
Der Beckenboden wird immer noch zu sehr vernachlässigt. Dabei ist es nicht erst nach einer Geburt wichtig, sich um ihn zu kümmern. Das ist entscheidend, um nicht nur Inkontinenz vorzubeugen, sondern auch Rückenschmerzen und anderen Beschwerden.
Unwissenheit beim Thema Beckenboden
Noch immer herrscht viel Unwissenheit zum Thema Beckenboden. Bevor wir euch weiter unten die drei wichtigsten Hebammentipps von Sissi Rasche präsentieren, räumen wir mit gängigen Mythen auf:
- Mythos: Der Beckenboden ist nicht wichtig und hat keinen großen Nutzen.
Im Gegenteil! Er stabilisiert unseren gesamten Körper. Er ist sogar beim Sprechen und Niesen beteiligt. Auch beim Tragen und Heben hat er eine stabilisierende Funktion.
- Mythos: Der Beckenboden ist anders als andere Muskeln und lässt sich nicht trainieren.
Doch! Auch wenn er sich im Körperinneren befindet, lässt er sich gut trainieren.
- Mythos: In der Schwangerschaft sollte/muss man den Beckenboden nicht trainieren.
Es sollte zwar kein hartes Krafttraining sein, aber gezielte und professionell angeleitete Übungen sind durchaus sinnvoll, um einer späteren Blaseninkontinenz vorzubeugen.
- Mythos: Männer haben keinen Beckenboden, nur Frauen müssen ihn trainieren.
Hebamme Sissi Rasche berichtet, dass in vielen Geburtsvorbereitungskursen einige Männer davon überzeugt sind, sie hätten keinen Beckenboden. Was natürlich nicht stimmt. Der Beckenboden stützt die Unterleibsorgane und hilft bei der Blasen- und Darmentleerung. Ein zu wenig trainierter oder ein zu harter Beckenboden kann auch beim Mann zu Inkontinenz, Schmerzen oder Erektionsstörungen führen.
- Mythos: Der Beckenboden hat nichts mit Sexualität zu tun.
Falsch! Beckenbodenübungen helfen, die Muskeln zu stärken und die Empfindsamkeit zu fördern. Durch eine bessere Durchblutung der Vagina sind dann intensivere Orgasmen möglich.
- Der Beckenboden kann nur zu weich, nicht zu hart sein.
Das stimmt nicht. Auch ein zu harter Beckenboden kann hinderlich beim Wasserlassen, Stuhlgang, aber auch bei der Geburt und beim Geschlechtsverkehr sein. Entspannungsübungen nehmen also einen wichtigen Teil des Trainings ein. Dazu gehört zum Beispiel die Übung auf dem Bild, das ihr oben seht, die sogenannte Brücke (oder Bridging). Dafür legt ihr euch auf den Rücken, stellt die Füße hinter dem Gesäß auf und hebt das Becken an. Um länger in dieser entlastenden Haltung zu bleiben, könnt ihr auch die Beine erhöht lagern (bspw. auf dem Sofa) und ein Kissen unter den Po legen.
- Nur durch Schwangerschaft und Geburt leiert den Beckenboden aus.
Falsch. Es gibt viele weitere Faktoren, die dazu führen können, dass der Beckenboden geschwächt ist. Dazu gehören auch die Lebensweise, eine falsche Haltung, Alter, falsches Atmen und bestimmter Sport.
Das solltet ihr im Hinblick auf den Beckenboden beachten
Wir haben die Hebamme Sissi Rasche getroffen und sie gefragt, welche drei Dinge über den Beckenboden sie Frauen mitgeben möchte. Aus ihrer Sicht ist am wichtigsten, ...
- ... dass du weißt, wo dein Beckenboden ist. Dass du ihn wahrnehmen, spüren und auch anspannen kannst.
- ... dass du dich in der Schwangerschaft mit deinem Beckenboden beschäftigst. Es ist ganz wichtig für die Geburt, dass du ihn trainierst, ihn anspannst und entspannst. Entspannen ist auch ein ganz wichtiges Thema.
- ... dass du nach der Geburt dein Wochenbett richtig einhältst, damit sich dein Beckenboden erholen kann. Und dass du dann in eine gute und kompetente Rückbildung startest, die sich wirklich auf den Beckenboden bezieht.
Hier seht ihr das entsprechende Reel:
Beckenbodentrainer
Ihr wollt mehr für euren Beckeboden tun? Sehr gut. Neben konkreten Übungen, die ihr euch am besten von einer auf den Beckenboden spezialisierten Physiotherapeutin zeigen lasst, gibt es auch andere Hilfsmittel, von denen wir euch hier einige kurz vorstellen.