
Babys und Kleinkinder haben häufig Fieber oder weisen eine erhöhte Temperatur auf. Aber: Fieber ist keine Krankheit, sondern lediglich ein Indiz dafür, dass der Körper eures Kindes auf Krankheitserreger reagiert und seine Abwehrkräfte aktiviert. Bei hohen Körpertemperaturen können sich Viren und Bakterien schlechter vermehren. Fieber ist also vielmehr ein wichtiger natürlicher Abwehrmechanismus des Körpers. Und dieser muss und sollte nicht sofort mit einem fiebersenkenden Mittel angegangen werden.
- Fieberzäpfchen – ab wann erlaubt?
- Ab wann Fieberzäpfchen für Babys?
- Wann zum Arzt? Fieber ist in den ersten drei Lebensmonaten immer ein Fall für den Arzt
- Fieberzäpfchen lindern nicht die Ursache
- Fieberzäpfchen: Ab wann das Mittel der Wahl?
- Fieberzäpfchen geben: Was ihr beachten solltet
- Können Fieberzäpfchen Schaden anrichten, wenn sie zu häufig verabreicht werden?
- Vor dem Fieberzäpfchen: Sonstige fiebersenkende Maßnahmen
Fieberzäpfchen – ab wann erlaubt?
"Ich möchte noch einmal betonen: Fieber ist keine Krankheit, sondern eine Abwehrreaktion des Immunsystems zum Beispiel auf einen Infekt", sagt Dr. Klaus Rodens, Kinder- und Jugendarzt aus Elchingen. Fieber habe in diesem Zusammenhang eine Schutzfunktion. "Als Faustregel kann man sagen: Unter 39 Grad Celsius sollte man kein Fiebermittel verabreichen. Zwischen 39 und 40 Grad spielt bei der Entscheidung mit, wie das Allgemeinbefinden des Kindes ist oder ob etwa auch Schmerzen dabei sind", sagt der Experte. Das könne beispielsweise bei einer Mittelohrentzündung der Fall sein. Dann können Paracetamol oder Ibuprofen gegeben werden, die beide auch eine schmerzlindernde Eigenschaft haben.
Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rät Eltern auf ihrer Website dazu, das Fieber nicht sofort zu senken und wenn, dann nur ab einer Temperatur von 39 Grad. Man solle nur in Ausnahmefällen zu einem Fieberzäpfchen greifen, zum Beispiel, wenn das Kind merklich unter dem Fieber leidet und/oder zunehmend erschöpft wirkt. Die Temperatur sollte möglichst im Po gemessen werden. Bei Kindern ist ab einer Körpertemperatur von 38,5 Grad Celsius von Fieber die Rede, bei Säuglingen unter drei Monaten bereits ab 38,0 Grad.
Ab wann Fieberzäpfchen für Babys?
Die meisten Eltern wissen nicht genau, ob sie ihrem Säugling überhaupt ein Medikament geben dürfen. Euer Kinderarzt wird euch aufklären und ein geeignetes Medikament empfehlen. Kinder- und Jugendarzt Dr. Rodens sagt: "Ab drei Monaten können Paracetamol oder Ibuprofen alters- bzw. gewichtsabhängig dosiert gegeben werden."
Es kommen als Medikamente bei Babys und (Klein-)Kindern Paracetamol und Ibuprofen infrage:
- Paracetamol (z. B. "ben-u-ron"): Wirkt gegen Fieber und Schmerzen. Die Dosierung erfolgt je nach Alter und Gewicht. Auch für Neugeborene zugelassen. Kinderarzt bestimmt die entsprechende Dosis.
- Ibuprofen (z. B. "Nurofen"): Dosierung nach Alter und Gewicht, für Kinder ab 3 Monaten zugelassen. Kleine Dosen sind am besten über Zäpfchen zu verabreichen.
"Viel wichtiger als die Frage der Fiebersenkung ist es, die zugrundeliegende Fieberursache zu klären", wendet der Mediziner ein. "In den allermeisten Fällen sind es harmlose, hochfieberhafte Virusinfekte. Selten können aber auch problematische Erkrankungen fieberverursachend sein, so wie Lungen-, Nierenbecken- oder Hirnhautentzündungen, die eine raschen Behandlung (und nicht nur Fiebersenkung) benötigen."
Wann zum Arzt? Fieber ist in den ersten drei Lebensmonaten immer ein Fall für den Arzt
Generell solltet ihr euch an Folgendes halten: Lasst Fieber innerhalb der ersten drei Lebensmonate eures Babys immer vom Kinderarzt abklären. "Grundsätzlich gilt: Mit sehr kleinen Säuglingen unter vier Monaten zum Arzt!", sagt Dr. Rodens. In dieser Zeit können sehr unangenehme Erkrankungen auftreten. Im gesamten ersten Lebensjahr ist Fieber immer ein Fall für den Arzt. Von Fieber spricht man dann ab 38 Grad (rektal gemessen).
"Im späteren Säuglings- und Kleinkindesalter dann zum Arzt gehen, wenn der Allgemeinzustand der Kinder schlecht ist, das Fieber nicht senkbar ist und mehr als einen Tag anhält", so der Kinder- und Jugendarzt.
Wichtig: Von Temperaturgrenzen solltet ihr euch lösen, wenn euer Kind wesensverändernd ist, also etwa apathisch erscheint, extrem viel schläft, andersartig schreit oder kaum bis gar nichts trinkt. Auch wenn das Fieber länger als drei Tage anhält oder wiederkehrt, solltet ihr das Ganze lieber medizinisch abklären lassen.
