
Babys sollten im ersten Lebensjahr möglichst auf dem Rücken schlafen. Studien haben gezeigt, dass dies einer der wichtigsten Aspekte ist, wenn es um die Vermeidung des plötzlichen Kindstods (SIDS = "Sudden Infant Death Syndrome") geht. In der Bauchlage ist die Atmung deutlich flacher und setzt schneller aus. Daher ist das Risiko für den plötzlichen Kindstod in dieser Position etwa um das Neunfache erhöht. Bereits seit den 90er-Jahren weisen Kinderärzte auf die Risiken der Bauchlage im Schlaf hin. Mit großem Erfolg, denn die Zahl der verstorbenen Kinder durch SIDS ist massiv gesunken: In Deutschland gibt es nicht einmal mehr 140 Fälle pro Jahr. Und dennoch ist die Angst geblieben, das Thema allgegenwärtig bei frischgebackenen Eltern: Die Bauchlage ist in Verruf geraten. Dabei ist sie so wichtig für Babys Entwicklung!
"Tummy Time": Ab wann darf man das Baby in Bauchlage bringen?
Leider hat die Sorge um den Plötzlichen Kindstod auch dazu geführt, dass Eltern Angst haben, ihr Baby überhaupt auf den Bauch zu legen. Dabei ist das sehr wichtig, wenn es um die Entwicklung der Kopfkontrolle geht. Denn diese kann ein Baby nur dann erlangen, wenn es auf dem Bauch liegt und so seine Nackenmuskulatur trainiert. Diesen ersten großen Meilenstein des Kopfhaltens erreichen die meisten Kinder im zweiten bis dritten Lebensmonat. Mit der sogenannten "Tummy Time" (also Zeit in der Bauchlage) können Babys schon mit wenigen Wochen oder sogar Tagen beginnen. Sobald das Baby wach, zufrieden und unter Beobachtung ist, sollten die Eltern es regelmäßig auf den Bauch legen – und so mit dem Baby die Bauchlage üben. Da diese Position anders und spannend ist, wird es versuchen, seinen Kopf zu heben und somit die Nackenmuskulatur aufbauen und stärken.
Ständige Rückenlage beeinträchtigt die Entwicklung
Übrigens: Die ausschließliche Positionierung auf dem Rücken kann auch dazu führen, dass das Baby einen asymmetrischen Kopf bekommt. Hierbei geht es nicht nur um optische Aspekte, sondern auch um eine erhebliche Beeinträchtigung in der Entwicklung der Kinder. Diese kann dazu führen, dass das Kind Physiotherapie braucht oder sogar das Tragen eines Helmes notwendig wird. Der sorgt dann dafür, dass der Kopf wieder die korrekte Form annimmt. Ein solcher Helm muss meist über Monate getragen werden. Die Physiotherapie ist zusätzlich notwendig, damit das Kind die fehlende Muskulatur aufbaut. Das Kopfhalten ist ein wesentlicher Entwicklungsschritt im Hinblick auf die folgenden Meilensteine im ersten Lebensjahr, wie Umdrehen, Krabbeln, Hinsetzten und auch Laufen.
Wie lange darf das Baby auf dem Bauch liegen?
Anfangs sollte ein Baby nur wenige Minuten auf dem Bauch liegen, denn die Haltung strengt es sehr an. Es kann auch gut sein, dass es sein Köpfchen zwischendurch immer mal wieder hebt und dann wieder ablegt. Das ist kein Grund, das Baby direkt auf den Rücken zurückzudrehen. Wenn Eltern ihr Baby in der Bauchlage beobachten, werden sie schnell heraus finden, wie lange die Position ihm gut tut. Wird die Anspannung ihm zu groß, wird der oder die Kleine das auch mitteilen. Dann ist es an der Zeit, die "Trainingseinheit" zu beenden.
