
Meine Söhne sind gerade sieben und drei Jahre alt geworden. Sie hatten den gleichen Entbindungstermin, und ihre Geburtstage liegen daher nur – aber immerhin – zwei Tage auseinander. Einen Monat vor den Geburten bin ich 40 Jahre und 44 Jahre alt geworden.
Es hat geklappt!
Dass ich überhaupt Mutter werde, und dann noch in diesem Alter, war in jüngeren Jahren sicher nicht so geplant. Ich wollte keine Kinder bekommen und mit Mitte 30 war ich immer noch dieser Meinung. Im Umfeld meines Mannes sind aber alle Väter geworden und mein Mann wünschte sich das auch. Zu dem Zeitpunkt war ich Ende 30 und habe mir gesagt: "Okay, wir probieren es einfach und entweder soll es so sein oder eben nicht". Nach fast einem Jahr hatte ich schon nicht mehr damit gerechnet, aber dann war es so. Mit 39 wurde ich schwanger. Es war ein Auf und Ab der Emotionen, Sorgen und Ängste vor den Veränderungen.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich so gern Mutter bin"
Ich hätte mir vor der Schwangerschaft nicht träumen lassen, dass ich so gern Mutter bin und in dieser Rolle auch sehr aufgehe. An ein zweites Kind hatte ich nach der Geburt absolut nicht gedacht, sonst hätten wir es sicher eher wieder versucht. Die Zeit mit unserem Kind haben wir so sehr genossen, dieses ganz neue Leben mit all seinen Facetten wie Schlafentzug, weniger Einkommen etc., aber dafür gefüllt mit so viel Liebe, Lachen und Freude.
Dann war der Kinderwunsch da
Wir haben uns vorgestellt, wie es wohl wäre, noch so einen süßen Fratz herumlaufen zu sehen und es nach etwa zwei Jahren erneut versucht. Dieses Mal war der Kinderwunsch auch bei mir extrem groß. Jeder Monat zwischen Hoffen und Bangen war emotional sehr hart und nach über einem Jahr habe ich versucht, mich von dem Wunsch zu lösen. Acht Monate später durfte ich dann erneut einen positiven Test in den Händen halten, mit 43 Jahren. Zum Glück ist dieses Baby geblieben und wir dürfen zu viert sein.
Um noch einen drauf zu setzen, haben wir es nach dem zweiten Kind weiter probiert, denn wir fühlten uns noch nicht komplett. Mit gerade 46 durfte ich erneut positiv testen, aber diese Schwangerschaft ist leider nicht geblieben. Das liegt nun ein Jahr zurück.
Späte Mutterschaft hat viele Vorteile
Die Frage, was jüngere Mütter von Ü40-Müttern lernen können, finde ich schwierig zu beantworten. Etwas von jemandem lernen zu können, impliziert, dass jemand etwas besser kann als ich selbst. Ich finde nicht, dass Ü40-Mütter etwas besser oder schlechter können. Egal ob jemand 25 oder 45 Jahre alt ist – wir Mütter stehen doch vor ähnlichen Herausforderungen im Umgang mit unseren Kindern. Jedes Alter hat seine Vor- und Nachteile, aber manche Ausgangssituation ist mit um die 40 sicher eine andere.
Wir haben schon mehr erlebt
Wir haben bereits gelebt, früher viel gefeiert, sind gereist und haben uns gefunden. Mein Mann und ich sind seit 20 Jahren ein Paar und als dieses gefestigt, auch finanziell. Aber auch eine Familie mit 25 oder 30 kann gefestigt im Leben stehen.
Mit 40 hatte ich definitiv ein anderes Selbstbewusstsein als mit 25 und kann daher eher für Dinge einstehen, die mir nicht passen. Ob das jetzt aber am Alter festzumachen ist oder doch eher am Charakter eines Menschen, kann ich nicht zu hundert Prozent sagen.
Mehr Zeit und mehr Gelassenheit
Auch fiel es mir durch mein Alter leichter, mir die Zeit mit meinem Kind zu nehmen, die ich wollte und brauchte. Ich wollte es bei mir haben, auch wenn das finanzielle Einbußen nach sich zog. Diesen Luxus "Zeit" haben wir uns gegönnt.
