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Manch ältere Mutter hat schon zu hören bekommen: „Sie haben aber ein süßes Enkelkind!“ Wenn eine Frau heute dagegen mit 20 Jahren ein Kind bekommt, wird sie gefragt: „Oh war das ein Unfall?“ Tatsache ist: Mütter werden im Durchschnitt immer älter, bevor sie ihr erstes Kind zur Welt bringen. Das hat mit dem gesellschaftlichen Wandel der letzten 40 Jahre zu tun.

Heute sind Frauen in der Regel gut ausgebildet, und viele wollen Berufserfahrung sammeln und Karriere machen, bevor sie eine Familie gründen. Wer Kinder bekommen will, wartet oft damit, bis das Studium beendet, ein Haus gebaut und der richtige Mann gefunden ist. Doch was ist besser fürs Baby? Eine junge Mama oder eine mit Lebenserfahrung?
Der wahrscheinlich größte Vorteil, mit dem Kinderkriegen zu warten, ist, dass eine Frau Zeit hat, sich zu entwickeln und die Welt zu sehen, finanziell abgesichert zu sein und die berufliche Karriere gemacht zu haben. Wer schon seit einiger Zeit mit seinem Partner zusammenlebt, kennt ihn gut und kann die Beziehung einschätzen. Eine solide Grundlage für eine Familie. Während das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt des ersten Kindes in Westdeutschland in den 60er-Jahren bei 23 lag (in Ostdeutschland bei 21), sind wir heute bei 30 Jahren angekommen – Tendenz weiter steigend.
Im Jahr 2009 haben vor allem Frauen im Alter zwischen 33 und 40 Jahren durchschnittlich mehr Kinder bekommen als die gleichaltrigen Frauen in den Jahren davor. In den jüngeren Jahrgängen nahm die Geburtenhäufigkeit weiter ab. Studien belegen, dass ältere Mütter häufig gebildeter sind als junge Mütter und überlegtere Entscheidungen bei der Kindererziehung treffen. Ältere Mütter stillen eher und ernähren sich auch gesünder. Das heißt aber nicht, dass sie die besseren Mütter sind.
Mit Kindern zu warten, hat zudem finanzielle Vorteile. Laut einer Forschungsstudie sparen in Vollzeit beschäftigte Frauen in Deutschland rund 20.000 Euro pro Jahr – einfach dadurch, dass sie das Kinderkriegen verschieben. Frauen, die zuerst Erfahrungen am Arbeitsplatz sammeln, kehren nach dem Mutterschaftsurlaub schneller an ihren Arbeitsplatz zurück. Sie fühlen sich ihrem Arbeitgeber verbunden. Es ist leichter für sie, eine Teilzeitstelle zu bekommen als dem Arbeitsmarkt den Rücken zu kehren.
Eltern um die 40 konzentrieren sich mehr auf ihre Kinder als jüngere Eltern. Sie hatten Zeit, Lebenserfahrung zu sammeln, sind reifer, und haben viele Erfahrungen gemacht, bevor sie Kinder bekamen. Sie haben kein Problem damit, mal eine Party zu verpassen, weil sie schon genug gefeiert haben. Sie haben zwar weniger Energie, aber mehr Geduld.
Der größte Nachteil beim Aufschieben einer Schwangerschaft bis jenseits der 40 ist: Je länger Sie warten, desto schwieriger ist es, schwanger zu werden. Denn 15 Jahre bevor eine Frau in die Wechseljahre kommt, verringert sich die Anzahl der Eizellen. Die gereiften Eizellen haben öfter chromosomale Defekte, die Risiken wie Fehlgeburten und Geburtsschädigungen hervorrufen können.
Eine neue Studie in der medizinischen Fachzeitschrift Fertility and Sterility (Fruchtbarkeit und Sterilität) untermauert dieses Argument. Forscher fanden heraus, dass 40-jährige Frauen, die wegen Unfruchtbarkeit behandelt wurden, mit einer 25-prozentigen Chance mit eigenen Eizellen schwanger werden konnten. Im Alter von 43 Jahren fiel diese Zahl auf 10 Prozent und mit 44 Jahren war sie auf 1,6 Prozent gesunken. Von den Frauen, die schwanger wurden, lag die Rate der Fehlgeburten bei 24 Prozent bei den 40-Jährigen, bei 38 Prozent bei den 43-Jährigen und 54 Prozent bei den 44-Jährigen.
Junge Mütter haben ganz andere Vor- und Nachteile. Sie können sich leichter in ihr Kind hineinversetzen. Auch ihr Mutterinstinkt funktioniert noch besser. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Frauen das mit steigendem Alter verlernen. Der Verstand und der Kopf übernehmen dann mehr das Ruder. Eine 40-jährige Mutter erzieht ihre Kinder mithilfe von Ratgebern, während eine 20-jährige instinktiv weiß, was zu tun ist. Junge Mütter sind unbekümmerter und weniger ängstlich, haben Studien ergeben.
Rein biologisch gesehen sind die 20er Jahre die besten, um ein Baby zu bekommen. Nach Expertenmeinung sind Frauen um die 20 am fruchtbarsten. Das Risiko einer Fehlgeburt ist bei jüngeren Frauen viel geringer: Im Alter von 20 bis 24 Jahren beträgt es nur 10 Prozent gegenüber 18 Prozent bei Frauen im Alter von 35 bis 39, und 34 Prozent bei Frauen zwischen 40 und 44 Jahren. Im Alter zwischen 20 und 29 Jahren ist es unwahrscheinlicher, dass gynäkologische Probleme wie Fibrome und Endometriose auftreten, denn diese entwickeln sich erst im Laufe der Jahre.
Die Schwangerschaft selbst kann für Frauen zwischen 20 und 29 Jahren auch deshalb leichter sein, weil diese Altersgruppe weniger von gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck und Diabetes betroffen ist. Jüngere Frauen neigen zudem weniger zu Frühgeburten und zu einer Geburt von Babys mit geringem Geburtsgewicht.
Neben den physischen Vorteilen gibt es noch weitere: „Zwischen 20 und 29 sind Sie flexibler, und das ist gut für Ihre Beziehung und den Wechsel zum Elternsein“, meint Familien- und Ehetherapeutin Susan Heitler. „Je später Paare heiraten, desto schwerer fällt es ihnen, einen ‚gemeinsamen Weg’ einzuschlagen.“ So hat jedes Alter seine Vor- und Nachteile und Ihrem Baby ist es vermutlich sowieso egal, Hauptsache Sie lieben es von ganzem Herzen.
Soraia Maltez (21) und Tochter Luana, zwei Jahre alt

