
Kaum auf der Welt und schon ist alles anders: Gesichter, Stimmen und vor allem Helligkeit – bislang kannte das Baby nur die vertraute Dunkelheit im Mutterleib.
Von Geburt an können Eltern ihren Säugling an gewisse Regelmäßigkeiten im Tagesablauf gewöhnen und ihm auf diese Weise sanft den Unterschied zwischen hell und dunkel, schlafen und wach sein vermitteln. Eltern, die sich im Wachzustand intensiv mit ihrem Kind beschäftigen und es schlafen legen, sobald sie Müdigkeitszeichen beobachten, helfen dem Säugling eine stabile Rhythmik zu entwickeln.
Alle vier Stunden
Auch ein ganz junger Mensch besitzt schon seine eigene innere Uhr: In manchen Phasen sind Säuglinge einfach aktiver oder müder als in anderen. Eltern tun gut daran, den Schlafrhythmus ihres Babys aufzuspüren und ihm zu folgen.
Häufig deckt sich ein Vier-Stunden-Takt ideal mit den natürlichen Bedürfnissen eines Babys:
- Circa alle drei bis vier Stunden trinken die Säuglinge an der Brust
- danach können sie sich eine kurze Ruhephase von circa 15 bis 20 Minuten nehmen
- werden die Kleinen dann quengelig oder beginnen sie mit Ärmchen und Beinchen zu rudern, ist das ein Anzeichen dafür, dass sie ein Bäuerchen machen müssen – die Luft im Magen braucht zunächst etwas Zeit, um sich zu sammeln
- danach hat das Kind eine Wachphase von circa 20 bis 30 Minuten, in der es Kontakt liebt
- quengelt es anschließend wieder, ist es müde und sollte für ungefähr ein bis zwei Stunden schlafen
Eine Frage des Rhythmus
Babys lieben Routine: Ein fester Stundenplan für Nahrungsaufnahme, Spielen und Schlaf gibt ihnen eine Regelmäßigkeit vor, an die sie sich gewöhnen. Immer wiederkehrende Einschlafrituale am Abend – etwa baden, wickeln, kuscheln – vermitteln dem Säugling zudem eine klare Trennung von Tag und Nacht.
Eltern sollten ihre Tagesaktivitäten diesem Ablauf, wenn möglich, anpassen. In den Ruhephasen des Säuglings Besuch zu empfangen oder einkaufen zu gehen, bringt den sensiblen Schlafrhythmus des Babys schnell durcheinander.
Signale erkennen
Die Kommunikation zwischen Baby und Eltern klappt nicht immer reibungslos: Ein Quengeln oder Weinen interpretieren Eltern anfangs häufig als Hunger oder Wunsch nach Aufmerksamkeit – meist ist das Baby aber einfach nur müde. Nach einiger Zeit wissen Eltern meist genau, was ihr Baby möchte: Erkennen sie die Müdigkeitsphasen ihres Säuglings und legen ihn konsequent schlafen, unterstützen sie ihr Kind dabei, einen Schlaf- und Wachrhythmus auszubilden. Gähnen, quengeln, sich Augen oder Ohren reiben, Blick abwenden, sich steif machen oder und an Gegenständen nuckeln – diese Anzeichen signalisieren: Ich bin müde!
Eigene Fähigkeiten stärken
In der Nacht entwickelt das Baby eigene Strategien, um zu einem geregelten Schlafverhalten zu kommen. Helfen kann, es nachts nicht sofort aus seinem Bett zu nehmen, wenn es weint. Einen kurzen Moment abwarten und mit leiser Stimme beruhigen oder sanft über den Kopf streichen, reicht oftmals schon aus.
Der Hintergrund: Das Kind befindet sich in einer Leichtschlafphase, in der es kurz erwacht, meist aber gleich wieder einschläft. Gewöhnt es sich zu sehr daran, beispielsweise immer mit ins Elternbett genommen zu werden, wird es auf lange Sicht Schwierigkeiten bekommen, selbstständig in den Schlaf zurückzufinden.
Dennoch sollten Eltern das nächtliche Weinen nicht ignorieren: Beruhigt sich das Baby nach wenigen Minuten nicht von selbst, benötigt es die Unterstützung der Erwachsenen. Diese liebevolle Begleitung legt einen Grundstein für das Vertrauensverhältnis in der Familie. Das Kind muss die Sicherheit gewinnen, dass seine Eltern da sind, wenn es sie braucht – ein Gefühl, das für das künftige Schlafverhalten des Kindes enorm wichtig ist.
Dr. med. Martin Lang
Kinder- und Jugendarzt, Augsburg