Keine Lust auf Tummy Time!? So kann man die Bauchlage beim Baby fördern:
Die Nackenmuskulatur, die ausschlaggebend für die Kopfkontrolle ist, müssen Babys erst nach und nach aufbauen. Zu Beginn stützen sich Babys mit den Händen ab, wenn sie in die Bauchlage gebracht werden und den Kopf heben wollen. Ist das auf Dauer zu anstrengend, können Eltern etwas nachhelfen: Ein gerolltes Handtuch, ein nicht zu dickes Stillkissen oder ein normales Kissen unter der Brust und den Achseln kann die Nacken- und Armmuskulatur des Babys in der Bauchlage etwas entlasten und so schonend fördern. In Pekip-Kursen werden Babys auch gerne längs über einen nicht ganz prall aufgepusteten Wasserball gelegt und vorsichtig vor- und zurückgerollt. Dabei versuchen viele Babys automatisch ihr Köpfchen zu heben.
Auch Spielzeug eignet sich prima, um Anreize zu schaffen. Kleine Plüschfiguren, ein Greifring oder ein Spiegel wecken das Interesse für die neue Perspektive und machen die Spielzeit in Bauchlage für das Baby besonders spannend.
Natürlich können Eltern dem Baby die Bauchlage auch mal im Kinderwagen anbieten. Allerdings ist hier Vorsicht geboten, denn nicht alle Modelle sind dazu ohne weiteres geeignet. Ist die Babyschale zu tief, sollte die Liegefläche gegebenenfalls mit Schaumstoff oder einer zusätzlichen Matratze erhöht werden (natürlich nicht so hoch, dass das Baby aus dem Kinderwagen fallen kann). Und bitte nicht vergessen: Beim Spaziergang ist ein Baby ganz schön vielen Reizen ausgesetzt – in der Bauchlage prasseln allerlei Reize auf das Kleine ein. Also besser nicht übertreiben!
Ab wann darf ein Baby in der Bauchlage schlafen?
Mit etwa sechs Monaten können sich die meisten Babys selbstständig in die Bauchlage bringen. Eltern müssen nachts aber nicht aufstehen, um das Baby wieder auf den Rücken zu legen. Wenn ein Baby in der Lage ist, sich alleine zu drehen, ist es auch beweglich und stark genug, um sich in der Bauchlage genug Luft zum Atmen zu verschaffen – auch, wenn es sich noch nicht aus eigener Kraft auf den Rücken zurückdrehen kann. Wenn Babys eigenständig in der Bauchlage schlafen, können Eltern das tagsüber gut beobachten – und dadurch nachts etwas beruhigter sein. Abgesehen davon ist das Risiko für den Plötzlichen Kindstod in diesem Alter nur noch sehr gering.
Absurderweise gibt es inzwischen eine Art Halterung zu kaufen, damit die Babys sich gar nicht erst auf den Bauch drehen können. Die Baby-Industrie setzt damit auf die Ängste der Eltern und verdient auch noch daran. Dabei sind solche Halterungen absolut unnötig: Ein Baby sollte frei von irgendwelchen Gegenständen alleine im eigenen Bett im Elternschlafzimmer schlafen. Dies sind die SIDS-Richtlinien für einen sicheren Babyschlaf.
Fazit: Ist die Bauchlage gefährlich?
Ganz klar: Ja, die Bauchlage kann gefährlich sein. Und die Rückenlage ist zweifelsfrei die richtige und sicherste Position für den Schlaf eines Babys. Aber noch einmal zusammenfassend: Die Bauchlage ist eine ebenso wichtige Position, wenn es um die Entwicklung des Babys geht! Sie hat ihren schlechten Ruf aufgrund des Plötzlichen Kindstods. Das ist absolut gerechtfertigt, da sie hier den größten Risikofaktor darstellt. Dennoch ist "Tummy Time" unverzichtbar. Es geht also lediglich um den Zeitpunkt, wann ein Baby auf dem Bauch liegt. Am besten bringt ihr euer Baby im wachen Zustand am Tag immer mal wieder in die Bauchlage, aber beherzigt die Empfehlung, nachts immer die Rückenlage zu wählen. Dann seid ihr auf der sicheren Seite.