Flaute in Deutschlands Betten

Leute (mit Kinderwunsch), habt mehr Sex!

Ein Reproduktionsmediziner will Paaren mit Kinderwunsch helfen. Dabei stellt er fest, dass es an etwas ganz Grundlegendem mangelt ...

Leute, habt mehr Sex© iStock/praetorianphoto
Häufiger Sex bei den Deutschen? Fehlanzeige!

Wusstet ihr, dass die Chance, schwanger zu werden, selbst bei zwei- bis dreimaligem Sex pro Woche (im fruchtbaren Alter) nur bei 20 bis 30 Prozent liegt? 

Seltener Sex: eine der Hauptursachen für unerfüllten Kinderwunsch

Doch die meisten Paare in Deutschland sind bereits mehrere Jahre zusammen, bevor sie ein Kind bekommen wollen. Hat der Alltag erst Einzug gehalten, herrscht oft Flaute in den Betten. Der Sex, der am Anfang der Beziehung meist so wichtig war, spielt dann nur noch eine Nebenrolle. 

Schon viele haben mir berichtet, dass sie nur am Wochenende Sex haben oder nur zum Eisprung. Doch das ist zu wenig.

Der emeritierte Leipziger Reproduktionsmediziner und Gynäkologe Prof. Dr. Henry Alexander plädiert für weniger Smartphone und mehr Sex im Schlafzimmer (oder auch anderswo). Nicht nur, aber vor allem, wenn ein Kinderwunsch besteht. 

Wann zum Arzt?

Wer gezielt zum Eisprung Sex hat, kann zwar schwanger werden, doch oft genug passiert es dennoch nicht. Wenn nach einem Jahr ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eingetreten ist, raten Mediziner zu einem Arztbesuch, um die Ursachen abzuklären. Hier können nach Absprache auch medizinische Ursachen untersucht werden. 

Prof. Alexander fasst zusammen: "Im Grunde lässt es sich auf drei Faktoren herunterbrechen: Die Frau muss einen Eisprung haben, die Eileiter müssen durchgängig sein und der Partner muss zeugungsfähig sein." Seien beispielsweise die Eileiter intakt und ließen sich auch beim Mann keine Auffälligkeiten feststellen, könne man einen Eisprung auch medikamentös auslösen. 

In meinen vierzig Berufsjahren lagen die Probleme meist ziemlich genau zu je einem Drittel bei der Frau, beim Mann oder bei beiden.

Natürlicher Rückgang der Fruchtbarkeit

Bei Frauen nimmt die Fruchtbarkeit ab dem 35. Lebensjahr schnell ab, bei Männern ist dies erst ab 50 Jahren der Fall. Mit zunehmendem Alter der Frau steigt auch das Risiko einer Fehlgeburt

Vielfach werden – vor allem im Internet – Medikamente oder sogenannte "Wundermittel" angepriesen, die die Fruchtbarkeit verstärken sollen. Von diesen rät Prof. Henry Alexander grundsätzlich ab, da eine medizinische Wirksamkeit nicht belegt ist. 

Schwanger werden: Das hilft!

Der Gynäkologe rät ganz klar zu einem gesunden Lebensstil. Folgende Faktoren können das Schwangerwerden auf natürlichem Weg unterstützen:

  • nicht rauchen
  • Übergewicht vermeiden
  • gesunde Ernährung
  • angemessen viel Sport treiben. Regelmäßiger Sport ist wichtig (z. B. zwei- bis dreimal pro Woche eine halbe Stunde Ausdauer), man sollte es aber auch nicht übertreiben, da die sexuelle Lust sinken kann, wenn man schon beim Sport viele Endorphine ausschüttet.
  • regelmäßiger Sex, mehrmals die Woche

Prof. Alexander: "Wer davor (Anm.: vor dem letzten Punkt) zurückschreckt, weil er schon gar keine Lust auf den Partner hat, der sollte sich überlegen, ob er sich wirklich ein gemeinsames Leben als Elternpaar vorstellen kann. Denn guter Sex ist auch ein Seismograf für gelungene Zweisamkeit."

Wann ist mein Eisprung?

Viele Frauen spüren selbst, wann sie einen Eisprung haben. Oder sie berechnen ihren Eisprung regelmäßig. Doch um das noch genauer feststellen zu können, gibt es inzwischen diverse Hilfsmittel.

So hat Prof. Dr. Henry Alexander den Biosensor "OvulaRing" entwickelt: "Er misst alle fünf Minuten die Körperkerntemperatur und wertet den Zyklus in einem Cyclofertilogramm aus. So lässt sich der richtige Zeitpunkt sehr genau eingrenzen und sogar eine Frühschwangerschaft erkennen." 

Reguläre Ovulationstests gibt es beispielsweise auch von "Clearblue" (20 Stück mit Digitalanzeige etwa 58 Euro), von "Easy@Home" (50 Ovulations- und 20 Schwangerschaftstests, Ergebnisse über die App ablesbar, etwa 21 Euro) oder von "Z1 Pharma" (50 Ovulationstests für etwa 15 Euro)

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