Laut dem Experten seien Alarmzeichen, die zu einer sofortigen bzw. zeitnahen Vorstellung führen sollen: zusätzliche Atemnot, Nackensteifigkeit, Hautblutungen, starke Schmerzen. Vorsicht ist auch geboten, wenn das Baby eine chronische Vorerkrankung hat (z. B. Herzfehler, Immundefekt, Erkrankungen der ableitenden Harnwege).
Fieberzäpfchen lindern nicht die Ursache
Ganz wichtig zu wissen: Fieberzäpfchen können nicht die eigentliche Ursache des Fiebers bekämpfen, lediglich können sie die Beschwerden lindern. Die Ursache kann ausschließlich entsprechend der diagnostizierten Erkrankung des Kindes therapiert und kuriert werden.
Zäpfchen können also tatsächlich kontraproduktiv in Bezug auf die Bekämpfung des Erregers sein. Denn meistens steckt ein Infekt dahinter. Das Senken des Fiebers über ein Medikament nimmt dem kindlichen Körper einen bestimmten Teil der Abwehrkraft. Aber: Übersteigt die Temperatur 39,5 Grad, so ist es in der Regel sinnvoll, ein Zäpfchen (oder Saft) zu geben, um den Zustand der Kinder zu verbessern.
Fieberzäpfchen: Ab wann das Mittel der Wahl?
Vor allem Babys werden als fiebersenkendes Mittel in der Regel Fieberzäpfchen empfohlen. Auch Kleinkindern können sie (natürlich je nach individueller Altersangabe des Medikaments) noch verabreicht werden, solange sie es zulassen. Denn nicht jedes Kind findet die Verabreichung über den Po in Ordnung. Sprecht im Zweifel einmal mit eurem Kinderarzt oder eurer Kinderärztin über dieses Thema. Für Kinder geeignete fiebersenkende Mittel sind:
- Zäpfchen
- Fiebersäfte
- Tropfen
- Tabletten (Verabreichung ausschließlich(!) gemäß ärztlicher Anweisung)
Gut zu wissen: "Aspirin", ein von uns Erwachsenen oft eingenommenes Medikament mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure, dürfen Kinder nicht einnehmen.
Fieberzäpfchen geben: Was ihr beachten solltet
- Mit dem Kinderarzt sprechen: Klärt die Gabe eines fiebersenkenden Medikaments lieber (und vor allem im ersten Lebensjahr) ärztlich ab.
- Flüssigkeitszufuhr: Gebt eurem Kind ausreichend viel zu trinken. Immer wieder anbieten. Trinken ist jetzt noch wichtiger als sonst.
- Dosierung gemäß Packungsbeilage: Achtet auf die genaue Dosierung des Medikaments. Die tägliche Dosis hängt vor allem vom Gewicht des Kindes ab.
- Abstände einhalten: Haltet unbedingt die Mindest-Zeitabstände ein, diese sind je nach Wirkstoff unterschiedlich. Paracetamol-Zäpfchen: 6 Stunden Abstand/Ibuprofen-Zäpfchen: 8 Stunden Abstand.
- Zwischen Paracetamol und Ibuprofen wechseln: Abwechselnde Gaben von Paracetamol- und Ibuprofen-Zäpfchen sind möglich und können je nach Ursache durchaus sinnvoll sein. ABER: Niemals ohne Rücksprache mit dem Kinderarzt vornehmen, es kann leicht zu einer Überdosierung kommen.
Können Fieberzäpfchen Schaden anrichten, wenn sie zu häufig verabreicht werden?
Viele Eltern fürchten, dass sie ihrem Sprössling vielleicht mal ein Zäpfchen zu viel geben könnten. Kann das schaden? Schließlich sind Babys und Kleinkinder besonders in den ersten Lebensmonaten wirklich häufig krank. "Im Kleinkindesalter gilt es als im Rahmen des noch normalen, wenn bis zu zehn fieberhafte Erkrankungen im Jahr durchgemacht werden", so Dr. Rodens. Das sei die Zeit, in der sich der kindliche Organismus mit vielen, meist harmlosen, Infekten auseinandersetzt und sein immunologisches Abwehrsystem für die Zukunft stärkt. "Da kann es durchaus einmal passieren, dass gerade in der infektträchtigen Wintersaison zwei- bis dreimal im Monat Fieber senkende Medikamente gegeben werden müssen."
Aber: Die empfohlenen Abstände zwischen zwei Medikamentengaben müssen beachtet werden, um Überdosierungen zu vermeiden. "Die können bei Nichteinhaltung der Abstände gefährlich werden und zum Beispiel die Leber- oder Nierenfunktion beeinträchtigen", erklärt der Experte.
Vor dem Fieberzäpfchen: Sonstige fiebersenkende Maßnahmen
Vor der Gabe von Fieberzäpfchen solltet ihr lieber erst mal andere, mildere Maßnahmen probieren. Insbesondere bei sehr hohen Temperaturen können nicht zu kalte Wickel an Handgelenken oder Waden helfen, die Körpertemperatur zu senken. Aber nur, solange sich Arme und Beine warm anfühlen. Bei Säuglingen sollten nur Pulswickel angewendet werden und immer nur in Absprache mit dem Kinderarzt.