1983) bekam das Thema Pädagogik bereits von ihren Eltern in die Wiege gelegt. Nach ihrem Studium in Marburg und Vancouver nahm sie 2007 ihre berufliche Laufbahn als freie Journalistin und Fachautorin für Familienthemen auf. Nora wirkte unter anderem bei den Zeitschriften "Eltern" und "Eltern family" aus dem Hause Gruner +Jahr, aber auch Sachbücher und Ratgeber für Eltern gehören zu ihrem Reportoire.
Ganz nebenbei ist Nora Referentin für Familienthemen und hält Vorträge auf Veranstaltungen und Kongressen. Als Botschafterin der Elterninitiative setzt sie sich zudem für die Rechte von Schwangeren und jungen Eltern ein.
Mit ihrem Ehemann Malte hat Nora außerdem vier gemeinsame Kinder. Als die beiden das erste Mal schwanger waren, steckten beide noch mitten im Studium und waren erst 23 Jahre alt.
Das Interview haben wir im Dezember 2020 geführt:
Vier Kinder, Corona und euer Umzug quer durchs Land ... Liebe Nora: Wie, bitte, konntest du da nebenbei noch dein nächstes Buch schreiben?
Nora (lacht): Gute Frage! Aber die Antwort ist leicht – ich habe schon vor zwei Jahren angefangen mit dem "Familienkompass". So fiel nur die Schlussphase in die Corona-Zeit, meine Deadline war Ende Juni. Normalerweise schreibe ich meine Bücher in proppenvollen Cafés – Trubel beim Schreiben bin ich also gewohnt, dieses Mal gab's den halt zu Hause. Wir hatten allerdings auch eine luxuriöse Ausgangssituation. Unser Jahr war von vornerein darauf ausgelegt, dass immer einer zu Hause ist: Malte und ich hatten für unsere jüngste Tochter Emily festgelegte Elternzeitmonate. Der einzige Unterschied war dann, dass wir eben nicht nur für unser Nesthäkchen da waren, sondern für alle vier Kinder.
Wie habt ihr als Familie diese Zeit überstanden?
Natürlich war der Lockdown auch für uns eine Herausforderung. Es gab Momente, in denen ich zum Beispiel ein Kapitel über Grenzen geschrieben habe – darüber, dass man Kinder auf keinen Fall erpressen, immer auf Augenhöhe kommunizieren sollte. Kurz darauf ist mir der Kragen geplatzt, ich habe den Großen den Laptop weggenommen und auf meinem Bücherregal versteckt ... So was passiert – auch bei uns. Alles in allem haben wir es trotzdem gut gewuppt, wir hatten eine schöne Familienzeit. Mir ist aber natürlich auch klar, dass diese Metapher von der "Krise als Chance" für Tausende Familien nichts als purer Zynismus war.
Du zählst zu den wenigen Autoren, die von ihrem Job leben können. Bist du in deinem Traumberuf angekommen?
Tatsächlich wollte ich als Kind schon "Buchschreiberin" werden. Aber auch Affenversorgerin im Zoo und Eisverkäuferin, weil ich dachte, dass ich dann immer ganz viel Eis essen kann ... Im Ernst: "angekommen" klingt immer so nach Endstation und dass es nie anders sein soll. Das ist es natürlich nicht: Wer weiß, was in zehn Jahren ist. Aber für den Moment ist es toll. Das Schöne ist, dass ich ich selbst sein darf: Mein Job ist es, Nora Imlau zu sein – mit allen Facetten. Meine Botschaften in die Welt tragen zu dürfen fühlt sich nach einem großen Privileg an. Aber das war ja auch nicht immer so: Viele wissen nicht, dass meine ersten Bücher lange nicht so erfolgreich waren wie die späteren. Ich habe einfach immer weitergeschrieben.
Du bist auch bei Instagram & Co. sehr aktiv – hast du Zeit, dort noch auf alle Kommentare und Nachrichten zu reagieren?
Jein. Ich habe eine Assistentin eingestellt, weil ich nicht mehr hinterherkam. Sie verwaltet mein Postfach und sortiert vor. 90 Prozent der Nachrichten sind allgemeine Anfragen, die sie für mich bearbeitet, das legen wir aber offen. Persönliches bemühe ich mich selbst zu beantworten.
Sind deine Kinder genervt davon, dass du so viel online bist?
Manchmal schon – ich mache zugegebenermaßen vieles, von dem ich eigentlich abrate: zum Beispiel beim Stillen Nachrichten beantworten. Emily beschwert sich darüber nicht, aber die Größeren sagen schon ab und zu: "Mama, jetzt leg das Handy weg!" Sie wissen aber auch, dass die Alternative wäre, dass ich bis 16 oder 17 Uhr in einem Büro sitze, anstatt um 13 Uhr an der Schule zu stehen. Das ist eben der Preis, den wir zahlen: dass ich auf dem Spielplatz öfter aufs Smartphone gucke.
Habt ihr handyfreie Zonen?
Die Schulen unserer Kinder sind handyfrei. Im Urlaub versuchen wir, den Flugmodus so oft wie möglich zu aktivieren. Und bei den Mahlzeiten ist auch Handy-Verbot am Tisch. Allerdings arbeiten wir nicht mit superstarren Regeln, keine Regel funktioniert ohne Ausnahmen. Wenn einer von uns einen wichtigen Anruf erwartet – ob Kind oder Erwachsener – ist rangehen erlaubt, auch wenn wir gerade essen. Grundsätzlich sind wir inzwischen alle ziemlich medienaffin, für die Großen gehört spätestens durchs Homeschooling der Umgang mit Tablet und Computer zum Alltag.

