Studie der Stiftung Lesen

Ab wann sollte man Kindern vorlesen – schon als Babys?

Gemeinsam Bücher anschauen und Geschichten lesen: Das gefällt Eltern und Kindern. Aber wann kann man damit anfangen? Sind Babys noch zu klein zum Vorlesen? Neue Empfehlungen der Stiftung Lesen.

Vater liest Baby im Bett vor.© iStock/Everste
Auch Babys genießen es schon, wenn man ihnen vorliest.

Mehr als ein Drittel der Eltern von ein- bis achtjährigen Kindern lesen ihren Kindern nicht oder nur selten vor. Insbesondere bei Eltern von Einjährigen hat Vorlesen laut des Vorlesemonitors der Stiftung Lesen 2023 noch keinen großen Stellenwert. Die repräsentative Studie erhebt seit 2008 Daten zum Vorleseverhalten von Eltern in Deutschland. Demnach zeigt sich seit Jahren, dass Eltern zu spät mit dem Vorlesen beginnen und zu früh – nämlich zum Start der Grundschule – wieder damit aufhören.

Ab welchem Alter ist Vorlesen sinnvoll?

Viele Eltern wissen nicht genau, wann der richtige Zeitpunkt ist, um mit dem Vorlesen anzufangen. Dabei sollten das Vorlesen und die Beschäftigung mit Büchern schon im ersten Lebensjahr des Kindes zu einem festen Bestandteil des Tagesablaufs werden. Denn das Anschauen von Bilderbüchern kann sich bereits ab dem 6. Monat positiv auf die Entwicklung der Kinder auswirken. Dazu können Eltern so schon früh Routinen mit ihren Kindern entwickeln, die sie langfristig beim Vorlesen unterstützen.

Vorlese-Tipps für Eltern von Babys und Kindern

  • So früh wie möglich anfangen: Die ganz Kleinen wollen die Bücher vor allem anfassen, mit ihnen spielen oder die Bilder betrachten. Vorlesen bedeutet hier eher, über die Bilder zu sprechen, sie mit dem Alltag zu verbinden und die Kinder mit Sprache anzuregen. "Viele Eltern knüpfen das Vorlesen an bestimmte Fähigkeiten der Kinder – dabei stärkt das Vorlesen genau diese Fähigkeiten", so Studienleiterin Prof. Dr. Simone Ehmig von der Stiftung Lesen.
     
  • Routinen entwickeln: Eltern, die bislang nicht vorlesen, fehlt oft das Vorleseritual. Doch genau das kann helfen, regelmäßige Routinen zu entwickeln. Die Gutenachtgeschichte kann dabei ein Start sein. Keine Angst: Es gibt kein richtig und falsch. Es gibt nur das Vorleseritual, das zur eigenen Familie, zum eigenen Kind und Tagesablauf passt. 
     
  • "Mein Kind mag Vorlesen nicht – was dann?!": Ein viel gesagter Satz unter Eltern, die noch nicht vorlesen. Doch die Studie zeigt: Kinder, die nicht zu Hause, aber in der Kita oder Schule vorgelesen bekommen, fordern es zu Hause ein. "Daher können wir nur ermutigen, dran zu bleiben, unterschiedliche Bücher und Themen zu testen oder andere Medien wie Comics oder Zeitschriften auszuprobieren", ergänzt Simone Ehmig.
     
  • Buchgeschenke sind eine gute Idee: Auch der Vorlesemonitor 2023 bestätigt: Buchgeschenke wirken. Sind mehr Bücher in den Familien, wird auch eher vorgelesen. Tipp: Es gibt zahlreiche kostenfreie Angebote für Vorlesegeschichten, die Familien wahrnehmen können.

Tipps für kostenfreie Vorlesegeschichten für Kleinkinder

  • Kostenfreie Büchertaschen für Ein- bis Dreijährige: Eltern können Lesetaschen bei Kinderarztpraxen und in Bibliotheken kostenfrei erhalten. Mit dabei: Tipps zum Vorlesen im Familienalltag – und das sogar in 17 Sprachen online abrufbar. Unter diesem Link findet ihr eine Übersicht über alle teilnehmenden Arztpraxen und Bibliotheken. Die Geschichten können über die Angebotsseite auch digital entdeckt und vorgelesen werden. 
  • Ausleihmöglichkeiten in Kitas und Schulen: Kitas und Schulen verleihen oftmals Bücher, ohne dass Eltern davon wissen. Nachfragen lohnt sich daher. 
  • Digitale Angebote für Kinder ab 3: Mit Apps ist die Vorlesegeschichte nur einen Wisch entfernt. So bietet zum Beispiel "Einfach vorlesen!" eine große Bandbreite an kostenlosen Geschichten – und jeden Freitag kommen neue dazu. 

Quelle: Der Vorlesemonitor, der im Oktober 2023 präsentiert wurde, ist ein gemeinsames Projekt der Wochenzeitung "Die Zeit", Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn Stiftung. Hier findet ihr die Studien-Ergebnisse sowie Vorlese-Empfehlungen für Familien.

Vorlesetipp für (viel beschäftigte) Kleinkinder: 

Ms. Rachel ist eine amerikanische YouTuberin mit pädagogischem Anspruch: Mit ihrer Kinderserie "Songs for Littles" möchte sie schon den Kleinsten Musik und Sprache näherbringen. Zu Gast in der US-Talkshow "Today with Hoda & Jenna" teilt sie eine sehr clevere aber eher unkonventionelle Idee, um das Vorlesen bei Kleinkindern in den Alltag zu integrieren. Sie gibt zu bedenken, dass gerade die Kleinen tagsüber sehr busy sein können. Aber so schön dass Vorlesen in beruhigenden Momenten im Bett und auf der Couch auch sein kann, so sehr weiß sie das Vorlesen beim Mittagessen mit ihrem Sohn zu schätzen. Richtig gelesen: Sie liest ihm vor, während er im Hochstuhl isst. Denn dann kann er genau und frontal sehen, wie sie liest und ihren Mund dabei bewegt. Das sei vor allem für die sprachliche Entwicklung toll, so die Pädagogin.