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leben-und-erziehen.de: Herr Ratzek, mit welchem Rückhaltesystem muss man einen Säugling im Auto sichern?
Mit einer Babyschale der Kindersitzgruppe 0 oder 0+. Sie ist für Kinder mit einem Körpergewicht bis zehn bzw. 13 Kilogramm geeignet, neuere Modelle mit i-Size-Zulassung für Babys bis maximal 87 cm. Möglich ist auch, das Neugeborene in einem Kinderwagenaufsatz zu transportieren. Diese Systeme sind bis zu einem Maximalgewicht von zehn Kilogramm zugelassen, neuere Modelle mit i-Size-Zulassung bis maximal 75 cm.
Und worin unterscheiden sich die beiden Modelle sonst noch?
In der Babyschale reist das Baby halbsitzend entgegen der Fahrtrichtung. Im Kinderwagenaufsatz wird es liegend transportiert. Das schont zwar die empfindliche Wirbelsäule, beansprucht aber auch viel Platz, weil man den Kinderwagenaufsatz bei bestimmten Modellen quer auf den Rücksitzen einbauen muss. Die Babyschale lässt sich vorne und hinten im Auto montieren. Wichtig: Beim Einbau auf dem Beifahrersitz unbedingt den Airbag ausstellen!
Kann man Isofix-Sitze in jedem Fahrzeug verwenden?
Nein. Nur in denen, die die Haken haben, um den Kindersitz fest mit der Fahrzeugkarosserie zu verbinden. Alle seit November 2014 zugelassene Pkw müssen mit Isofix ausgerüstet sein, manche ältere Pkw haben es allerdings nicht. Ob der Sitz ins eigene Fahrzeug passt, kann man der Typliste entnehmen, die Sitzhersteller herausgeben. Kindersitze mit i-Size-Zulassung dürfen auf allen Fahrzeug-Sitzplätzen mit i-Size-Zulassung verbaut werden.
Sind diese Rückhaltesysteme besonders sicher?
Isofix-Babyschalen zeichnen sich in erster Linie durch ihre Bedienfreundlichkeit aus: Man kann sie ganz einfach per Knopfdruck aus der Basis nehmen und sie genauso einfach wieder installieren. Bei Modellen ohne Isofix ist das An- und Abschnallen aufwändiger und die Gefahr von Einbaufehlern ist größer.
Welcher Platz ist für kleine Passagiere der sicherste im Auto?
Ich empfehle, den Nachwuchs hinten rechts unterzubringen. So stehen die Eltern auf dem Gehsteig, wenn sie den Nachwuchs sichern. Und später, wenn es größer ist, kann das Kind gefahrlos auf der Gehwegseite aussteigen. Zudem lassen sich einige Kindersitzmodelle gar nicht oder nur bedingt auf dem Beifahrersitz installieren.
Worauf sollten Eltern beim Kauf einer Babyschale achten?
Mein Tipp: Sich vorher informieren, welche Modelle es gibt und evtl. schon mal eine Auswahl treffen. Unabdingbar ist außerdem eine Einbauprobe im Fahrzeug. Wenn das Kind älter ist, sollten es die Eltern zum Kauf mitnehmen und den Sitz testen lassen.
Muss nach einem Unfall zwangsläufig ein neuer Sitz her?
Nach einem schweren Crash begutachtet in der Regel ein Sachverständiger den Schaden an Auto und Kindersitz. Er kann sicher sagen, ob der Sitz reif für den Schrott ist. Bei kleineren Kollisionen und wenn kein Experte vor Ort ist, rate ich Eltern, das Rückhaltesystem genau unter die Lupe zu nehmen – und es im Zweifelsfall lieber zu entsorgen.
Was ist mit gebrauchten Kindersitzen?