Du schreibst, dass vermeintlich unfehlbare Influencer-Eltern ein Problem sind. Wie widersteht man der Versuchung, sich mit ihnen zu vergleichen?
Indem man sich klarmacht, dass das Leben dieser Menschen nicht die Regel, nicht die Norm ist. Wobei ich natürlich in einer Doppelrolle stecke: Denn ich werde ja auch als Influencer wahrgenommen – und mir geht es ähnlich: Natürlich zeige ich lieber lachende Kinder als Chaos! Trotzdem verschieben diese Darstellungen den Maßstab, der Perfektionsdruck nimmt weiter zu. Deshalb versuche ich auch immer, ehrliche Schwächen zu zeigen.
Welche Schwächen hast du denn?
Ich könnte jetzt so normale Dinge sagen wie: Ich komme nie mit der Wäsche hinterher ... Das stimmt zwar, aber die größte Schwäche ist, wenn ich als Mama so bin, wie ich nie sein wollte. Wenn ich die Fassung verliere, rumschreie. Passiert mir das, versuche ich meist, mich so schnell wie möglich zu entschuldigen – zum Glück verzeihen meine Kinder schnell!
Deine Ruheinseln?
Earl Grey mit Milch trinken! Da entspanne ich oft schon beim Zubereiten.
Wenn du den Familienkompass zusammenfassen müsstest: Welche fünf Ratschläge würdest du Eltern mit auf den Weg geben?

- Familienglück rührt daher, dass wir im Einklang mit unseren eigenen Werten leben. Dass wir nicht versuchen, das zu erfüllen, was andere erwarten.
- Wir fangen nicht bei null an, sondern sind geprägt von der Vergangenheit. Das ist nicht schlimm – wir müssen nur überlegen, wie wir damit umgehen.
- Wir können jeden Tag neu anfangen, die Beziehung zu unseren Kindern zu gestalten. Wenn wir merken, dass es nicht funktioniert, können wir es ändern. Es gibt kein "zu spät"!
- Sichere Bindung entsteht durch gesehene Bedürfnisse. Wir alle (Kinder wie Erwachsene) wollen gesehen werden. Das ist die absolute Essenz gelingender Beziehungen.
- Gut genug ist gut genug! Wenn wir es schaffen, konsequent gut genug zu sein: Dann ist es perfekt!
Vielen Dank für das Gespräch!
Autorin: Claudia Weingärtner
Buchtipp: "Mein Familienkompass – Was brauch ich und was brauchst du?"

Mit dem Familienkompass hat Nora Imlau das Buch geschrieben, das sie sich als frischgebackene Mama selbst gewünscht hätte. Auf 400 Seiten nähert sie sich den großen Fragen des Elternseins: Was sind meine Werte, wie bin ich, wie will ich als Mama/Papa sein? Wir finden: Pflichtlektüre für alle mit Kindern zwischen 0 und 18!
Ca. 23 Euro, z. B. über Amazon
PS: Da einige Lesungen aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen mussten, hat Nora einen Online-Kreativkurs entwickelt, für den sich alle Käufer ihres neuen Buches freischalten lassen können: www.nora-imlau.de/familienkompass