Ich denke, dass "späte Eltern" – das gilt auch für Väter – ihre Kinder bewusster wahrnehmen. Das soll nicht heißen, dass jüngere Eltern das nicht machen, sondern dass ältere Eltern wissen, dass es wahrscheinlich das letzte Mal ist, dass sie ein Kind aufwachsen sehen. Die Welt aus den Augen eines Kindes zu sehen, eröffnet uns Erwachsenen auch eine neue Sichtweise und erinnert uns an unsere Kindheit. Auch Eltern, die spät noch mal Nachzügler bekommen, sagen, dass sie bei den älteren Kindern vieles verpasst haben (gerade die Väter) und die Mütter oft gestresst waren. Kommt dann ein Nachzügler oder eben auch das erste Kind spät, saugt man jede Minute auf. Ich hoffe, ihr versteht, wie ich das meine.
Viele Vorurteile gegenüber späten Eltern
Persönlich bin ich noch keinen Vorurteilen begegnet, aber das ein oder andere habe ich natürlich in Kommentaren woanders schon mitbekommen:
- "Unmöglich, in so einem Alter noch ein Kind zu bekommen."
- "Ist halt ein Risiko, aber wenn man das eingehen möchte, ist das ja okay."
- "Die Eltern werden in der Schule doch immer für die Großeltern gehalten."
- "Die Kinder stehen mit 20 dann alleine da."
Über so ein unaufgeklärtes Verhalten kann ich nur den Kopf schütteln. Wer maßt sich an, zu entscheiden, wann eine Frau "zu alt" für ein Kind ist? Auch jüngere Frauen haben schwere Schicksalsschläge in oder nach der Schwangerschaft zu tragen. Mit Ü40 sind wir doch keine grauhaarigen Mütterchen, die ihre Kinder mit dem Stock zur Schule bringen.
Da ich vorhabe, 90 zu werden, hoffe ich einfach, dass meine Söhne mit 50 dann allein in der Welt zurechtkommen.
Auch darf man nicht vergessen, welche Schicksale manchmal hinter einer späten Schwangerschaft liegen: über zehn Jahre unerfüllter Kinderwunsch, mehrere Fehlgeburten, Kindstod, falscher Partner etc. Kaum eine Frau sucht sich bewusst aus, so spät erst Mutter zu werden. Solche Aussagen können daher unglaublich verletzend für manche Paare sein.
Schwangerschaften liefen problemlos
Ich hatte normale Schwangerschaftsängste, aber auch keine besonders großen. Meine Ängste galten mehr den anstehenden Lebensveränderungen nach der Geburt. Die Ängste vor Risiken werden mehr vom Umfeld geschürt. Wichtig ist, eine/n Gyn zu finden, der den Weg emphatisch mitgeht und nicht ständig von Risiken spricht.
Schwangerschaft über 40: Chancen und Risiken
- Frauen werden immer später Mutter: 1970 waren Frauen bei ihrem ersten Kind im Schnitt rund 20 Jahre alt, heute sind sie bereits über 30.
- Fruchtbarkeit nimmt ab: Mit Ende 30 liegt die monatliche Chance, schwanger zu werden, nur noch bei rund zehn bis zwölf Prozent. Mit über 40 Jahren beträgt die Wahrscheinlichkeit pro Monat rund fünf bis acht Prozent. Ab 45 ist es fast ausgeschlossen, schwanger zu werden.
- Mit dem Alter erhöhen sich die Risiken für Schwangerschaftskrankheiten, komplizierte oder Fehlgeburten und genetische Erkrankungen.
- Bei guter Gesundheit gelten für Frauen, die spät schwanger werden, die gleichen Verhaltensempfehlungen wie für jüngere Schwangere.
Ich wurde nicht als Risikoschwangere geführt und kam prima durch die Schwangerschaften. Natürlich hatte ich das eine oder andere Mal große Angst, das Baby zu verlieren, aber das hätte ich in jüngeren Jahren sicher auch gehabt. Mir ist aber bewusst, dass so manche Frau, die mit Ende 30 einen Kinderwunsch hat, stark von Ängsten geprägt ist und natürlich gibt es auch das Risiko großer Verluste.
Da möchte ich nur sagen: Steckt eure Kraft in eure Zuversicht und die Chance auf die größte Liebe eures Lebens und lebt kein Leben in Angst.
Janin schreibt auf ihrem Blog Mamaleben.de und auf Instagram über ihr spätes Mutterglück.