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Die Geburt steht wohl (fast) jeder werdenden Mutter etwas bevor. Vor allem, wenn es sich um das erste Kind handelt. Zu fies sind all die wilden Geburtsgeschichten, die um einen herum erzählt werden. Da klingt dieser Ratschlag doch ziemlich verlockend: "Komm bei der Geburt einfach zum Höhepunkt, dann tut's nicht so weh!" Nun, das klingt doch fast zu schön, um wahr zu sein. Oder auch nach einem Ammenmärchen. Mal ehrlich, kann es während der Geburt wirklich zum Orgasmus kommen? Wir haben mal bei Sex-Expertin, Kolumnistin und Fernsehmoderatorin Paula Lambert (paulalambert.de) nachgefragt – und sind erstaunt.
Orgasmus während der Geburt – ist das möglich?
Die Geburt eines Kindes ist – keine Frage! – für jede Frau einfach ein einzigartiges und intensives Erlebnis. Während dieser Phase können Frauen verschiedene Empfindungen und Gefühle erleben – meistens sind das auch große Schmerzen und Anspannung. Doch gibt es tatsächlich Frauen, die während der Geburt einen Orgasmus erleben? Es mag zwar überraschend klingen, aber ja, es gibt Berichte von Frauen, die während der Geburt einen Orgasmus hatten. "Erfahrene Doulas in den USA berichten, dass etwa eine aus 300 Geburten orgasmisch ist", sagt Paula Lambert. Das belegt auch diese Studie. Dieses Phänomen wird als "Geburtsorgasmus" bezeichnet. Himmelhochjauchzend statt schmerzverzerrt: Es handelt sich dabei um einen Höhepunkt sexueller Erregung, der während der Wehen oder des Geburtsvorgangs auftreten kann. Studien belegen, dass ein Orgasmus wirklich einen schmerzlindernden Effekt haben kann.
Orgasmus: Wehenschmerzen mit Spaß lindern
die Vorstellung statt quälender Schmerzen einen Höhepunkt zu erleben, klingt gar nicht schlecht, was? Ein Orgasmus kann also tatsächlich Wehenschmerzen lindern. Wow! Auch in dem Buch "Orgasmic Birth: Your Guide to a Safe, Satisfying and Pleasurable Birth Experience" plädieren die Autorinnen Elizabeth Davis und Debra Pascali-Bonaro dafür, einen Orgasmus während der Geburt zu erzielen. Sie sagen: Eine Geburt kann gleichzeitig ein bestärkendes und befriedigendes Erlebnis für die Frau sein.
Wie genau kann es bei der Entbindung zum Höhepunkt kommen – etwa durch Sex während der Geburt?
"Wie genau es dazu kommt, wenn es spontan geschieht, ist noch nicht gewiss. Sicher ist aber, dass manche Frauen durchaus in der Lage sind, sich absolut auf die Vorgänge im Körper zu hyperfokussieren", so die Sexpertin. Einige Experten sind auch der Meinung, dass es durch die Freisetzung von Endorphinen und anderen Hormonen während der Geburt zum Orgasmus kommt. Diese Hormone können ein Gefühl der Euphorie und Entspannung hervorrufen, das zu einem Höhepunkt führen kann. Und immerhin berührt das Baby auf seiner Reise nach draußen ja auch Mamas erogene Zonen …
USA: Geschultes Schwesternpersonal hilft mit Vibrator zum Geburtsorgasmus
Es gibt sogar Kulturen, in denen man den Orgasmus ganz bewusst zur Schmerzlinderung nutzt: "Ebenfalls in den USA werden Schwestern an manchen Kliniken tatsächlich darauf geschult, von außen – also per Handstimulation oder per Vibrator – für einen Orgasmus zu sorgen, um den Geburtsvorgang zu erleichtern. Finde ich toll!", erklärt Lambert weiter. Auch in Asien soll es vorkommen, dass sich Frauen gezielt stimulieren (zum Beispiel durch eine Brustwarzenmassage), um weniger Schmerzen während der Geburt zu empfinden.
Orgasmus während der Geburt – das solltet ihr wissen
- Nicht alle Frauen machen diese Erfahrung – ein spontaner Geburtsorgasmus ist relativ selten.
- In manchen Kulturen wird zur Schmerzlinderung gezielt stimuliert.
- Der Fokus während der Geburt sollte nicht beim Orgasmus, sondern in erster Linie auf dem Wohlbefinden der Mutter und des Babys liegen.
- Ein Geburtsorgasmus ist nicht mit einem sexuellen Orgasmus vergleichbar, da er (wenn spontan) durch die Kontraktionen der Gebärmutter und den Druck auf bestimmte Nervenenden ausgelöst wird.
- Der Geburtsorgasmus kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein.
- Hausgeburten bringen Frauen meist mehr in die richtige Stimmung.
- Wichtig: Die Geburtsbegleiter dürfen nicht auf einmal von der Masturbation unter der Geburt überrascht werden! Kommunikation ist das A und O!
- Eine PDA kann einen Orgasmus verhindern. Immerhin betäubt sie den größten Teil der Gefühle im Unterleib.
Orgasmus: Geburt und die gezielte Stimulation im Kreißsaal – eine gute Idee?
Paula Lambert meint: "Ja, absolut. Alles, was die Geburt einfacher macht, ist großartig. Bei uns ist das noch nicht so üblich, aber ich würde das sehr begrüßen, damit die Frauen sich ihrer Kraft wieder ganz bewusst werden, während der ganze Körper zieht und schmerzt." Vielleicht mal eine Überlegung wert, liebe Frauen? Im Zuge einer Hausgeburt mit einem entsprechend positiven Umfeld auch durchaus möglich …
Geburtsorgasmus: Nicht für jeden eine gute Idee
Dennoch ist es nicht für jede Frau eine gute Idee, es während der Geburt zu einem Orgasmus kommen zu lassen. Denn sonst werden wir ja eher in einer intimen Atmosphäre sexuell aktiv. Nicht vor einem voll besetzten Krankenhauszimmer. Da könnte es schwierig werden, mit aller Kraft zu versuchen, zu kommen. Vor allem in einer ungewohnten Umgebung und Situation wie dieser kann es schnell zum gegenteiligen Effekt kommen. Wenn der eigens aufgebaute Zwang so groß ist, kann das negativen, zusätzlichen Druck aufbauen. Bei einer Hausgeburt kann das ganze natürlich etwas anders aussehen. Redet am besten mit eurer Hebamme darüber.
Was kann eine lustvolle Geburt unterstützen?
"Auf jeden Fall ein sicherer Ort", so die Expertin. "Kein kalter Kreißsaal, sondern ein gemütliches Zimmer, in dem alles sein darf. Eben auch ein Orgasmus!" Mit Sicherheit helfen auch Massagen, Entspannungs- und Atemtechniken oder Hypnobirthing dabei, sich ganz auf sich und den Körper zu fokussieren – sowie die Schmerzen zu vergessen.
Übrigens: Auf Instagram postet Paula Lambert viele schonungslos ehrliche Beiträge rund um das Thema Sex und Beziehungen!