Einen gebrauchten Kindersitz nur kaufen, wenn Herkunft und Vorgeschichte bekannt sind – am besten von Verwandten oder Bekannten. Von vermeintlichen Schnäppchen aus Internetauktionen sollte man lieber die Finger lassen. Unbedingt darauf achten, dass der Sitz komplett und die Bedienungsanleitung vorhanden ist.
Wann ist es Zeit für einen Wechsel in einen größeren Kindersitz?
Eltern sollten die Babyschale so lange wie möglich verwenden. Sie bietet nämlich gerade kleinen Kindern bei einem Frontalaufprall Sicherheit, weil Kopf und Oberkörper in den Sitz gedrückt werden und die Belastungen für Kopf und Nacken deutlich geringer sind als bei vorwärtsgerichteten Systemen. Ein neues Modell ist erst erforderlich, wenn der Kopf am oberen Ende der Babyschale angekommen ist.
Einen letzten Tipp, den Sie Eltern für eine entspannte Autofahrt mit Baby auf den Weg geben?
Grundsätzlich ist das Auto nicht der beste Platz für ein Neugeborenes. Deshalb empfehle ich Eltern, in den ersten Monaten nur die nötigsten Fahrten zu unternehmen. Und wenn sie dann noch regelmäßig längere Pausen einlegen, erreichen sie sicher stressfrei das Ziel.
Und hier noch einige Elternfragen zum Thema Baby oder Kind im Auto:
Bei unserem elf Monate alten Baby schaut der Kopf leicht über den Rand der Babyschale. Brauchen wir einen neuen Sitz?
Das hängt davon ab, um wie viel der Kopf wirklich schon über den Rand hinausgeht. Wird er noch sicher gehalten, kannst du die Schale noch nutzen, meint Rudolf Gerlach. Grundsätzlich ist es sicherer, wenn das Kind längere Zeit rückwärtsgerichtet transportiert wird. Deshalb könnt ihr auf einen Kindersitz in der nächsten Gruppe (1) wechseln, in dem das Kind weiter entgegen der Fahrtrichtung Platz nimmt. Einfacher ist die Entscheidung bei den i-Size-Sitzen: In denen müssen Kinder bis 15 Monate rückwärtsgerichtet mitfahren, die genauen Größenangaben stehen auf dem Sitzlabel.
Muss ich den 5-Punkt-Gurt immer wieder anpassen?
Ja, unbedingt. Beim "Hosenträgergurt" wird der Schultergurt je nach Größe des Kindes meist so eingestellt, dass er auf Höhe der Schultern oder minimal darüber liegt.
Reicht eine Sitzerhöhung für das fünfjährige Nachbarskind, wenn ich es nur zweimal die Woche zum Sport mitnehme?
Lieber den richtigen Sitz vom Nachbarn für die Fahrt einbauen, rät Andreas Ratzek. Die Sitzerhöhung ist kein vollwertiger Kindersitz, sondern eher eine Notlösung. Bei einem Seitenaufprall bietet sie keinerlei Schutz für das Kind, bei einem Sitzkissen ohne Beckengurt-Führung drohen zusätzlich schwere Unterleibsverletzungen.
Mein Kind schlüpft mit den Armen aus dem Gurt. Im Internet kann man Brustclips kaufen, die das verhindern. Darf ich ein solches Teil verwenden?
Inzwischen gibt es einige wenige Sitzmodelle mit i-Size-Zulassung, die serienmäßig oder optional mit einem Brustclip ausgestattet sind. Diese haben ihre Zulassung mit Clip absolviert und können mit Clip verwendet werden. Eine Nachrüstung von anderen Sitzmodellen ist jedoch nicht zulässig.
Bei längeren Fahrten bringe ich den Kindersitz für unsere Zweijährige in die schrägste Position, damit sie schlafen kann. Ist das bei einem Unfall trotzdem sicher?
Ja! Denn für die Zulassung und auch im ADAC-Kindersitztest wird die Sicherheit in jeder Position geprüft, erklärt Andreas Ratzek.