Ein Kind kann man nicht planen. Es kommt, wenn es so sein soll. Ich finde, ich kann meine beruflichen Ziele trotzdem verfolgen. Den Vater meiner Tochter, meine Jugendliebe, kenne ich, seit ich 13 Jahre alt bin. Unsere Beziehung ist mit den Jahren immer intensiver geworden. Ich war 19, als ich schwanger wurde. Nicht geplant, aber auch nicht ungewollt. Meine Ausbildung habe ich verschoben. Nicht aufgehoben! Ich bin der Meinung, die kann ich auch noch machen, wenn Luana in die Tagesstätte kommt. Man muss nicht in der Reihenfolge erst Karriere dann Kind – denken. Alles geht, wenn man ein vernünftiges soziales Netz hat. Ich finde auch, dass Kinder für ihre Entwicklung andere Kinder brauchen. Deshalb habe ich kein schlechtes Gewissen, sie wegzugeben.
Martha Bilas (22) und Tochter Kyana, ein Jahr alt

Ich war schon sieben Jahre mit meinem Mann zusammen, als ich schwanger wurde. Meine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau hatte ich gerade beendet und wollte eigentlich Berufserfahrung sammeln, als sich unsere Tochter ankündigte. Zuerst war ich schockiert, aber es dauerte nicht lange, da siegte die Freude. Jetzt bin ich ausschließlich Mutter. Es war klar, dass ich erst einmal zu Hause bleibe. Ich habe Kyana in der Kindertagesstätte sofort angemeldet, und wenn sie einen Platz hat, werde ich anfangen, Bewerbungen zu schreiben. Mein Mann stellt es mir frei, was ich tue. Als selbstständiger Kaufmann kann er unsere Familie ernähren. Wir achten sehr darauf, dass unsere Beziehung nicht zu kurz kommt. Alle Großeltern nehmen die Kleine immer gern, auch über Nacht, sodass wir zu zweit etwas unternehmen können. Ich freue mich jeden Morgen, wenn Kyana die Augen aufmacht und „Mama“ ruft. Ich nehme sie dann noch in mein Bett und wir kuscheln. Ich genieße diese Zeit. Aber ich will auch meine beruflichen Pläne weiter verfolgen. Man muss immer darauf vorbereitet sein, dass man sich einmal trennt. Wer weiß das schon?
Adrienne Friedlaender (49), Junge Familie-Autorin, mit Johann, vier Jahre alt

Ein Haus voller Kinder war schon immer mein Traum. Meine ersten beiden Söhne bekam ich Anfang 30 im Abstand von zwei Jahren. Mit meinem zweiten Mann, mit dem ich auch gern Kinder wollte, hat es mit Anfang 40 noch einmal geklappt. Und dann kam Johann. Ungeplant. Da war ich 45 Jahre alt. Neben der Freude, noch einmal schwanger zu sein, hatte ich auch Ängste und Bedenken. Jetzt, wo Johann in den Kindergarten geht, bin ich bald 50. Wenn er eingeschult wird, werde ich 52 Jahre alt sein. Der größte Gewinn der späten Mutterschaft sind Routine, Ruhe und Gelassenheit. Ich lese keine Ratgeber mehr und vertraue meinem Gefühl. Ich bin 15 Jahre älter als die anderen Mütter in der Krabbelgruppe und singe nun schon zum vierten Mal „Zehn kleine Zappelfinger“. Es ist mir egal, was die anderen schon können, ich vergleiche nicht mehr. Ich habe kein Problem, abends nicht weggehen zu können. Beruflich habe ich mit Kindern erreicht, was ich wollte. Und dass mein Sohn auf seinem T-Shirt später „Abi 2025“ stehen hat und seine Mitschüler mich für seine Oma halten – ich bin dann 62 – macht mir nichts. Johann ist für mich ein kleines Wunder und ein unbeschreibliches Glück.